Freiburger historische Bestände - digital

©er Kölner 9JMer 33artfjolomaeu3 93raun in ^teiburg

1590-1603

Don 5 r i e b r i cb S d] a u b

Die IDenbe com 16. 3um 17. 3abrf)unbert finbet -Freiburg in ben legten Hus-
mirkungen bes großen geiftigen Kampfes innerhalb ber beutfcben Ilation. Die feelifdje
Haltung ber Stabt ift beftimmt burd] biß in bem 3U (Enbe gefyenben Säkulum öurcb-
laufene Gntroicklimg unb burcb biß nad]ballenben dßnbßngßn bßs legten Jab^elmts.
(Es ift bßr IDeg oon meltaufgefcbloffener IDeite kleinlicher (Enge, dinft bei aller
geiftigen Ceoenöigfeeit frieöDolier SÜ5 feinsinniger l)umaniften, Iebens3ugemanbter
Kleriker unb übermütiger Junker innerhalb unb neben einer konferoatinen beimi-
fcben Beoölkerung; feigt roirb ber £ebenskreis sufebenbs enger, bie geiftigen Schranken
böber, biß Stabt ftüTer. Das grojge (Defcbledjt bßr Qumaniften hinterläßt (Epigonen;
eine neue miffenfdmftlicbe Rid]tung baut auf, nüchterner, praktifcben Bebürfniffen
mebr gugeroanbt; einerfeits aufs £)iftorifd]e gerid]tet; bie (Eefckicbte, bisber bilettan-
tifd] betrieben, ertjält in Srang (Buillimann einen bebeutenben Dertretßr; biß tfjeolo-
gifcke Literatur nerliert mefjr unb mebr ben polemifd]en Charakter unb kommt ben
religiöfen H)ünfd]en mebr entgegen. Hm Sdjluffe bes Jabrbunberts erfcbeint enblid]
mieber ein Bud]brucker in ber Stabt — nacbbem biß Berufung eines Proben am (Ein-
fpruck ber Regierung gefcfjeitert mar — unb macbt bamit einem befc£)ämenben ITTangel
ein (Enbe.

Hnftelle bes Weiteren, loakeren £ebensgefüf)ls tritt eine ftrengere £ebensauffaffung,
tjö^ere etfyifcbe Hnforberungen merben insbefonbere an bie (Eeiftlicken gefteltt, benen
ein „Beifitj", Konkubine unb Kinber nidjt meljr fo nacbgefeben merben mie früher. Die
Stabt ift klerikaler gemorben. (Eine neue Klofternieberlaffung entftebt, ba bie alten
(Drben in einer Krife fteben unb nom Dolk mebr ober meniger abgelehnt merben. ITTan
klagt, baß „gleickmobj bie Stabt fd]ier ooller geiftlicfjer unb ©rbensleutb,, bock leiber
barunter roenig eremplarifdje unb 3U red)ter Hnbackt anbete bemegenbe petfonen
befunben" unb begrüßt bie neu eiu3iel)enben Kapi^iner, bie in Armut leben unb fid]
um ben gemeinen ITTann in kranken unb gefunben (lagen kümmern. £)ocbftebertbe
Ulänner mie Jobocus £orid]ius 3iet?en fid] 3U ben Kartäufern 3Utück; bie Jefuiten
merben abgelehnt. Durd] ben (Einzug bes Basler Domkapitels (1529) mit feinen Kanonikern
, Kaplänen unb Hffiffen ift nicbt nur bie 3at)I ber Kleriker um 3mei bis brei
Dutjenb nermebrt morben; feit bas Domkapitel ben Stür^elfcben J)of am Rinbermarkt
als Hmtskaus gemäl]lt batte, ftanb bas größte unb befyerrfckenbe (Bebäube an ber
Qauptftrajje ber Stabt unter bem 3eicfoen bes Basler Stabs.

Der breisgauifcfye Abel unb biefe geiftlid]en Herren finb nielfack Kunftliebkaber unb
Huftraggeber für Baumeijter, Bilbkauer unb ITIaler. 3mar treten bie Basler nie fo
granbfeigneurljaft auf mie etma bie ITTain3er — bie Basler Domherren feien bie ärm-
ften unter ben beutfdjen, fagt bie 3immerfd]e Gfyronik einmal —, aber fie geben Künft-
lern unb bem Kunftgemerbe managen Derbienft. (Brofee Bauaufgaben finb nicbt meljr 3U

102