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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 190
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0190
MATRICI. ECCL . FRIß . AD . ORNATUM SUMMI . ALT . FIL . ÄFF .
P.P.D.

D . ANNA . SCHAERER1N . VTD . D . JO . GEOR . MOESCHEN . SEN .
A' . MDCXXXII

AD . HONOREM . DEI . OPT . MAX . DEI . PARAEQ .V.M.

PIANC . CRUCEM . ET . IV • CANDELABRA . CRYSTALL

Die Witwe des Johann Georg Mösch stiftet also 1632 der Freibnrger
Mutterkirche zum Schmuck des Hochaltars in töchterlicher Liebe zu Ehren
Gottes und Mariens aus eigenem Vermögen dies Kreuz und vier Leuchter02.
Der Verstorbene war Balierer. 1584 wird er im Haus „Zur Flasche", Konvikt-
straße 23 wohnend, erwähnt03. 1557 werden im gleichen Hause Balthasar
Brunner, ein Goldschmied, und noch ein Balierer, Hans Brunner, genannt.
1565 wohnt Balthasar Brunner im Haus „Zum Holderbaum", Kaiserstraße 69,
und 1589 wird im gleichen Hause Simon Brunner, Goldschmied, Balthasars
Bruder, erwähnt. Simon Brunner hat 1617 laut einer vierzeiligen Inschrift
auf der Rückseite des gotischen Scheibenkreuzes im Münsterschatz dies
Kreuz erneuert und die ganze Rückseite, auch den äußeren Rahmen der
Scheibe, graviert04, wahrscheinlich auch 1607 einige bei Rosenberg angeführte
Werke05, die das Meisterzeichen SB tragen. Verwandte Gravierung auf dem
Scheibenkreuz und am Pokal des Augustinermuseums beweist natürlich noch
keineswegs den letzteren als Werk des Simon Brunner. Die dem Scheibenkreuz
ähnlichste Gravierung begegnet auf der Fassung eines Meisters, der
sicher nicht Brunner war (Münchener Pokal). Mehrere Jahrzehnte liegen überdies
zwischen der Entstehung des Freiburger Pokals und der Gruppe von
Kreuz und Leuchtern. Schwere barocke, plastisch wirksame Treibarbeit trat
an die Stelle der feinen Pokalgravierung, wenngleich sich etwa in den getriebenen
Putti immer noch Anklänge an die hermenartigen Figürchen des
Freiburger Pokals finden. Vielleicht darf daher in der Werkgruppe gleicher
Meistermarke weniger der gleiche Goldschmied als vielmehr die gleiche Goldschmiedfamilie
gesehen werden. Denn 1629 werden schon wieder ein Hans
Jakob Brunner und 1641 sein Sohn gleichen Vornamens, beide Goldschmiede,
genannt00. Wir wissen ja noch nichts über die bisher unberücksichtigt gebliebene
Freiburger Goldschmiedekunst dieser Zeit.

Daß Anna Mösch eine Baliererwitwe war, daß im Haus „Zur Flasche", freilich
Jahrzehnte früher, dieser Balierer Mösch und vor ihm der Goldschmied
Balthasar Brunner und der Balierer Hans Brunner gewohnt haben, daß der
Pokal im Augustinermuseum und die Kreuz-Leuchter-Gruppe im Münsterschatz
dieselbe Meistermarke tragen, das alles deutet die Gemeinsamkeit des
Kreises an. Doch jener Hinweis, daß die Goldschmiedefamilie Brunner auch
einen Balierer unter sich hatte, mag Anlaß sein, sich eine konkretere Vorstellung
über die Zusammenarbeit von Kristallarbeiter und Goldschmied bei
der Entstehung eines so vollendet geschlossenen kunstgewerblichen Werkes
wie des Pokals im Augustinermuseum oder der Kreuz-Leuchter-Gruppe in

62 Zur Stiftung Mösch: Joseph Ehrler, Die weltlichen Ortsstiftungen der Stadt Freiburg im Breisgau,

1913, S. 6. Ti 1 TT TT J

63 Hermann Flamm, Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. II, Hauserstand
1400—1806, Freiburg 1903, S. 53. — Die zur Zeit noch verlagerten Akten zu den Freiburger Goldschmieden
(aus dem Nachlaß von Hermann Flamm) konnten leider nicht eingesehen werden.

64 Mittelalterliche Goldschmiedekunst a. a. O. Nr. 24, Tafel 11.

65 RS 2126.

66 Flamm a. a. O. S. 150.

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