Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 22
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0022
Nicht selten stand der Stadtrat mit einzelnen Mitgliedern der Alma mater
in besonders enger Beziehung. In diesem Zusammenhang kann nur auf einige
wenige Beispiele hingewiesen werden. So waren die Stadtphysici häufig zugleich
Mitglieder der Medizinischen Fakultät, oder Schulmänner und Juristen
gleichzeitig akademische Lehrer. Es sei nur an einen Mann wie Ulrich
Zasius (1461—1535) erinnert, den führenden Rechtslehrer seiner Zeit, befreundet
mit namhaften Humanisten wie Celtis, Wimpheling, Geiler von
Kaysersberg, Sebastian Brant, Peutinger, Pirkheimer und vor allem mit
Erasmus von Rotterdam. Im Jahre 1493 vertrat er erfolgreich die Interessen
Freiburgs vor dem Gericht in Konstanz, 1494 war er Stadtschreiber in unserer
Stadt, wurde zwei Jahre später Vorstand der hiesigen Stadtschule und nahm
als bereits verheirateter Mann die juristischen Studien an der Albertina auf.
1501 promovierte der Vierzigjährige zum Doctor legum, und im Jahre darauf
bestellte ihn der Stadtrat zum Rechtskonsulenten, „als eines ehrsamen Rates
verpflichteten Doktor". Zugleich übte er die akademische Lehrtätigkeit aus;
bis 1511 stand er in den Diensten der Stadt und war in deren Auftrag maßgeblich
an der Umarbeitung (Reformation) des eigenen Stadtrechts, der „Nüwe
Stadtrechten und Statuten der loblichen Stadt Fryburg im Pryßgow gelegen"
beteiligt.

Zu den frühesten Lehrern der artes liberales an der hiesigen Hohen Schule
zählte Gregor Reisch, der hier seinen akademischen Studien oblag und
bald darauf in das Kartäuserkloster am Fuße des Hirzberges eintrat, wo er
sich auch weiterhin der Wissenschaft widmete. Seine Konventualen wählten
ihn schon bald zu ihrem Prior, und der Ruf des stillen Gelehrten drang,
besonders nach dem Erscheinen seiner „Margarita Philosophica" (1503), eines
Lehrbuches aller Wissenschaften für die studierende Jugend, weit über Freiburgs
Mauern hinaus. Der sittenstrenge Mönch genoß auch das volle Vertrauen
Kaiser Maximilians L. der ihn 1519 an sein Sterbelager rufen ließ, um
von ihm betreut seine letzte Reise anzutreten. Um die Gelehrtenarbeit dieses
bescheidenen Mannes gewissermaßen zu fördern, verbot der Stadtrat (1508)
in den Wäldern rings um die Kartause den Vogelfang, damit die Patres nicht
gestört würden und „auch die Vogelin, so zu ihnen ihren Flug haben und
Wohnung bei ihnen nehmen, nicht verscheuchet werden". Wahrlich ein Erlaß,
der beide ehrt!

Freiburgs Geschichte ist bekanntlich reich an schweren Bedrängnissen, und
es ist bezeichnend für das Verhältnis von Universität und Stadt, daß sich beide
gerade in den Jahren der Not und des Unglücks immer wieder zusammenfanden
. So war es zum Beispiel zur Zeit der Bauernkriege, als im Jahre 1525
mehr als 12 000 Bauern Freiburg belagerten, und der Stadtrat sich gezwungen
sah, die gesamte Einwohnerschaft zur Verteidigung aufzurufen, weil sie ganz
auf sich gestellt war und von keiner Seite Hilfe zu erwarten hatte. Die wehrfähige
Bürgerschaft wurde, entsprechend den zwölf Zünften, in zwölf „Haufen
" eingeteilt. Die Universität stellte drei Rotten zu je 13 Mann unter
Führung des Rektors Derrer und der Professoren Götz und Amelius; doch
waren, nach Schreiber, gewöhnlich mehr als 70 Studenten unter den Waffen,
eine beträchtliche Schar, gemessen an der Zahl der damals Immatrikulierten.
— Auch in späteren Jahren wird Universitätsangehörigen ihre Tapferkeit und
Unerschrockenheit lobend bescheinigt; so im Jahre 1632, als Studenten gemeinsam
mit den Bürgern die Stadt von der Burghalde aus gegen die Schweden
verteidigen halfen. Die Befestigung war damals dürftig; das „Freiburger

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