Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 118
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Trotz solchen Erfolges ging die erste Poliklinik wieder ein. Der Armenfonds
war wieder einmal erschöpft und konnte diese kaum begonnene segensreiche
Einrichtung nicht mehr weiterstützen. Es waren die Jahre, als an
manchen Tagen 800 bis 1000 Dürftige, Einheimische und durchreisende
Fremde, die nach Amerika reisen wollten oder elend von dort zurückkehrten,
unterstützt werden mußten. Für heutige Begriffe unvorstellbar arme Zeiten,
wo man „oft nicht einmal die paar Kreuzer besaß, um Salz zu kaufen"; so
hören wir klagen in den Rechnungsauszügen des Armenfonds Anno 1817
und 182 1 22.

Der Geist aber, in welchem die erste ambulatorische Universitätspoliklinik
ins Leben gerufen wurde, ist lebendig geblieben bis zum heutigen Tage.
„Gewiß dürfen wir aus diesem Anfange bei diesem dermaleinst eingeführten
sehr wohltätigen poliklinischen Institut auch für die Nachwelt zum besten der
Universität erwarten, daß die gerechte Vorsehung recht viele Menschenfreunde
zum Fortbestand derselben erwecken, sowohl die unsrigen als auch die redlichen
Bemühungen künftiger Direktoren mit den besten Erfolgen krönen
wolle", so schrieb Professor Schütz im Freiburger Wochenblatt. Mit Recht
weist Professor S a r r e in seiner Rede zur Einweihung der wiederhergestellten
medizinischen Universitätspoliklinik am 9. Juni 1951 auf diesen Gründergeist
hin23.

Allen Hindernissen zum Trotz gelang es Professor Karl Heinrich Bau m -
g ä r t n e r 24, dem Direktor der medizinisch-klinischen Anstalt in Freiburg,
das Poliklinikum neu zu errichten. Am 1. Januar 1828 trat es in Wirksamkeit.
Es sollte vermögenslose Kranke, die nicht in das Hospital aufgenommen werden
sollten oder konnten, unentgeltlich behandeln und mit Arzneien unterstützen
. Wie die erste Poliklinik, war auch das neue Poliklinikum insbesondere
auch für kranke Kinder bestimmt, die das Hospital nicht benutzen
konnten. Mit dem poliklinischen Lehrstuhl war nun acht Jahrzehnte in Freiburg
auch das Ordinariat für Pädiatrie (Kinderheilkunde) verbunden. Wie
sehr Baumgärtner das neue Werk gelang, vernehmen wir aus der Urkunde
über die Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Freiburg an ihn (s. Aufsatz
von F. Späth).

Seitdem versieht die Medizinische Universitäts-
Poliklinik ihren Dienst an den Armen und Hilfsbedürftigen
der Stadt nunmehr im 13 0. Jahre ihres Bestehens.
Mancher bedeutende Förderer ärztlicher Wissenschaft und manche starke
ärztliche Persönlichkeit hat an dieser Stätte in menschlicher Nähe den Armen
der Stadt beigestanden. Ungezählte praktische Ärzte haben hier an der Freiburger
ambulatorischen Armenklinik aber auch ihre Ausbildung erfahren.

Das Jahr 1828 war indessen nicht nur als das Gründungsjahr des neuen
Poliklinikums bedeutsam. Es brachte die Vollendung des neuen Krankenspitals
an der Albertstraße. Mit zahlreichen Auf- und Erweiterungsbauten für
die Sonderkliniken im Gelände Albert-, Rhein- und Merianstraße war es über
hundert Jahre Krankenhaus und zugleich klinische Lehranstalt. In seine Zeit
fallen die epochemachenden Fortschritte der Medizin. Das neue Krankenspital
war errichtet auf jenem stadtgeschichtlichen Boden der ehemaligen Vorstadt

22 A. Retzback, a. a. O. S. 51.

23 H. Sarre: Festansprache zur Einweihung der Universitäts-Poliklinik, 9. Juni 1951.

24 Nauck: a. a. O. S. 225 ff.

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