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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1956/0014
IV. Alamannisch-fränkische Zeit: 260—750

Die „Alamanni" erwähnt Kaiser Caracalla erstmals 213, als sie in das
Limesgebiet mit Unterstützung ihrer vorzüglichen Reiterei einbrechen. Dieser
Stammesbund umfaßt vorwiegend suebische Gruppen elbgermanischer Abstammung
, von denen die Semnonen die bedeutendsten sind. Nach E. Schwarz
könnte der Zusammenschluß dieses Bundes etwa um 200 im Maingebiet
angesichts dieser Befestigungslinie erfolgt sein.

Tatendurstig und landhungrig überflutet er nach besonders schweren Einbrüchen
gegen 260 den römischen Grenzwall und nimmt das Land vom
Schwarzwald bis Oberschwaben in Besitz. Wenige Stützpunkte verbleiben
Rom. Unter Diokletian wird ab 289 der Hoch- und Oberrhein Reichsverteidigungslinie
(vgl. Abb. 3: Kastelle und Warttürme).

Da die Eroberer, noch sehr in Bewegung, zwar Llackbau treiben, vorwiegend
aber recht kriegerische, bäuerliche Viehzüchter sind, verödet zunächst
ein Teil des gewonnenen Kulturbodens. Römische Wasserleitungen, Schachtbrunnen
verfallen, die zerstörten gallisch-römischen Gutshöfe werden gemieden
. Alle römischen Vorstöße zur Wiedergewinnung des Dekumatenlandes
schlagen fehl. Nach 400 läßt sich auch die Oberrheinlinie nicht mehr halten.
Nun, im 5. Jahrhundert, werden die Alamannen hier erst richtig seßhaft.
Die Siedlungen liegen an Quellen oder Wasserläufen. Sie zeigen wohl
öfters Schwellenbauweise, die sich im Boden selten nachweisen läßt,
zumal auch weit über die Hälfte der Ortskerne früher Dörfer immer
überbaut bleiben. Deshalb kennen wir kaum Gebäudegrundrisse. Man siedelt
zunächst gesondert in weilerartigen, lockeren Hofgruppen. Das Dorf stellt
nicht die älteste Siedlungsform dar. Indirekt ergibt sich das aus mehreren
Reihengräberfeldern, die gleich alt sind, aber getrennt um frühe Orte liegen.
Die Lex Alamannorum, eine Rechtssatzung heidnisch-christlicher Übergangszeit
, überliefert uns eine kleingebäudliche Einteilung ihrer Gehöfte vor 730.
Sie gliedert sich in: Wohnhaus (sala oder domus), Stall mit Heuboden
(scura), Speicher (spicarium) und Fruchtschütte (granica). Große Höfe kennen
außerdem: Scheuer (scuria), Keller (cellaria), Schaf- und Schweineställe
und einen Verschlag im Walde für Schweine und Rinder. Als während
der fränkischen Herrschaft die Bevölkerung im 7. Jahrhundert stark
anwächst, in Mengen zum Beispiel um ein Mehrfaches, rückt man näher
zusammen, gründet neue Orte in den Ödlandstreifen oder am Rande der
Frühsiedlungen. Man rodet nun auch auf schlechteren Böden. Der notwendige
Übergang zu intensiverem Ackerbau vollzieht sich ebenfalls unter fränkischem
Einfluß. Gewannfluren dürften sich erst mit Einbürgerung der fränkischen
Hufe im 8. Jahrhundert und der damit zusammenhängenden grundherrschaftlichen
Entwicklung herausbilden. Aus Westfranken kommt auch spät die
Kunst des Steinbaus, die die Franken von den Römern übernehmen. Sie läßt
sich im rechtsrheinischen Südwestdeutschland zwischen 260 und 750 kaum
gesichert nachweisen. Gräber mit Steineinfassung in Form von Trockenmauerwerk
oder senkrecht stehenden Steinplatten mit oder ohne Steinüberdeckung
beginnen frühestens gegen 650. Anscheinend gehen sie auf linksrheinische
römische Vorbilder zurück, Aver den aber in der Regel mörtellos
gefugt. In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts herrschen sie in ganz Ala-
mannien vor.

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