Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 66
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0066
und zum I.Oktober 1926 das planmäßige Ordinariat, das er bis zu seiner
Emeritierung am l.Mai 1949 innehatte.

Als Noeggerath seinen Dienst in Freiburg übernahm, waren die räumlichen
Verhältnisse der Kinderklinik von erbarmungswürdiger Primitivität. Es ist
hauptsächlich seinem Wirken zu verdanken, daß Schritt für Schritt Verbesserungen
erreicht wurden. Den größten baulichen Fortschritt brachte 1926/27 der
Bau des „Hauses zur Sonne". Eine namhafte Spende der amerikanischen
Quäker, an deren Zustandekommen Noeggerath maßgeblich beteiligt war, bildete
den Grundstock zur Finanzierung dieses Hauses. Dank seiner vorsorglichen
Maßnahmen zur Evakuierung der Kinderklinik während des zweiten
Weltkrieges konnten große Verluste an Menschenleben in der schwer getroffenen
Klinik verhütet werden. Nach Kriegsende gelang es ihm, mit Hilfe
des Internationalen Hilfsdienstes eine Abteilung der Klinik, das „Haus
Noeggerath", wieder aufzubauen.

Sein besonderes Anliegen war die internationale Zusammenarbeit auf dem
Gebiet der Pädiatrie. Sein Amt als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft
für Kinderheilkunde bot ihm hierzu reichlich Gelegenheit; bei Kongressen im
In- und Ausland hielt er zahlreiche Referate. Es ist mit Noeggeraths Verdienst
und Werk, daß die deutsche Kinderheilkunde in der ganzen Welt in hohem
Ansehen steht.

Vielseitige Beziehungen verbanden Noeggerath mit der Stadtverwaltung;
so betreute er die von ihm gegründeten Einrichtungen zum Schutze von Mutter
und Kind, die Mütterberatungsstellen und Kinderheime und stand dem Stadtjugendamt
auch als Betreuer der Haltekinder zur Seite. In seiner Eigenschaft
als Mitglied des Gesundheits- und Wohlfahrtsausschusses leistete er der Stadtverwaltung
und in gleicher Weise den Wohlfahrtsverbänden wertvolle Hilfe.

In der schlimmen Nachkriegszeit waren Noeggeraths Beziehungen zu den
ausländischen Hilfsorganisationen für die notleidende Bevölkerung von besonderem
Vorteil. Im Kampf um die Verbesserung der Ernährung und Kleidung
der Kinder stand er stets erfolgreich an der Spitze.

Am 4. Juni 1952, seinem 76. Geburtstag, ist dieser Freund und Helfer vieler
Kind er aus Stadt und Land verstorben.

Aus der Hand des Königs Gustav Adolf von Schweden konnte

Professor Dr. Hermann Staudinger

im Dezember 1953 die Urkunde über die Verleihung des Nobelpreises für
Chemie entgegennehmen. Staudinger, der zweite Nobelpreisträger aus unserer
Stadt, wurde am 23. März 1881 in Worms geboren. Nachdem er zuerst an den
Hochschulen Straßburg, Karlsruhe und Zürich geforscht und gelehrt hatte,
folgte er 1926 einem Ruf an die Universität Freiburg, wo er das Ordinariat für
organische Chemie und die Leitung des Chemischen Instituts übernahm.

In seinem neuen Amte widmete er sich fast ausschließlich der makromolekularen
Chemie, deren Begründer er wurde. Auf das Neuland, das Staudinger
mit seinen Forschungen auf diesem Gebiet betreten hat, folgte ihm die
Wissenschaft nur zögernd und zweifelnd, doch erkannte man bald, daß mit
der 1927 von ihm geschaffenen vollsynthetischen Faser das Fundament für die
Kunstfaserindustrie gelegt wurde. Seine Forschungsergebnisse waren es, die
zu den heutigen Fabrikationsmethoden für eine Reihe von Kunststoffen wie
Buna, Nylon, Perlon, Igelit und viele andere führten. 1940 gründete er ein von

66


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0066