Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 55
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0055
mit Erfolg zu arbeiten. Dieses Wissen ließ den Beginn der Restaurierung und
Konservierung erst zu.

Von den Rändern der Malerei entfernte ich für die physikalisch-optische
und chemische Untersuchung 80 Farbpartikel einschließlich der Grundierung.

Das Untersuchungsergebnis war: Jede Tafel besteht aus fünf sorgfältig
glattgehobelten Föhrenholzbrettern, die eine Dicke von 11 mm haben und mit
Kaseinleim zusammengeleimt sind. Darauf eine Yorleimung mit tierischem
Leim und danach die Grundierung, die aus Kreide, Bleiweiß, tierischem Leim
und einer Spur Öl hergestellt ist. Bei genauer Betrachtung der Bretter zeigte
sich am Hirnholz, daß die Jahresringe im rechten Winkel zu den Schnittflächen
stehen. Durch diese sorgfältige Auswahl der Bretter wurden weder die ganzen
Bildtafeln noch die einzelnen Bretter wellig. Größe der Flügel: 2,30 m hoch,
1,09 m breit.

Die Grundierung wurde in dünner, nur porenfüllender Schicht aufgestrichen
, geschliffen und die sehr sorgfältige Vorzeichnung mit schiefergrauer
Temperafarbe ausgeführt. Anzeichen sprechen dafür, daß sie aufgepaust
wurde; an einigen Stellen ist sie unter dünn gemalten Partien deutlich zu
erkennen. So zum Beispiel bei der „Anbetung der Hirten" an den Engeln, den
Händen der Maria und des heiligen Joseph. Bei der „Anbetung der Heiligen
Drei Könige" an allen Gesichtern. Der blendend weiße Malgrund erhielt eine
helle, ockerfarbige Imprimitur, bestehend aus Harzfarbe, die einheitlich und
nur lasierend aufgestrichen ist, und welche die Vorzeichnung noch deutlich
sichtbar werden läßt. Zunächst wurde die Malerei mit Temperafarben, lasierend
und deckend, soweit ausgeführt, wie es in dieser Technik überhaupt möglich
ist. Beginnend mit hellen Tönen, dann dunkler werdend bis zu den dunkelsten
Partien. Hierüber erfolgte der Aufstrich eines Harzzwischenfirnisses, der die
eingeschlagenen, matt gewordenen Temperafarben wieder kräftig und leuchtend
erscheinen ließ. Mit Harzfarben, hauptsächlich nur lasierend, wurden die
Gemälde fertig gemalt und nach gründlichem Trocknen gefirnißt. Die Malereien
sind in Mischtechnik ausgeführt.

Der Originalfirnis ist nicht mehr vorhanden, stattdessen ein in späterer Zeit
auf gestrichener Ölfirnis. Hierüber liegt eine umfangreiche, nahezu alle Teile
der ursprünglichen Malerei zudeckende Übermalung, die der Maler Geßler im
Jahre 1827 mit Ölfarben ausführte und mit einem Ölfirnis überzog. Im Lauf
der Zeit oxydierte dieser so stark, daß dadurch alle Farben und Tonwerte seiner
Malerei entstellt wurden.

Darüber liegt eine zweite mit Ölfarben ausgeführte Übermalung, die nahezu
die gesamte vorherige Übermalung zudeckt. Sebastian Lutz führte sie im Jahre
1866 aus und überzog sie mit einem Harzölfirnis, der ebenfalls stark oxydierte
und eine flecken- und flächenweise Verdunkelung seiner Malerei verursachte.

Nachdem die Übermalungen als solche einwandfrei erkannt waren, schloß
sich an dieses Untersuchungsergebnis die verantwortungsvolle und spannungsreiche
Entscheidung nach dem Grund der Übermalungen. Waren die Gemälde
so stark beschädigt, daß sie übermalt werden mußten, oder waren dafür lediglich
zeitgeschmackliche Gründe ausschlaggebend? Kann diese Frage beantwortet
werden, so steht gleich eine weitere bereit: In welchem Erhaltungszustand
werden die Gemälde nach der Entfernung der Übermalungen sich dem
Auge darbieten? Aber chemische und physikalische Mittel stehen dem Restaurator
und Konservator zur Verfügung, die eine eindeutige Antwort ermöglichen
. Mit Hilfe der Röntgenstrahlen und der Lumineszenzanalyse im filtrier-

55


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0055