Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 128
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0128
Als er nach dem Tode H. Fickes die Leitung des Museums übernahm, betrachtete
er es als seine erste Pflicht, beim Stadtrat die Anfertigung einer
Marmorbüste des Verstorbenen zu beantragen, führte die Verhandlungen mit
dem von ihm vorgeschlagenen Bildhauer Mein ecke und brachte sie trotz
mannigfacher Schwierigkeiten zu einem erfolgreichen Abschluß3. Die Büste
aus karrarischem Marmor steht heute im Erdgeschoß des Naturkundemuseums
in der Gerberau. In Zusammenarbeit mit dem damaligen Leiter der gesamten
Städtischen Sammlungen, dem Konservator Prof. Wingenroth, hat er für das
Museum noch zahlreiches Sammlungsmaterial erworben, soweit das in den nun
folgenden Kriegsjahren überhaupt möglich war. Ende 1917 verließ Professor
Gruber Freiburg, als sein Haus in der Stadtstraße bei einem Fliegerangriff
beschädigt wurde. Bis dahin war er fast täglich im Museum. Seine Vertretung
übernahm für einige Zeit Stadtrat Geis. Trotz der schweren Zeiten ruhte
aber die Arbeit im Museum damals nicht ganz. So wurde im Jahre 1918 u. a.
auf Bitten von Prof. Oltmanns die reiche Pilzmodellsammlung um eine umfangreiche
Serie von Giftpilzen vervollständigt, „damit die Sammlungen auch
zu allgemeinen Vortragszwecken benutzt werden können."

Nach dem Kriege blieb Prof. Gruber auf seinem Familiensitz, dem Lindenhof
, bei Lindau am Bodensee. Doch riß die Verbindung zu Freiburg und dem
Museum nie ganz ab. In ungebrochener geistiger und körperlicher Schaffenskraft
wirkte er auch dort ähnlich wie in Freiburg und starb als Ehrenbürger
von Lindau am 23. November 1938.

Anfang des Jahres 1919 übernahm mit Prof. Konrad G u e n t h e r zum
dritten Male ein Mitglied der Universität und zugleich ein Weismann-Schüler
die ehrenamtliche Leitung des Museums. K. Guenther8 war am 23. Mai 1874
in Riga geboren, hatte in Bonn, Leipzig und Freiburg Naturwissenschaften
studiert und 1900 bei August Weismann mit einer Arbeit über den Feinbau
des Schmetterlingsflügels promoviert. Anschließend blieb er als Assistent am
Zoologischen Institut und habilitierte sich 1902 mit einer Arbeit über Reifungsvorgänge
im Seeigelei. Nach verschiedenen Arbeiten über spezielle zoologische
Probleme wandte er sich entsprechend seiner mehr universellen Neigung allgemeinen
Fragestellungen zu. So veröffentlichte er zwei größere Werke über
die Abstammungslehre, die damals im Mittelpunkt des Interesses nicht nur
der Wissenschaft stand. Am stärksten aber beschäftigte ihn die Tatsache, daß
der Mensch mit der zunehmenden technischen Entwicklung die Natur immer
mehr zerstörte und ihr gleichzeitig in wachsendem Maße entfremdet wurde.
Es war seine feste Überzeugung, daß darin eine große Gefahr für die Menschen
entstünde. „Was der einzelne seiner Mutter verdankt, das verdankt das
Volk seiner Heimat." Er machte es sich deshalb zu seiner Lebensaufgabe, für
Naturverständnis und Naturschutz in Wort und Schrift unermüdlich zu werben
, und veröffentlichte dazu eine größere Anzahl allgemeinverständlicher
Werke, die zum Teil in mehrere Sprachen übersetzt wurden, so u.a.: „Der
Naturschutz" (1910), „Kultur und Tierwelt" (1914), „Die Sprache der Natur"
(1929), „Unsere Tierwelt" (1930), „Natur als Offenbarung" (1933), „Deutsches
Naturerleben" (1935). Auf ständigen Wanderungen und zahlreichen Reisen,
die ihn u. a. nach dem Vorderen Orient, nach Ägypten, Ceylon, Indien und
Brasilien führten, erwarb er sich eine ganz außergewöhnliche Kenntnis der

S Schnetter, M.: Ein Leben mit der Natur. Professor Dr. Konrad Guenther zum 80. Geburtstag. -
Mitt. Bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz N. F. 6, 154—159, 1954.

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