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Haslinger: Das Verhältnis der Kirchen zum Spiritismus. 479
natürliche zu bezeichnen, was wir jedoch mit Rücksicht auf
die in Deutschland vorherrschende naturalistische Strömung
wohlweislich unterließen (schon wieder die verflixte Klugheit
! —).
Aber liegt die Erklärung für diese Selbstsucht in der
Natur nicht in A. Kaindls eigenster Philosophie des „positiven
Eudämonismus" (behandelt in Heft 1 bis 4 der „Psych. Stud."
vom Jahre 1917), wonach die Selbstsucht eine unvermeidliche
Begleiterscheinung des Individualisationsprozesses ist?
Um also der der Natur gleichwohl innewohnenden „inver-
tististischen" oder (— im Sinne der eben erwähnten Naturphilosophie
zu sprechen —) „harmonisierenden46 Zielstrebigkeit
gerecht zu werden, müssen wir den Begriff „Natur" viel tiefer
fassen: als das nach der endlichen ( = transszendentalen)
Vereinigung seiner Individuen strebende Allwesen.
Das Vemältnis der Kirchen zum Spiritismus«
(Nach den jüngsten englisch-amerikanischen Veröffentlichungen.)
VonTrofessor Dr. Franz Haslinger (Graz).*)
Es dürfte für manche Leser der „Psychischen Studien" nicht uninteressant
sein zu erfahren, wie sich denn außerhalb Deutschlands
und Oesterreichs, zumal in England und Amerika, die Kirchen
gegenwärtig zum Spiritismus, bzw. Okkultismus stellen, die
offiziell ja seit jeher in den okkulten Erscheinungen, wie in den
Tagen der Hexen, Teufelswerk sahen. Die folgenden Ausführungen
stützen sich auf eine in der amerikanischen Zeitung
„Sun" im November 1919 erschienene Besprechung neuester
literarischer Erscheinungen und Aeußerungen hochangesehener
Kirchenmänner auf diesem Gebiete.
Seit den Tagen der Schwestern Fox und Orestes A. Brown-
sons hat die spiritistische Bewegung die Kirchenmänner in
England und Amerika nicht so sehr in Aufregung gebracht
wie jetzt die Stellungnahme Sir Oliver Lodge's und Sir Conan
Doyle's. Der Dechant der St. Paulskirche in London, Mr. Inge,
wandte sich unlängst erst aufs schärfste gegen die Hochflut des
Spiritismus, die über ganz England hereingebrochen. Wäre
diese Art jenseitigen Lebens, wie sie sich in der, beklagenswerter
Weise, erneuerten Nekromantie zeige, wahr,
dann wäre dies ein trauriger Aufschub und eine Verneinung
all unserer die Toten betreffenden Hoffnungen. Die katholische
*) Der sehr geehrte Herr Einsender, ein von strenger Wissenschaftlichkeit
ausgehender eifriger Kämpe für Erforschung des okkulten Gesamtgebiets
, ist als Germanist und Anglist an der Grazer Staatshandelsakademie
tätig und seit Jahren mit religionsphilosophischen bzw. geheimwissenschaftlichen
Studien beschäftigt. — Schriftl.
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