Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 620
(PDF, 183 MB)
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620 PsycMschfe StuKfen. XLVIL Jahrg. 12. Heft (Dezember 1920.)

eine Komponente der zellenstaatlichen Dynamik, ist das
nicht mehr so sicher. Rein philosophisch könnte man ja
schließen, daß, -da die physische Komponente des Menschen
über den Tod hinaus (als Leiche) fortbesteht, nach dem Gesetze
der Erhaltung «der Kraft und Materie aiu/ch die seelische Komponente
fortbesteht. Ob aber dieses Fortwirken der seelischen
Komponente als ein bewußtes persönliches Leben aufzufassen ist,
ist noch nicht entschieden. Hier ist der ergänzende empirische
Beweis von Seiten des Okkultismus erforderlich. (Schluß folgt.)

Zur Psychologie der politischen Willensbildung»

Von Professor Dr. Gaupp, Vorstand der Nervenklinik, Tübingen.
Die geringe politische Schulung des deutschen Volkes ist oft gerügt
und bedauert worden. Je nach der eigenen politischen Stellung
des Rügenden hat er mehr die geringe natürliche Begabung des
Deutschen für politische Fragen behauptet oder der rückständigen
Form staatlichen Lebens die Schuld zugesehobeü. Wir lassen die
Streitfrage unentschieden und begnügen uns mit der Feststellung,
daß seit dem Weltkrieg und sedt der Revolution die allgemeine
Meinimg dahin geht, es müsse sich jeder deutsche Mann und auch
jede deutsche Frau mehr mit Politik befassen als dies früher geschah
. Diese dringliche Forderung wurde in einer Zeit erhoben,
da ein furchtbares Schicksal alle Kreise unseres Volkes aufs tiefste
erschütterte, da ungeheures Vertrauen verloren ging, IMot und Entbehrung
Leib und Seele schwächten, eine ideenlose Revolution
zwar vieles zerstörte, aber selbst in der Verneinung stecken blieb.
Eine nervöse Abspannung zeigte die regelmäßigen Begleiterscheinungen
solcher unruhigen und zerrissenen Stimmungen:
die Zunahme der Reizbarkeit, das Beherrschtwerden von leiden-
schaftlichen Erregungen und unlustvollet, Spannungen, die Unter-
jochung des Verstandes und der Besonnenheit durch die wilde Unrast
der Affekte. Das Radikale stieg an Bedeutung empor, das
Pathologische gewaim die Führung und Leitung entwurzelter und
nervös überreizter Massen. Würde mir nicht die Berufspflicht die
Lippen verschließen, ich könnte absonderliche Dinge über die politische
Auswirkung geistiger Störungen und defekter Charaktere
aus meinem eigenen Beobachtungsbereich mitteilen.

Inzwischen sind fast zwei Jahre ins Land gegangen, aber es ist
noch wenig anders geworden. Dafür sorgte der Frieden von
Versailles, die suggestive Macht der Leninschen Ideen und die
naive Verständnislosigkeit weiter bürgerlicher Kreise, die sich
noch immer der Einsicht verschließen, daß eine neue Welt im
Werden begriffen ist, für die auch das Ende des Weltkrieges nur
eine untergeordnete Etappe darstellt. Die körperliche Schwächung
hat etwas nachgelassen, Arbeitslust uud Ordnungswillen haben zugenommen
, aber die affektive Erregung der Menschen konnte noch
nicht zum inneren Ausgleich gelangen. So blieb die Politik die
Beute der Leidenschaft eine Tatsache, die nicht erst durch die


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