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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 54
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auch noch umfangreiche Übermalungen aus. Josef Anton Geßler aus Braiten-
bach war Maler und Zeichenlehrer an der Universität und am Gymnasium,
später auch am Lyzeum, an der Gewerbeschule und an der höheren Bürgerschule
. Nebenher restaurierte er Gemälde.

Hiermit nicht genug. 39 Jahre später, im Jahre 1866, erhielt ein Maler abermals
den Auftrag, die beiden Flügel zu restaurieren. Über den Zustand der
Malereien berichtet eine Kostenberechnung vom 27. April 1866, die der Kunstmaler
Sebastian Lntz auf Veranlassung des Senates der Universität für die
Wiederherstellung des ganzen Altars vorgelegt hat. Er schrieb unter anderem:
Da die beiden Mittelbilder von Holbein durch frühere im geschickte Restauration
arg gelitten, bei der starken Übermalung aber kaum zum voraus nicht
genau ermittelt werden kann, wieviel nach Wegnahme der neuen Zutat zu
ergänzen sein wird, ist hier ein Überschlag nicht genau anzugeben, dürfte aber,
wenn nicht sehr starke Beschädigungen zutage treten, mit 50 bis 100 Gulden
wieder herzustellen sein." Die Arbeit hatte Lutz im November 1866 beendet;
sie kostete 402 fl 36. Er entfernte jedoch nicht die Übermalung von Geßler,
sondern übermalte die Übermalung nach eigenem Gutdünken.

Bei Beginn des zweiten Weltkrieges wurden mit anderen wertvollen Kunstwerken
die beiden Flügel in die trockene und unbenutzte Herz-Jesu-Kirche in
Meßkirch in Sicherheit gebracht. Anfang des Jahres 1941 trat nach starkem
Schneefall plötzlich Lauwetter ein; Schmelzwasser drang durch die schadhaft
gewordene Decke der Kirche, direkt oberhalb der geborgenen Kunstwerke,
und durchnäßte auch die Flügel mit ihrem Verpackungsmaterial, Wolldecken
und Holzverschalung. In diesem noch nassen Zustand wurden sie mit anderen
Kunstwerken in die St.-Sylvester-Kapelle im Münster zu Konstanz gebracht,
um dort sicherer aufbewahrt zu werden. Im Januar 1944 kamen sie nach Freiburg
i. Br. in mein Atelier im ehemaligen Adelhauserkloster, damit wenigstens
die Hauptgefahren für den Fortbestand der wertvollen Malereien beseitigt
werden. Durch die langanhaltende Einwirkung der Nässe, das Packmaterial
blieb um die Gemälde, war eine umfangreiche Verschimmelung der Flügel
entstanden, und ungewöhnlich viele Farbblasen und lose Farbschollen hatten
sich gebildet. Die Schäden beseitigte ich. Wegen der ständig zunehmenden
Gefährdung der Stadt Freiburg und der damit verbundenen neuen Gefahr
für die Gemälde war zunächst eine Fortf Lihrung der begonnenen Restaurierung
und Konservierung unmöglich und nicht zu verantworten. Notgedrungen wurde
deshalb die Arbeit unterbrochen. Erst im Juli 1945 konnte sie fortgesetzt und
im Dezember 1945 beendet werden.

Der Zustand der beiden Gemälde vor der Wiederherstellung war folgender:
Vollständige Verschimmelung der Vorder- und Rückseite, unzählige bis zu
8X8 mm große Farbblasen und lose Farbschollen, Erweichung und Quellung
der Grundierung, Schrammen infolge Druck oder Stoß, senkrechte Risse innerhalb
der Färb- und Grundierungsschicht, flecken- und flächenweise Verdunkelung
der Oberfläche, Oxydation des Firnisses, großenteils verlorener molekularer
Zusammenhang der Farben und des Firnisses und rege Lätigkeit von
Holzwürmern in den Bildtafeln und Rahmen.

Um die Schäden beseitigen und die Übermalungen entfernen zu können,
ohne dabei die Originalmalerei zu gefährden, war es erforderlich, durch gewissenhafte
Untersuchung die von Holbein angewandte Maltechnik, die damals
verwendeten Werkstoffe und die der Übermaler zu ermitteln. Erst die
einwandfreie Kenntnis dieser technischen Daten machte es möglich, sicher und

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