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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 210
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0210
KASPERL LARIFARI IN FREIBURG I.BR.

Die künstlerischen Handpuppenspiele Theodor Schucks

Yon Ernst T h. S e h r t

Die nachstehenden Zeilen möchten eine dreifache Aufgabe erfüllen. Sie
versuchen, einen Abschnitt Freiburger Theaterhistorie im kleinen zu vergegenwärtigen
, der ungefähr drei Jahrzehnte umfaßt und seinen Platz an der
Seite der offiziellen Geschichte des hohen Theaters verdient. Weiter soll gezeigt
, werden, welche künstlerische und menschliche Wirkungskraft das Handpuppentheater
auch im 20. Jahrhundert besitzen kann, wenn es recht verstanden
wird, und schließlich sei hier die Erinnerung an den Mann wachgehalten
, dem sehr viele Freiburger die Bereicherung und Verzauberung ihrer
Kindheit wie ihrer erwachsenen Jahre danken: Theodor Schück, den Meister
des Freiburger Kasperl Larifari, der zugleich der ungewöhnlich begabte und
großzügige Kunsterzieher vieler Freiburger Schülergenerationen war und
der am 5. März 1956 74jährig aus einem erfüllten Leben geschieden ist.

*

Theodor Schück (1882—1956) ist im Jahre 1912 zum erstenmal mit seinen
Handpuppenspielen vor das Freiburger Publikum getreten. Schon damals
bedeuteten seine ersten Vorstellungen den gelungenen Versuch, das Handpuppenspiel
zu einer künstlerischen und - - so paradox das klingen mag -
ernsthaften Angelegenheit zu machen. Um zu verstehen, was das heißt, ist im
folgenden ein kurzer Blick auf das Problem der Marionette und der Handpuppe
und auf die Geschichte des Puppenspiels notwendig.

Diese Geschichte ist buntfarbig genug. Das Puppentheater kommt wahrscheinlich
über Italien aus dem Orient. Es tritt in den verschiedensten Spielformen
auf1. Wir wissen schon aus Initialen des Mittelalters, daß man
Puppenspiele aufführte; in der Renaissance und im Barock breiten sie sich
immer mehr aus; im 18. Jahrhundert empfängt der junge Goethe vom „Puppenspiel
vom Doktor Faust" entscheidende Anregungen zu seiner Tragödie
(wie er später auch Puppenspiele in Italien gesehen hat); im 19. Jahrhundert
schließlich entwickelt sich das Puppentheater — ermutigt durch das Interesse
der Romantiker und des Biedermeier - - immer mehr. Diese ganzen, oft sehr
verschlungenen und meist nicht eindeutig fixierbaren, Entwicklungen sind hier
nicht im einzelnen nachzuzeichnen. Eines jedoch wird in ihnen sichtbar: wie
sich (neben dem immer etwas privateren Schattenspiel) mit der Fadenmarionette
und der Kasperl- oder Handpuppe zwei verschiedene Gattungen
herausschälen, und wie die erstere von ihnen meist ernster genommen wird
als die letztere.

1 Vgl. zum Folgenden vor allem: Ch. Magnin, Histoire des marionettes, 1862; R. Pischel, Die
Heimat des Puppenspiels, 1900; G. Jako b , Geschichte des Schattentheaters, 1907; E. Raabe, Kaspar
Putschenelle, 2. Aufl. 1924; M. v. B o e h n , Puppenspiele, 1929.

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