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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0005
dem Vergleich. Eine solche Methode ist natürlich gewissen Gefahren ausgesetzt
. Allzu simplen Kombinationen und Annahmen wird man hier nur entgehen
, wenn man sich an eine Grundregel historischer Forschung überhaupt
hält. Diese besagt, daß für die Klärung einer Einzelfrage möglichst alles
irgendwie vorhandene Material heranzuziehen ist. Wenn dies geschehen ist,
muß es darauf ankommen, die Belege streng nach Zeit und Raum auseinanderzuhalten
. Endlich muß jeder einzelne Nachweis genauestens auf seine
individuellen Voraussetzungen und Bedingungen untersucht werden, ehe er
in eine größere Gesamtkonzeption hineingestellt werden kann. Dabei darf
man natürlich nicht überall die gleichen Denkweisen suchen. Alle sich bie-
tenden Möglichkeiten und ihre eventuellen Varianten müssen in jedem Einzelfalle
in Erwägung gezogen werden. Das sind sicherlich sehr schwer zu erfüllende
Voraussetzungen. Aber hur so wird sich scheinbar Ähnliches von wirklich
Gleichartigem absondern lassen und werden neue Erkenntnisse zu gewinnen
sein.

Die hier nur in einigen Hinweisen angedeutete Methodik ist nicht von
heute auf morgen herausgearbeitet worden. Seit Jakob Grimm, dessen Deutsche
Rechtsaltertümer den noch immer unentbehrlichen Ausgangspunkt auf
diesem Forschungsgebiet bilden, hat sich eine ganze Reihe von Forschern mit
mehr oder weniger Erfolg der „Symbolforschung" zugewendet3. Entscheidende
Fortschritte verdanken wir dem Göttinger Ordinarius für mittelalterliche
Geschichte, Percy Ernst Schramm6. Seine vor wenigen Jahren erschienenen
Untersuchungen über Herrschaftszeichen und Staatssymbolik des Mittelalters,
an denen sich auch eine Vielzahl von besonders qualifizierten Sachkennern
beteiligt hat, mögen, wie viele große Würfe, in Einzelfragen noch weiterzuführen
sein. Was aber diese Aneinanderreihung genial behauener Werkstücke
so wertvoll und zukunftweisend macht, ist die Tatsache, daß hier eine
Methode zur Vollendung geführt wird, mit deren Hilfe bisher unzugängliche
oder wenig beachtete Geschichtsquellen höchster Aussagekraft gewonnen und
zum Sprechen gebracht werden. Die Arbeiten Schramms und seiner Mitarbeiter
beschäftigen sich mit den Herrschaftszeichen, worunter ■ um nur die
wichtigsten zu nennen— Krone, Szepter, Thron usw. verstanden werden. Die
Siegel- und Wappenkunde hat auch er nur insofern herangezogen, als sie für
seine Fragestellungen Erträge abzuwerfen versprach7. Angesichts des eingangs
charakterisierten Forschungsstandes auf dem genannten Gebiet bedarf
es zunächst noch vieler Einzeluntersuchungen, um auch dieses in vollem Umfang
der Symbolforschung nutzbar zu machen8.

5 Einen umfassenden Uberblick über die auf diesem Gebiet bis 1941 geleistete Arbeit bieten K. v.
A m i r a und C. F r h. v. Schwerin, Rechtsarchäologie, Deutsches Ahnenerbe Bd. 2, Berlin-
Dahlem 1943.

Ii Die älteren Arbeiten von Schramm vgl. bei v. A m i r a - v. S c h w e r i n a. a. O. S. 238. Ferner
der s., D.ie Erforschung der mittelalterlichen Symbole, Wege und Methoden, Einl. z. B. S c h w i n e -
k ö p e r , Der Handschuh im Recht, Ämterwesen, Brauch und Volksglauben, Neue deutsche For-
sch.ii ngen Abt. Mittelalterl. Gesch. Bd. j, Berlin 1938, S. V—XVIII; der s., Herrschaftszeichen und
Staatssymbolik Bd. 1—3, Schriften d. Monumenta Gcrmaniae historica XIII, 1—3, Stuttgart 1934—56;
der s., Über die Herrschaftszeichen des Mittelalters, Münchner Jhb. d. Bildenden Kunst, III. Folge I,
1950, ebd. 1951, S. 43—60; der s., Die Geschichte des mittelalterlichen Herrschertums im Lichte der
Herrschaftszeichen. HZ 178, 1954, S. 1—24; d e r s., Die Anerkennung Karls des Großen als Kaiser,
HZ 172, 1951, S. 449—515.

" Schramm, Herrschaftszeichen a. a. O. Bd. III, S. 963 ff.

s .Miere Einzelarbeiten von leider oft zweifelhaftem Wert sind zu ersehen bei E. F r h. v. B e r c h e m ,
Heraldische Bibliographie, Lpz. 1957; von 1945—1956 erschienene Arbeiten vgl. bei E. Kittel , Wappen
und Siegel im Schrifttum der Nachkriegszeit, Bl. f. d. Landesgeschichte Jhg. 93, 1957, S. 559—60.
Als recht brauchbar erweist sich die von F. Küch angeregte Arbeit: E. Kaufmann, Studien
über Amtssicgel des 13. und 14. Jahrhunderts vornehmlich in Hessen, Diss. phil. Marburg 1937.

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