Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 218
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0218
Aufführungen nach wie vor im Rahmen der „Freien Kunstvereinigung" stattgefunden
; ab 1924 wurden sie ein selbständiges Unternehmen, dessen Reingewinn
dem Realgymnasium, seinem zu erbauenden Heim „Luginsland" auf
dem Schauinsland und später der immer besseren Ausstattung des Zeichensaals
Schlicks mit Bildmaterial, einem großen Modellfundus und Projektionsapparaten
zugute kam. 1924/25 fand so die Uraufführung des Stückes statt, das mit
das beste der kleinen Bühne für viele Jahre blieb: „Kasperl im Orient" (Alexander
Pepusch). 1926/27 brachte Poccis „Krokodilus und Persea" und den paro-
distischen Einakter des Münchners Otto Blümel „Der Dichter". Nach einjähriger
Pause folgte 1928/29 zum erstenmal der „Zirkus" von Alexander Pepusch und
die einaktige „Geisterkammer" des gleichen Autors. 1934 sah Freiburg erstmalig
Plans Watzlicks, von Schlick neu bearbeiteten, „Räuber Toldrian" und Pepuschs
„Die schwarze Kiste", zwei kleinere Stücke. 1937 kam „Die Marsrakete" von
Werner Bähr, die Schlick wiederum bearbeitet hatte, und die Spielzeit 1938/39
schließlich brachte mit sogleich großem Erfolg den „Messingkäfer" Pepuschs.
Unser Überblick gibt ein ungefähres Bild von der Vielfalt des Gebotenen; vollständig
ist er nicht. Denn viele Vorstellungen in Vereinen, zu Schulfesten usw.
und im engeren Freundeskreis schoben sich zwischen die großen Spielzeiten;
Alexander Pepuschs „Kasperl und der Nikolaus" sei als ein kleineres Spiel, das
hier manchmal zur Aufführung kam, noch genannt. Dann kam der zweite Weltkrieg
. . . Über die letzten Pläne des Kasperl Larifari, die nicht mehr ausgeführt
wurden, wird noch zu sprechen sein12.

*

Daß diese ganzen Aufführungen in der lokalen wie der auswärtigen Presse
zunehmend ernst genommen wurden, sei wenigstens am Rande vermerkt.
Immer seltener wurden die knappen Berichte, die nur von „urdrolliger
Komik" zu sagen wußten oder womöglich mit aufgehobenem Zeigefinger bemerkten
: „Wir vermögen aber nicht anzunehmen, daß . . . die immer wieder
ostentativ bekundete Sauflust des Kasperl einen veredelnden, erzieherischen
Einfluß auf die zuschauenden Kinder ausübt." Statt solcher Harmlosigkeiten
hat sich seit der Zeit vor dem ersten Weltkrieg vielmehr jährlich die Gattung
des regelrechten Kasperl-Feuilletons entwickelt, das umfassend dem theatralischen
Phänomen dieser Aufführungen gerecht zu werden suchte. Zahlreiche
dieser Feuilletons stammen von dem Schriftsteller Otto Hoerth, der 1914 bereits
hervorhob, wie hier eine künstlerische Welt ganz eigener, geschlossener Art
erstellt worden sei, und deren „rein künstlerische Wirkung" betonte, „deren
letztes Geheimnis dann dieses ist, daß jede Distanz zwischen uns und der Bühne
wegfällt". Gerade Hoerth hat auch früh gesehen, daß Schlick eine „seltene Gabe
der Interpretationskunst" besaß. „Liier tut es das Wort und die Gebärde des
Dichters nicht allein . . . Man darf es ruhig aussprechen: mit Theodor Schlick
steht und fällt das Freiburger Puppentheater, so wie er es geschaffen hat . . .
Schlicks Persönlichkeit kann nicht ersetzt werden. Sein schlagfertiger, urderber
Humor, seine liebenswürdige Treuherzigkeit, seine Geistesgegenwart, die jedes
Versagen in szenischen Kleinigkeiten . . . sofort zu einer die Lebendigkeit der
Darstellung steigernden Improvisation auszunützen oder die einen kindlichen

12 Alle Stücke sind nur im Manuskript vorhanden. Gedruckt erschienen außer den Stücken Poccis
lediglich Pepuschs „Kasperls- Kampf mit den Höllengeistern" und „Kasperl im Orient" (Theaterverlag
Eduard Bloch, Berlin), Otto Bliimels „Der Dichter" (in: Larifari, München, 1914) und die
ursprünglichen Fassungen von H. Watzlicks „Räuber Toldrian" (Dürerbund, München, 1926) und
Werner B ä h r s „Marsrakete" (Chr. Kaiser Verlag, München, 1931).

218


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0218