Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 261
(PDF, 183 MB)
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Literaturbericht

261

Okkulte Symbolik des XIII. Jahrhunderts. Der wissenschaftlich-philosophische
und religiöse Ideengehalt der BauhüttensymboMk des
XIIL Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung des Vorhallenbild
erkreises im Münster zu Fredburg i. B. — Forschungsergebnisse
Nr.l und das grundlegende Werk der Frei burger Münsterforschung.
Von Chr. Louis H e r r e. Freiburg i. B., 1920, Magnum Opus-Verlag.
Preis geh. 14 M.

Mit stummer Bewunderung stehen wir vor dem Lebenswerk Herres,
des großen Gelehrten mit dem kindlich schlichten Gemüt der die Wahrheit
der Ueberainstimmung von Wissenschaft (Kunst), Philosophie und
Religion, die er mit Worten predigt, und die Steine des von ihm durchforschten
Münsters bezeugen läßt, intuitiv ahnt und durch sein eigenes
Leben gewissermaßen verkörpert hat In seinem kindlich schlichten
Sinne findet er die Wahrheit, weil sie einfach ist wie dieser; und seine
innige Vertrautheit mit der Wissenschaft und Kunst, mit der Philosophie
und echt religiösem Empfinden kann ihm nur das bestätigen, was das
tiefste Innere seiner Seele ihm offenbart hat. Wenn die von dem Verf.
gegebenen, vielfach neuen Erklärungen des Bilderzyklus den wissenschaftlich
Gebildeten, den Kunstkenner, den Aestheten, den mit der
Religionsgeschichte Vertrauten durchgehends befriedigen, so ist dies nicht
einmal das Hauptverdienst des Herre'schen Werkes. Dies liegt in seiner
Zusammenfassung, in seinem tiefen geistigen Gehalt Man muß gewissermaßen
zwischen den Zeilen lesen, es verstehen lernen, die „verkalte
", d. h. die verhehlte Schrift richtig zu deuten. Gleich jenen Alchy-
misten, die von Sulfur, Mercur und Sal redeten, von Solvieren und Coa-
gulieren, von starkem und Ä^hwach-em Feuer, um das unreine Metall in
edles Gold zu verwandeln, und dabei unter ihrem „Großen Werk" doch
nichts anderes verstanden als die menschliche Seele, ihr eigenes Ich,
von allen Schlacken freizumachen, ihren inneren Menschen zu läutern
und zu klären, so zeigt uns auch der Verfasser nicht nur, daß der Vor-
hallencyklus die gleichen Ideen ausdrückt im Sinne eines Albertus
magnus, sondern er weist uns auch selber in offener und verkalter Sprache
auf solchen Heilsweg. Und darum ist sein Buch ein gutes Buch. Es
unterhält uns nicht nur, es belehrt uns nicht nur, es macht uns auch —
ohne dabei im allergeringsten aufdringlich zu werden — zu besseren
Menschen. Gerade solche Bücher tuen unserer Zeit bitter not und können
nicht genug empfohlen werden. Ein Eingehen auf die einzelnen Kapitel
des Werkes, in welchen Herre nach entsprechender Schilderung der Figuren
der Vorhalle und ihrer symbolischen Bedeutung die Beziehungen
des Cyklus zu religiösen Vorstellungen synkretistischer und christlicher
Art, zur Astrologie, zur Alchymie, zur Kabala, zur Freimaurerei, zur
Runenkunde, zu den Steinmelzizeichen usw. ausführt, darf ich mir wohl
ersparen. Die Darstellung ist beherrscht von der Beweisführung, daß
der ganze Cyklus den Geist des großen Kölner Albertus atmet, dessen
tiefsinnige Gedanken gerade auch für die Gegenwart von Wert sind, die
ihm in mancher Beziehung vielleicht ein besseres Verständnis entgegenbringt
als das Mittelalter. Ich schließe mit den Herre'schen Worten seiner
Einleitung: „So mag denn in manchem nachdenklichen Leser dieser Arbeit
Verstand und intuitive Erkenntnis, die Liebe zur großen Ursache in Welt
und Menschheit, das geben, was dem Autor selbst als Mysterium eines
inneren Erlebnisses zuteil geworden ist. Er möge nach voraufgegangener,
verstandesmäßiger Belehrung durch diese Arbeit, beim Betrachten der
Bildwerke selbst etwas von jenem Hauche verspüren, der die ausführenden
Künstler, die sich in Körper, Geist und Seele eins mit der Allursache und

Allnatur wußten, beseelte.** —

Freudenberg, z. Zt. Mehlem a. Rh.


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