Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 370
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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370 Psychische Studien. XLVII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1920.)

tut? Tst nicht eine Erreichung dieses Zieles auch innerhalb der
menschlichen Gefühlswelt (natürlich handelt es sich nur um die
altruistischen, nicht die egoistischen Gefühle) möglich, wie das
Zanoni tut? Wir sehen, daß der Verfasser hierauf eine ganz eigentümliche
Antwort gibt: Z., der jenen zweiten Weg betritt, wird
gerade hierdurch seinem Untergange entgegengeführt, ja die
praktische Mystik wird von B. am Schlüsse gänzlich verworfen.
Erst an der Pforte des Grabes beginnt die wahre Einweihung —
so muß sich der Held des Romanes kurz vor seinem Tode von der
Lichtgestalt Adon-Ais belehren lassen. Dem Leser wird freilich
dabei eine Antwort nicht erspart bleiben: Bedeutet diese Ansicht
B.s nicht gerade ein Aufgeben der Prinzipien des Ordens, in
dessen Dienst er den ganzen Roman geschrieben hat? Mag B.
auch mehr auf der Seite Zanonis als Meynours stehen (diese
Haltung geht aus dem ganzen Roman hervor) — hätte er sich
nicht, falls er als Rosenkreuzer die praktische Mystik gelten ließ,
allein mit diesem Gegensatze der beiden Richtungen begnügen
können? Und gesetzt auch, daß der Verfasser die praktische
Mystik vollständig verwarf - warum entschied er sich nicht im
eigentlichen Sinne für den Weg der Werke, indem er seinen
Helden etwa auf Grund moralischer Entwicklung jene höhere Erkenntnis
erreichen ließ, ohne zu der praktischen Mystik seine Zuflucht
zu nehmen? Könnte nicht gerade dadurch der Tod überwunden
werden und wer beweist uns andererseits, daß gerade
nach diesem die Möglichkeit zu jener Irritierung gegeben ist?
Dieser Widerspruch kehrt auch in jener Lichtgestalt wieder, in
welcher wir einen Deva gefunden haben, wie sie der theo-
sophischen Lehre geläufig sind: wenn Adon-Ai zuerst sckmerzli«*
bewegt in Zanonis Rückkehr zum rein Menschlichen einen Abfall
sieht (4. Buch, 9. Kap.), warum verheißt er ihm dann kurz vor
seinem Ende, daß erst mit seinem Tode das wahre Leben be*
ginnen werde? %

Der erwähnte Enkel des großen englischen Schriftstellers hat
über die Entstehung unseres Romaoes eine merkwürdige Notiz
überliefert: Sein Großvater las Anno 1835 einige mittelalterliche
Abhandlungen über Astrologie und okkulte Wissenschaften und
träumte, während er in Gedanken mit diesen Studien be-
schäftigt war, den Charakter Meynours und die Hauptumrisse des
ganzen Romans. Wir werden also die Widersprüche, die sich bei
genauer Betrachtung in dem Werk selbst ergeben, am besten aus
der Komposition des ganzen Romanes erklären können. Wer
das Werk liest, fühlt vom ersten Buche an, wie reich es an dramatischen
Momenten ist, ja wie es sich selbst unwillkürlich in eine
Reihe von dramatischen Szenen auflöst, die der Dichter mitunter
nur ganz äußerlich aneinandergereiht hat. Das Ganze ist
also ein dramatisierter Roman, dessen Konzep-


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