http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0018
Stadtverwaltung und Universität in der
Vergangenheit
Von Maximilian Kollofrath
Bei der feierlichen Eröffnung des Neuen Kollegiengebäudes am 28. Oktober
1911 erklärte Oberbürgermeister Dr. W int er er : „Die Stadt hat zu allen
Zeiten die Universität als ihr Kleinod, als ihr Juwel betrachtet, durch dessen
Glanz die übrigen Vorzüge der Stadt erst in die richtige Beleuchtung gesetzt
werden." In der Tat, von Anfang an war sie um das Blühen und Gedeihen der
Hohen Schule bemüht und hat sich in kritischen Zeiten nachdrücklichst für
deren Fortbestand eingesetzt. Das schließt natürlich nicht aus, daß im Laufe
der Jahrhunderte dann und wann auch einmal Meinungsverschiedenheiten
auftraten. Aber immer wieder fanden beide Teile einen gütlichen Ausgleich
und standen besonders in Zeiten der Not treu zusammen.
Unsere Alma mater ist keine städtische Gründung wie etwa die in Bologna,
sondern eine fürstliche. Dennoch trat die Stadtgemeinde von Anfang an so
stark in Erscheinung, daß man sie — nach Finke — als Mitgründerin bezeichnen
darf. Dr. Winterer hat in seiner oben erwähnten Rede mit Stolz darauf
hingewiesen, wie in der Stiftungsurkunde nach den allgemeinen Zusicherungen
des Landesherrn über Schutz und Schirm fast dramatisch überraschend Bürgermeister
und Rat selbstredend mit der Erklärung auftraten, daß alles, was
vorstehend in der Urkunde gesagt, mit ihrem Willen und Wissen geschehe,
daß sie für sich und ihre Nachfahren geloben, alle Anordnungen getreu zu
befolgen und das Interesse der Universität in jeder Weise zu fördern.
Dieses Versprechen zu erfüllen, sollte die Stadt nur zu bald Gelegenheit
haben. Die Finanzierung der Flohen Schule erfolgte nämlich in erster Linie
durch die Inkorporation einträglicher Pfarreien, u. a. auch der Freiburger
Münsterpfarrei, Kanonikaten und einer Kaplanei. Das war nun leichter
dekretiert als realisiert, denn den Inhabern der Pfründen konnten nicht ohne
weiteres ihre Rechte geschmälert oder entzogen werden. Es bedurfte einer
gewissen Anlaufzeit, und da blieb schließlich nichts anderes übrig, als daß die
Stadt von sich aus zunächst die notwendigen Gelder, sozusagen zur Vorfinanzierung
zur Verfügung stellte. Sie war es, die dem ersten Rektor Matthäus
Hummel seine Reisen nach Wien und Mantua ermöglichte und für die
ersten, wenn auch bescheidenen Einrichtungen aufkam. Mehr als ein Jahrzehnt
hat sie nach der Eröffnung der Universität, am 27. April 1460, die Dozenten
nach Freiburg berufen und honoriert. Nicht selten findet sich in jenen Jahren
der Vermerk, daß Bürgermeister und Rat den einen oder andern Doktor von
auswärtigen Universitäten „ze leren und ze regiren uffgenommen, bestellt, im
glopt und versprochen haben", zwanzig Gulden Gehalt zu geben. Im Jahre
1493 bestätigt die Universität ausdrücklich:
18
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0018