Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 127
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der Ehrenpromotion bewog. Als Altstadtrat Dr. H. Ficke auf einer weiteren
Reise nach Ostasien am 17. Dezember 1912 in Rangoon (Birma) unerwartet
starb, sandte der damalige Prorektor Prof. Oltmanns dem Oberbürgermeister
ein Beileidschreiben3, in dem es heifit: „Die Stadt verlor in dem Verstorbenen
einen um ihr Blühen, insbesondere auf dem Gebiete des heimischen Sammlungswesens
, bis ins Greisenalter unermüdlich besorgten Bürger, aber auch
die Universität, die dem nun Verblichenen die Würde eines Doctor philoso-
phiae honoris causa verliehen, hat der Gründe viele, den Tod dieses ausgezeichneten
Mannes, der ihr in so mancherlei Beziehungen nahestand, tief
zu betrauern."

Sein Nachfolger in der Leitung des Museums wurde Altstadtrat Hofrat
Prof. A. Gruber, ein Schwager Weismanns, der seit der Gründung des Museums
als zoologischer Sachverständiger und Vertreter Fickes der Museumskommission
angehörte. Er war am 8. Oktober 1853 in Genua geboren7, studierte
in Freiburg, Graz und Leipzig Zoologie, Botanik und Geologie und promovierte
in Leipzig mit einer Arbeit über Süßwasserkrebse. Mit ihm erhielt im
Jahre 1878 August Weismann erstmals einen Assistenten bewilligt, „zumal
derselbe auf Gehalt verzichtet", wie es in dem Regierungserlaß hieß. 1880
habilitierte er sich mit der Arbeit „Beiträge zur Kenntnis der Generationsorgane
der freilebenden Kopepoden" und wurde bereits zwei Jahre später
außerordentlicher Professor; 1907 erhielt er den Titel „Hofrat", 1913 „Geheimer
Hof rat". Von 1888 bis 1897 war er Schriftleiter der hiesigen Naturforschenden
Gesellschaft und hielt 1891 als erster Vorsitzender die Festrede
anläßlich ihrer 70-Jahr-Feier. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten, die sich
in der Hauptsache mit Einzellern befassen, sind die über die künstliche Teilung
besonders bekannt geworden. Daneben interessierte er sich vor allem für
Süßwasserfische und war längere Zeit Vorsitzender des Badischen Fischereivereines
und Leiter der Fischzuchtanstalt Selzenhof bei Freiburg. Über beide
Gebiete hielt er regelmäßig Vorlesungen, die mit Exkursionen verbunden
waren, weiterhin vor allem solche über die Landesfauna. Ihm gebührt damit
das Verdienst, die Freiburger „Exkursionstradition" eröffnet zu haben, die
über seine Kollegen Dr. Fritze, Prof. V. Lläcker und Prof. K. Guenther hier die
lange Periode überdauert hat, in der die Natur mit ihren lebendigen Tieren
auf den Llochschulen etwas in Vergessenheit geriet. Aus dieser Neigung heraus
ist seine Beteiligung an der Gründung und am Aufbau des Museums gut zu
verstehen. Er hat dem Museum auch zahlreiche Schenkungen gemacht und bei
der Aufstellung des „Führers durch die Fauna von Oberbaden" die Bearbeitung
der niederen Tiere übernommen. Sicher ist, daß seine verbindliche, hilfsbereite
und vielseitige Persönlichkeit beim Aufbau des Museums mehr mitgeholfen
hat, als sich heute „aktenmäßig" belegen läßt. Seine umfassende
Bildung, sein Humor, seine humane Gesinnung und seine Bereitschaft zur
Mitarbeit in öffentlichen Dingen ließen ihn am kulturellen Leben Freiburgs
auch sonst großen Anteil nehmen. Er war von 1890 bis 1911 Stadtrat, zugleich
Mitglied zahlreicher Kommissionen, u. a. des Theaters, sowie Präsident des
Knnstvereins und anderer Vereinigungen. Seine Verdienste wurden vom
Landesfürsten durch die Verleihung des Ritterkreuzes erster Klasse des
Ordens vom Zähringer Löwen mit Eichenlaub gewürdigt.

1 Grub er, A.: Lose Erinnerungsblätter aus meinem Leben. — Poppen & Ortmann, Freibure; i. Br.,
86 Seiten, 1920.

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