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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 112
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0112
Allgemeine Seuchen, Pest und Krieg haben diese Einrichtung stets von neuem
bedroht. Als die Spitalarmen durch den Verlust ihres Spitals heimatlos wurden
, fanden sie zwar Zuflucht im Heiliggeist-Spital in der Altstadt. Aber
dieser Aufenthalt mochte den Evakuierten nicht recht bekommen haben. Der
Stolz der alteingesessenen „Burger" war beleidigt5.

Es war um die Wende zum 18. Jahrhundert eine düstere Zeit für die Armen
und Kranken, die Fremden und die Elenden. Die Kranken und die Kriegsinvaliden
waren gänzlich auf die Wohltätigkeit der Bürger angewiesen.
Soziale Sicherheit im heutigen Sinne gab es keineswegs; dafür aber eine neue
Bettelordnung der Stadt Freiburg (1713) zur Bekämpfung der Bettelei Ortsansässiger
und Fremder6. Wie schlecht mochte es da um die Krankenhilfe wie
um jede andere menschliche Hilfe bestellt gewesen sein für diejenigen Armen,
die sich nicht selber helfen konnten. Immer wieder hören wir, daß der Armenfonds
erschöpft war, da er selbst auch sogar zu den Kriegslasten herangezogen
wurde.

Dieses Elend hatte den Freiburger Ratsherrn Johann Baptist Brunner
im Jahre 1709 veranlaßt, durch eine hochherzige Stiftung sein in der Gerberau
gelegenes Haus „zu ewiger Einkehr und Nachtherberg den armen, verlassenen,
vertriebenen Leute" zu vermachen7. In diesem Flause fand das Armenspital
wieder für Jahrzehnte eine neue Heimstätte. Die kranken Armen wurden
daselbst durch den gelehrten Arzt der Stadt, den Stadtphysikus, betreut.

Das ist in aller Kürze die Vorgeschichte des Armenspitals. Sie wurde geschildert
, weil aus diesem Armenspital unsere heutigen
Universitätskliniken hervorgingen. Das Haus Gerberau
34 ist ihre Geburtsstätte8.

Nachweislich war schon im Jahre 1735 der professor praxeos, der Professor
der medizinischen Praxis, mit seinen Medizinstudenten und Lizentiaten dort am
Krankenbett. Offenbar war aber diese Gastrolle für den klinischen Unterricht
nicht genügend. Der Professor sollte oder wollte selbst Spitalphysikus im städtischen
Armenspital werden. Bis zur Kaiserin Maria Theresia drangen diese
Wünsche. So vernehmen wir aus ihrer Allerhöchsten Resolution vom 26. Dezember
1767 die Klage, daß die Zuhörer der Universität von den Lehren des profes-
soris praxeos nicht allen möglichen Nutzen schöpfen können, wenn nicht ein
nosocomium (clinicum) vorhanden ist, in welchem er seinen Schülern jenes, was
er mündlich vorgetragen hat, in der Tat und der Natur selbst darstellen kann9.
Der Allerhöchsten Resolution lag also die Absicht zugrunde, aus dem städtischen
Armenspital ein echtes allgemeines Krankenspital zu machen und zugleich
ein Klinikum der Medizinischen Fakultät der Universität im Interesse
der ärztlichen Wissenschaft, insbesondere der medizinischen Praxis und Lehre.
Waren wohl auch zuvor schon die Armen der Stadt der ärztlichen Wissenschaft
dienstbar, so war jetzt zum erstenmal durch die „allergnädigste Willensmeinung
" der Kaiserin von Staats wegen — vermutlich aber unter dem starken
Einfluß des Reformators des medizinischen Unterrichts, Gerhard von Swieten10,
— die Verbindung geschaffen zwischen der Universität

5 Poinsignon, a. a. O. Bd. I, S. VIII.

6 A. Retzbach: „Die Freiburger Armenpflege vom 17. bis zum 19. Jahrhundert" in Zeitschr. f. Bef. d. Gesch.,
Bd. 34, 1918, S. 5.

t E. Thoma: „Das Krankenspital zu Freiburg und dessen Verwaltung" 1890, S. 5; H. Sautier, a. a. O. S. 245.

8 H. Flamm: „Geschichtl. Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg, Häuserstand 1400—1806", Freiburg 1903, S. 86.

9 E. Thoma, a. a. O. S. 5.

io K. Siebert: ,.Die ersten hundert Jahre der Freiburger Universitätsklinik" in Zeitschrift für Krankenanstalten
1922, Nr. 4 S. 51.

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