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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 179
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0179
„Kunst- und Wunderkamnier" des Kaisers war vollgefüllt mit eben den
„sonderbaren Kunstsachen". Dort war ein Mittelpunkt der Kunst um 1600.
Die Meister der Bruderschaft des vorderösterreichischen Freiburg sind in
Verbindung mit diesem Hof.

Schließlich muß noch11 auf eine Urkunde von 1708 hingewiesen werden,
darin die Frage nach der Herkunft des Gewerbes in Freiburg gestellt wird:
„Eine gleine Vorstelung iber die Zerfallene Kunst oder Handtierun g des
stein Borens undt Schleiffens wie seibin noch bey mans alter undt anjetzo
sich befindet: die Handtierung kombt her von Sarbrigen auf dem Huntz-
Riikhen gelegen, welche Stadt dem Hertzog von Lothringen zustendig". Ob
diese Quelle zuversichtlich ist, können wir nicht entscheiden, immerhin war
aber um 1530 Adam aus Saarbrücken oberster Meister der Bruderschaft, die
Freiburger stand immer in reger Beziehung zu jener in Saarbrücken, 1523
wurde volle Freizügigkeit unter den beiden Bruderschaften angeregt, und im
14. Artikel der Ordnung von 1544 werden den Schleifern aus Saarbrücken in
Freiburg und Waldkirch Sonderrechte gewährt: „. . . allein die so in der
Bruderschafft zue Sarbrückhen gelehrt haben, und ehrlich abgescheyden seindt,
hierinnen ausgenohmmen

Bei einem Meistergebot erscheinen 1598 107 Meister, bei einem anderen
zwecks Änderung der Bruderschaftsordnung 1606 119. Wie die zahlenmäßige
Lage für die Zeit um 1600 in Waldkirch war, wissen wir nicht, nur eine Notiz
des Rates spricht vom Boren und Balieren fast der ganzen Bürgerschaft.
Dies und viele Hinweise bei Gothein, Schragmüller und Trimbom geben
Umfang und Bedeutung der Bruderschaft in Freiburg und Walclkirch wieder,
deren geschliffene Steine, auf Export gearbeitet, von den Lländlern an den
Handelszentren, in Mailand, Amsterdam und Wien, auf der Frankfurter und
Nürnberger Messe abgesetzt wurden.

Nur der kleinste Prozentsatz waren Hob 1 werker, die zu eigentlichen
Kunstsachen befähigt waren. Aus dem Privileg, das dem Hanns Scher, Steinpolierer
in Freiburg, erteilt wird42 und um das später auch Georg Deck nachsucht
, geht dies deutlich hervor. So kann jene Quelle mit dem Hinweis auf Saarbrücken
doch nur eine Antwort auf die Herkunft des Schleiferhandwerks geben,
nicht aber auf die Entstehung der kunstreichen Gebilde in Freiburger Werkstätten
und auf deren Tradition.

Die Facettierung der Kristalle, das Fehlen von ornamentalem und bildlichem
Hoch- und Tiefschnitt, die Montier in ig durch vergoldete Silberfassung,
das Spiel mit der Wirkung klarer, harter Kristallform im weichen Glanz der
Vergoldung, dies vor allem waren die Merkmale der Freiburger Kristallpokale
. Ihre starke Bindung an die Tradition des späten Mittelalters erhellt
sofort, wenn der Pokal des Augustinermuseums etwa zwischen den kostbar
mit Edelsteinen und Perlen besetzten burgundischen Hofbecher vom Goldenen
Vlies aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts und ein zeitgleiches Prunkgefäß
aus Bergkristall gesetzt wird, wie sie in den Jahrzehnten um 1600 von den
mailändischen Künstlerfamilien der Carrioni, Sarachi und Miseroni in kühner

41 Freiburger Stadtarchiv. Beridit über die zerfallene Handtierung an die V. O. Regierung 1708. — Trim-
born a. a. O. S. 11 f.

42 Wiener Jahrbuch 20, Reg. 16 061.

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