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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 115
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Nutzen der Kranken vollzogen. Manche administrative Schwierigkeit aus
dieser Verbindung mußte in der Folgezeit freilich noch bereinigt werden.

Damit war der Grundstein gelegt für die Errichtung eines neuen Klinikums
, dessen Segnungen noch im 20. Jahrhundert spürbar waren. Vorzüglich
den Armen sollte es dienen. „Alle armen Kranken beiderlei Geschlechts, sowohl
von der Bürgerschaft als den übrigen hiesigen Einwohnern und deren
Dienstboten und ebenso die Fremden" sollen darin verpflegt werden. Also
auch die Fremden, Heimatlosen und Wanderer, sofern sie „wahre Kranke und
Arme" waren, sollten im Hospital Aufnahme finden. So bestimmte es der
gemeinsame Wille der Stifter, der beiden großen „Philanthropen von Freiburg
". Damit finden wir durch diese Stifter Gedanken verwirklicht, die der
einstige Lehrer an der Freiburger Hohen Schule, der geistesmächtige Geiler
von Kaysersberg (geboren 1445) in seinen berühmten 21 Spitalartikeln15 bereits
vertrat.

Heinrich Sautier zeichnet das Porträt dieser Stifter ins Krankenhaus in
den Grabschriften auf Christian Wenzinger und besingt dieses Werk, geweiht
„der armen, siechen, verwelkenden Menschheit"16. Die Armen selbst empfanden
indessen diese Segenstat am meisten. Als Wenzinger am 1. Juli 1797
starb, folgten seinem Sarg zu seiner Ruhestätte auf dem heutigen Alten
Friedhof „sämtliche Arme der Stadt"; so berichtet der Zeitchronist17. Die
beiden großen Stiftungen waren für die Nachwelt zugleich
zum verpflichtenden Auftrag geworden, an den
kranken Menschen in der Stadt ohne Ansehen der Person
und ihrer Rechtsstellung das christliche Liebesgebot
als persönlichen Dienst am Kranken zu vollziehen
.

Im Jahre 1780 zog das Spital von der Gerberau in das Gebäude der alten
und ehrwürdigen Sapienz Ecke Nußmann- und Herrenstraße um. Wenzinger
hatte es selbst zum Klinikum umgebaut; 30 Krankenbetten zählte es. Wiederum
ein denkwürdiger Zeitabschnitt für die Armen und die Universität hat
begonnen.

Es war die Zeit der großen Arbeitslosigkeit in Freiburg. Die Granatschleiferei
, welche seit der Mitte des 14. Jahrhunderts einen beträchtlichen Teil
der Freiburger Bevölkerung ernährte, hatte ihre Existenzgrundlage eingebüßt
. Man habe bald keinen Schritt mehr auf die Straße tun können, ohne
von einem Schwann Bettler angehalten zu werden, so wird berichtet18. Das
Armenwesen war in einem kläglichen Zustand, seine Geldmittel erschöpft.
Aber auch die Universität rang gleichzeitig um ihre Existenz und Erhaltung.

Als der Krieg erneut das Land überzog, war das Krankenspital in der alten
Sapienz überbelegt mit Kriegsopfern.

Jetzt durfte auch der „Professor der Chirurgie" den chirurgisch praktischen
Unterricht für die Schüler der Arznei und Wundarznei ebenfalls ins
Krankenspital verlegen10. Kein Geringerer als Matthäus M e d e r e r , der
Vorkämpfer für die Gleichstellung der Chirurgie mit der Medizin und spätere

15 W. Liese: „Geschichte der Caritas" 1922, Bd. I, S. 288.
iß H. Sautier, a. a. O. S. 252.

17 M. Kollofrath: „Vom Geist der Nächstenliebe im alten Freiburg", Einwohnerbuch der Stadt Freibure
1951, S. 12. 6

18 A. Retzbach, a. a. O. S. 9.

19 H. Schreiber, a. a. O., IV. Teil, S. 274.

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