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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 163
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0163
mäßigen Spinnwirtel mit der gleichen Kühle behandelt wie Herr Wangart.
Jetzt aber legte ich ihn unters Mikroskop und betupfte ihn mit Salzsäure. Die
weißen Mineralkörnchen brausten lebhaft: auch er war mit Kalkspat gemagert.

Natürlich war damit noch lange nicht gesagt, daß dieser Kalk vom Badberg
war, und es konnte auch nicht bewiesen werden, wenn man das Stück nicht
ganz zerkleinern wollte.

Gleichviel, dieser Wirtel feierte, nachdem er jahrhundertelang unnütz
und unbemerkt im Boden gelegen hatte, jetzt eine durchaus würdige und
bestimmungsgemäße Auferstehung, indem er den Anlaß gab, daß ein kurzer
Anfang eines Gedankenfadens um ein gutes Stück weitergesponnen wurde.

War es nicht möglich, daß überhaupt im älteren Mittelalter hier im Breisgau
wenigstens ein Teil der Gefäße mit Kalkspat vom Badberg gemagert
worden war?

Ich beriet mich mit Herrn Prof. Kraft (f), welche Siedlung in Betracht
kommen könnte, und er verwies mich auf die Scherben, die in karolingischen
Gräbern, also des 9. Jahrhunderts, bei Hochstetten, südlich von Breisach, in
den Jahren 1933 und 1938 geborgen worden waren5.

Ein paar Hundert mußten wieder zwischen die Backen der Beißzange
wandern. Von ihnen war ein sehr erheblicher Teil ebenfalls mit Kalkspat
gemagert. Oft hätte man auf die mikroskopische Betrachtung, auf die Behandlung
mit der ätzenden Säure verzichten können. Das Ohr, an vielen Hunderten
geschärft, gab ebenso sichere Auskunft. Wenn die Beißzange einen quarz-
gemagerten Scherben auseinanderknackte, dann hörte man die kleinen harten
Körper leise aber deutlich knirschen, wie wenn sie gegen diese rohe Behandlung
Einspruch erheben wollten. Der sanftere Kalkspat dagegen hüllte sich
in Schweigen. Doch war ja auch hier zu beweisen, daß der Kalk vom Badberg
stammte. Darum mußte von neuem das Mikroskop helfen. AVieder waren
dunkle Glimmerblättchen häufig, das schwarze Magneteisen manchmal sichtbar
, und selten nur ein braunes Koppitkriställchen.

Jetzt konnte noch einmal um ein bis zwei Jahrhunderte in die Vergangenheit
zurückgegriffen werden, in jene Zeit, in der das Volk hier lebte, das als
frühestes unsere Sprache sprach, die Alamannen.

Bei Mengen, auf der lößbedeckten Hügelbrücke, die das Siidende des Tuni-
bergs mit dem Schönberg verbindet, ist ein Friedhof dieser Zeit, des 6. und
7. Jahrhunderts, mit gegen 800 Gräbern größtenteils erforscht. Da sind bei
den Skeletten eiserne Kurz- und Langschwerter, Lanzenspitzen, Messerklingen,
silberne Gürtelschließen und Gewandspangen, Perlen aus bunten Glasflüssen
und Bernstein und vieles andere gefunden worden, was man den Toten ins
Grab gegeben hatte, damit sie im Jenseits bestehen könnten. Gelegentlich,
nicht allzu häufig, war es auch ein schöner tönerner Krug oder ein bescheidenes
Näpfchen0.

Die gleichmäßig schwarzen, auf der Drehscheibe geformten Henkelkrüge
und die von manchmal ungeübter Hand roh geformten Töpfe waren fast alle
mit Quarz gemagert. Aber ein Gefäß, aus dem Grab Nr. 333, sah schon darum
verdächtig aus, weil es in seinem unteren Teil an der Oberfläche teilweise
löcherig zerfressen war, genau wie viele der kalkhaltigen Merdinger Scherben,
bei denen der Kalk durch das Bodenwasser herausgelöst worden war. An

5 Siehe Fundschau der Bad. Fundber. III, 1953—36, S. 285 ff. und Jg. 15, 1939, S. 32.
G Siehe Fundschau der Bad. Fundber. 13, 1937, S. 124 ff.

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