Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 143
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0143
Die Deutsche Rhodiaceta AG. in Freiburg fertigte in den ersten
Jahren ihres Bestehens ausschließlich Fäden und Fasern aus Acetylcellulose
und nahm später noch die Erzeugung von Polyvinylchloridfasern (Rhovyl) und
Perlon auf, stellte jedoch diese Produktion später auf Nylon um. Seit der Herstellung
ihrer Acetatprodukte hatte die Rhodiaceta enge wissenschaftliche Beziehungen
zum Chemischen Institut der Universität, dessen Leiter, Professor
Dr. Staudinger, gerade in jenen Jahren die Grundlagen für die makromolekulare
Chemie schuf. Die Lehre von den Makromolekülen bildet unter anderem
die wissenschaftliche Basis der gesamten Chemiefasern. So ergab sich frühzeitig
ein lebhafter Erfahrungsaustausch zwischen den Forschungslaboratorien des
Werkes und dem Institutsleiter, der sowohl die Wissenschaft wie die Technik
maßgebend befruchtete. Während des Krieges wurde für die Forschung das
Staatliche Institut für makromolekulare Chemie gegründet, an dessen Ausbau
die Chemiefaser-Industrie ihren Teil beigetragen hat. Auch nach dem Ausscheiden
Professor Dr. Staudingers aus der Institutsleitung arbeitet das Institut
an den Problemen weiter, die für die Chemiefaser- und Kunststoff-Industrie
ebenso wichtig sind, wie für die Erweiterung der Kenntnisse auf dem Gebiet
der Eiweiß-Chemie und vieler anderer Sparten der Wissenschaft.

Das Physikalisch-Chemische Institut der Universität hat
eine lange Tradition der iVnwendung von Strahlen bei der Untersuchung der
Struktur verschiedener Stoffe; wesentlichen Anteil hat es an der Entwicklung
der Untersuchung im Ultrarotspektrum. Da auch die Chemiefäden und -fasern
für solche Strukturanalysen wichtige Objekte bilden, wurden die entsprechenden
Untersuchungen mit sehr interessanten Ergebnissen auf sie erstreckt.
Zusammenhänge zwischen Herstellungsverfahren und Strukturänderungen sind
oft von wirtschaftlicher Bedeutung, und es erweist sich, daß die Grundlagenforschung
für die Produktion von erheblichem materiellen Wert sein kann.

Seit einigen Jahren befaßt sich die Wissenschaft mit Erscheinungen der
statischen Elektrizität, die besonders stark beiTextilien aus bestimmten synthetischen
Fäden auftreten, insbesondere bei Polyvinylfäden. Man stellte zunächst
empirisch fest, daß solche Textilien Rheumatikern und Arthritikern Erleichterung
ihrer subjektiven Beschwerden und anscheinend auch objektive Besserung
und Heilung bringen können; eine Reihe von ausländischen Veröffentlichungen
befaßte sich mit klinischen Untersuchungen. Auch in Freiburg
werden Nachprüfungen in klinischen Instituten mit medizinischen Fachleuten
und Spezialisten des Werkes ständig durchgeführt. Ebenso gab die gelegentlich
auftauchende Behauptung, synthetische Fäden seien Ursache von mancherlei
gesundheitlichen Schädigungen, immer wieder Anlaß, Rat und Klärung dort zu
holen, wo man in der Lage ist, solche Behauptungen nachzuprüfen und sie auf
ihren Wahrheitsgehalt zurückzuführen. Gerade die Produktion von Chemiefasern
und -fäclen, wie sie in der Rhodiaceta, dem größten industriellen Betrieb
unserer Stadt, hergestellt werden, liefert ein Beispiel dafür, wie eng die wirtschaftlich
-wissenschaftlichen Beziehungen im technischen Zeitalter gediehen
sind. Bedenkt man noch, daß es sich bei den Erzeugnissen dieses Werkes um
Güter handelt, deren Absatz sich nicht etwa auf einen eng begrenzten Markt
beschränkt, sondern als Rohstoffe für Webereien und Wirkereien, als bereits
verarbeitete Kleidung oder als sogenannte technische Artikel in nahezu alle
Erdteile versandt werden, so ergibt sich, daß die Beziehungen zwischen Universität
und Wirtschaft nicht mehr lokale, sondern globale Bedeutung haben.
Aus dem ständigen Kontakt zwischen den Chemikern und Ingenieuren des

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