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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 176
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0176
zu Freiburg wurden die rohen Steine aufgestapelt und von den Freiburger
und Waldkircher Meistern gleichermaßen geholt. Die Waldkircher Schleifereien
müssen daher ebenfalls einbezogen werden.

Belege über Freiburger und Waldkircher Kristallschliff
im späteren 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts:

1569 Die Balierer schließen einen Flandelsvertrag über steten Granateinkauf
auf acht Jahre. Die Gesellschaft schlägt auch einen gemeinsamen
Kristallkauf vor. Doch da sich die Waldkircher, die jetzt
m ehr als die Freibürger in Kristall arbeiteten, hierzu nicht bereit
fanden, kam dieser nicht zustande23.

1573 Erzherzog Ferdinand von Österreich läßt die Meister des Kristall-
balierens zu sich nach Ensisheim kommen, sich ihre Kunst zeigen
und gibt ihnen einen größeren Auftrag29.

1576/77 Martin Federer, Steinbalierer zu Freiburg, hat 515 fl. für Kristallgläser
erhalten. (515 fl. Hans Burckharten von Anweil wiederumben
zahlt, so er Martin Federern, Steinbalierer zu Freiburg um Christ
a 1 i n Gläser ausgeben23.

1583 Frau Veronika Bleibissrin Witwe geb. Breining stiftet U. L. Frau Bau
in die Kirche: ein silberin becher, das corpus kristallin in silber
ybergilt, eingefasset mit einem decket . . . 1583 mentag nach trium
regum26.

1598 schreibt die Regierung an den Freiburger Rat, daß in letzter Zeit von
den Granaten- und Kristall bohrern viel unsaubere Ware verfertigt
werde, daß die Warenschau doch endlich vorgenommen werden
solle27.

1605 kauft das Stift Waldkirch dem Hans Mielich, Bürger und Steinbalierer
von Waldkirch, ein Kristallkreuz um 280 Gulden für das Silber
ab. Den Kristall hat er geschenkt28.

23 Eberhard Gothein. Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes und der angrenzenden Landschaften,
Strafiburg 1892, S. 578.

24 Freiburger Stadtarchiv, Gewerbe. Borer und Balierer, Urkunde von 1573.

25 Landschreibereirechnungen 1576/77 Stuttgart.

20 Hermann Flamm, Die Schatzverzeichnisse des Münsters 1483—1748, Freiburger Münsterblätter Bd. I,
1909, S. 79.

2T Schragmüller a. a. O. S. 80. — Der Entschluß, eine Warenschau einzuführen, wurde 1590 gefaßt. Bei der
Warcnschau, die im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts schließlich eingeführt wurde, mußten die
Steine auf Schnüre aufgezogen sein, die obersten bekamen als Stempel das Bruderschaftszeichen mit
„spannischem Wax oder Kitt"'. Diese Warenschau ergibt natürlich kein Hilfsmittel zur Erschließung der
Kristall Werkstatt.

28 Johannes Mielich, genannt der Schwabenhans, Granatenhändler am Ende des 16. Jahrhunderts, reiste
jährlich zum Kauf roher Granaten nach Böhmen und verkaufte, vor allem in Prag, die geschliffenen
wieder.

Wir hörten, daß nach der Satzung von 1544 Balierer durchaus mit Vorwissen der Bruderschaft Steine
einkaufen konnten. Es unterliegt keinem Zweifel, den Granatenhändler mit dem Balierer „Schwabenhans
" zu identifizieren. M'elich stammte aus Ulm, war aber Bürger von Waldkirch. Den Kristall, den
er schenkte, wird er als Balierer auch selbst geschliffen haben. Dieses Kristallkreuz ist uns in Wald-
kirch erhalten (Abb. 22). Aber es ist ein vollkommen einfacher Schliff, ohne Facetten, ohne Dekor, eben
nur das geschliffene Material selbst in seiner klaren Durchsichtigkeit als Kreuz und als Träger des
Korpus Christi. Es ist aufs reichste gefaßt. Nun trägt die Fassung das Meisterzeichen des Ulmer Goldschmieds
Marx Kienlin d. Ä. (1555 Meister, + 1615). Hier geschliffener Kristall erhielt also — wie uns
das Beispiel zeigt — auswärts seine Fassung. In unserem Fall läßt sich dies natürlich mit der Ulmer
Herkunft des „Schwabenhans" erklären, aber im wesentlichen muß doch angenommen werden, daß die
weitaus meisten Produkte der Kristallschleiferei — sofern sie auf Fassung berechnet waren — nicht in
Freiburg ihre Fassung erhalten haben.

Joseph Ruf. Die Steinschleiferei in Waldkirch, Das Elztal in Wort und Bild 1904. — Max Wetzel, Waldkirch
, II. Bd., Waldkirch 1925, S, 40S. — Mittelalterliche Goldschmiedekunst am Oberrhein Nr. 109 (mit
Literaturangabe über die Ulmer Goldschmiede).

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