Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 32
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sage dort, ich. würde lieber heute als morgen, und wäre es zu Fuß, wieder dorthin
zurückkehren".

Sehade. Wie konnten es die Freiburger verbummeln, in ihrer berühmten
Fronleichnamsprozession der Zunft ihrer Studentenmütter, dicht hinter dem
„Himmel" einen Ehrenplatz zwischen den hohen Prälaten und den Professoren
der Uni anzuweisen. Sie hätten ihn doch wirklich verdient. Sie, die ihr Leben
lang nichts anderes wollten als für ihre Studenten aktiv zu sein.

Die Altstadt Freiburg bleibt für uns alle ihr löbliches Erinnerungsbuch.
Muster ihrer Art bleiben darin vermerkt. Von Plaus zu Haus. Die Bombennacht
, die ihre Buden zerstört, hat ihnen in unseren Flerzkammern ein „Leib-
geding" verschafft. So der alten Frau Klaus. Sie wohnte in der Schiffstraße
in einem schmalen Plaus, das einst deü Äbten von Tennenbach gedient, von
denen einer noch lange auf dem Speicher umging. Frau Klaus gehörte zur
Elite ihrer Art, die es nicht nötig hatte, bei Semesterbeginn das Täfelchen
„Möbliertes Zimmer zu vermieten" ans Fenster zu hängen. Denn sie nahm nur
Mieter auf Empfehlung. Nur Korpsstudenten: Plessenpreußen, vielleicht noch
Rhenanen oder Schwaben. Am liebsten ihre „PTassa barusse". Wagte sich
dennoch mal ein Burschenschafter in ihr Plaus, spielte sich zwischen ihr und
ihm die Stummszene aus dem „Fliegenden Plolländer" ab, die in der knappen
Begrüßung ihr Ende fand: „was bilde Sie sich ein, junger Mann, glaube Sie,
ich laß mich auf Wilde ein?"

Sie lebte nur für ihre Lieblingsfarben. Für ihre „Korpiers" bügelte sie schon
frühmorgens und sang dazu Kommersbuchlieder. Das ganze Haus duftete nach
Terpentin, denn unermüdlich fummelte ihr Lappen über Boden und Treppen.
Böden, teils eingelegt. Ich durfte ihr manchmal helfen, wenn sie die frischgestärkten
Vorhänge aufmachte, das Skelett in der Ecke betrachten, das ein
„Tönnchen" schief auf dem Schädel trug und das in Spiritus eingelegte, behaarte
Hautstück, das der Student bei einer
Säbelmensur in Merzhausen verlor. Streng
hielt sie Zucht. Stellte an Kneipabenden dem
Studenten einen Eimer ans Bett, falls ihn
der „Matrosenhusten" befiel. Drehte sich
dennoch mit ihm das Karussell so plötzlich,
daß es zum Zielen nicht mehr reichte, fand
er am Monatsersten die Sonderleistung unter
„den Dreck weggemacht" mit 3 Mark berechnet
.

Dagegen puderte sie „Schmisse" unberechnet
mit Jodoform, legte Verbände an und
heiße Schmalzwickel nach Professor Bäumler
wie ein gelernter Mediziner. Und da sie
keinerlei Besuch von Damen duldete, verquirlte
sie selbst Cognac mit Zucker und Eidotter
an Tagen mit Hausverbot. Nahrung,
die ihr Plerr mit zngeschwollenen Lippen
durch ein Röhrchen zu sich nahm, die Fensterparade
seines Schwanns entgegen nehmend.

Ihr einziger Verkehr vom Fachverband, Frau Nurmüller, um die Ecke, so
genannt, weil sie mit einem Studenten angab, der von Müller hieß, galt als

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