Freiburger historische Bestände - digital

1610 Georg Deck, Krystallschneider, stellt Kaiser Rudolf II. vor, mich hat
eine zeit hero mein stainballiererbruederschaft allhie zue Freiburg im
Breisgau aufs eusserste verfolget und allerhand eintarg getan, weil ich
mit stainschneiden und h o 1 e r a r b a i t etwas künstlichere
sachen machen kan als sie auch mit meiner grossen
müehe, arbait und Unkosten zuewegen gebracht, das ich meine schleifen
in meinem haus in der stat Freiburg habe und desto füeglicher meiner
kunst abwarten kan. Die Bruderschaft aber suche ihn an allen Enden
zu schädigen und ihm Lehrjungen und Gesellen abspenstig zu machen.
Daher bitte er den Kaiser um ein Privileg nach beiliegendem Muster
des Privilegs, welches König Ferdinand I. dem Hanns Scher verliehen
hätte, vom 24. April 1524. Auch möge ihm dazu noch bewilligt werden,
rauhe umgearbeitete stein, was gattung, manier oder namen die seien,
wo ich sie bekommen kan, in- und außerhalb meines Hauses ohne einige
der bruederschaft Verhinderung auch an fürsten und herrn höfe zue
arbeiten, zue kaufen, zue tauschen, doch gemeine bohrerarbeit ausgenommen
, mit meinen gesellen und lehrknaben auszufertigen20.

(Georg Deck macht also mit hol er arbeit „kunstlichere" Sachen als
die Bruderschaft gemeinhin zuwege bringt. Georg Deck ist nicht Borer
oder nur Balierer, nicht gewöhnlicher Handwerker, sondern H o h 1 -
w e r k e r , der nicht Stein um Stein durchbohrt und schleift, sondern
aus den Steinen kunstgewerbliche Stücke fertigt, Prunkgeschirre,
Schalen, Pokale und dergleichen. Wenn ein Meister ganz große Steine
kauft, die er nicht verarbeiten kann, bestimmt die Ordnung von 1544,
dann darf er sie nicht zerschlagen (zerkleinern) oder Fremden abgeben,
sondern muß sie den Hohlwerkern verkaufen. Nach Ausweis der Ordnung
hat es sie innerhalb der Bruderschaft gegeben, und die Bruderschaft
wahrt ihre Interessen. Allein was die Hohlwerker geschaffen
haben, erhebt sich über die handwerkliche Produktion der Steinbalierer.
Schon vor 1550 werden die Abenteuer in Kristall150 als Besonderheit der
Freiburger Bruderschaft angesehen. Die Kristalle unserer Pokale
haben Hohlwerker gemacht. Deck war einer von diesen Kunsthand-
werkern:u.)

1626 Martin Amsler, Bürger und Goldschmied zu Altkirch, bittet Erzherzog
Leopold, die Begleichung der Rechnung seines verstorbenen Bruders
Johann Georg, von welcher er eine Abschrift beilege, zu veranlassen:

Den 5. aprilis anno 1625 in Ruffach hab ich underschribner aus befelch
ir hochfurstlich durchlaucht 4 christallinen geschirrlin, von
m a i 1 ä n d i s c h e r art gemacht, übergeben, darunter zwei stuck mit
gold zusammengefaßt, solche 4 stuck zusammen per 200 reichsthaler
angeschlagen... den 1. aprilis anno 25. hab ich von ir hochfurstlich
durchlaucht ein geschnitten schäl in empfangen. Dasselbig in
gold gefaßt . .. Johann Georg Amsler, goldschmidt in Freyburg32.

29 Wiener Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen 19, 1898, Reg. d. K. u. K. Haus-, Hof- und Staatsarchivs
Nr. 16 993.

:>o Gothein a. a. O. S. 569.

31 Deck wandert aus nach Innsbruck. 1645 wird er in den dortigen Pfarrbüchern erwähnt. Hans Jakob Deck
folgt ihm dort als Hof-Kristallschncider in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. — Literatur über
die Decks in Thieme-Becker, Künstlerlexikon VIII.

32 Wiener Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen 17. 1896, Reg. des Statthalterei-Archivs Innsbruck
Nr. 15 116.

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