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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0011
an einer Günterstaler Urkunde von 1245 zum ersten Male vor (Abb. 6)au. Dann
sind aber noch zehn Jahre lang sämtliche erhaltenen Urkunden der Stadt mit
dem älteren Siegel III versehen worden. Es liegt also der Verdacht nahe, daß
die Günterstaler Urkunde von 1245 entweder nachträglich besiegelt oder überhaupt
erst längere Zeit nach der beurkundeten Schenkung ausgestellt worden
ist. Dieses Problem bedarf noch der genaueren Untersuchung. Seine Lösung
ist von größter Bedeutung für unsere Zusammenhänge, weil dann das Siegel
IV erst nach der Gründung des Rheinischen Bundes entstanden wäre. Es
wäre dann ganz eindeutig in den Zusammenhang der verschiedenen Landfriedensbestrebungen
einzuordnen.

Zunächst muß uns nun die Frage beschäftigen, wie es zu erklären ist, daß
die Stadt Freiburg innerhalb von etwa 30 Jahren vier in der Form doch zum
Teil recht erheblich voneinander abweichende Siegelstempel verwendet hat.
Fritz Geiges hat aus diesem Tatbestand den Schluß gezogen, daß die Stadt
damals bereits eine eigene Kanzlei mit beträchtlichem Schriftverkehr besessen
haben müsse". Er knüpfte daran die weitere Folgerung, daß diese Kanzlei
auch der Anlaß für die nach seiner Meinung Mitte des 13. Jahrhunderts
erfolgte Erbauung eines eigenen Rathauses gewesen sei. Hefeies minutiöse
Untersuchung der einzelnen Hände, welche die städtischen Urkunden geschrieben
haben, hat aber dem gegenüber das Ergebnis gebracht, daß vor 1250 von
einer eigenen städtischen Kanzlei nicht die Rede sein kann32. Er hat in diesem
Zusammenhang auf Zürich verwiesen, das zwischen 1225 und 1250 ebenfalls
vier verschiedene Siegelstempel verwendet hat, ohne daß auch hier schon
damals eine eigene städtische Kanzlei nachgewiesen werden kann33. Hefele
hält es vielmehr für denkbar, daß die beiden ersten Freiburger Siegel entweder
schon bald den formalen Wünschen nicht mehr entsprachen, oder daß
die Vielzahl von Stempeln auf die große künstlerische Gestaltungskraft dieser
Zeit hinweist. Daß die Zeitmode und der Geschmack hier jedenfalls eine
Rolle gespielt haben, werden wir noch im folgenden zeigen können. Offenbar
entsprach aber auch der Sinngehalt der älteren Stempel nicht dem, was durch
das Siegel zum Ausdruck gebracht werden sollte. Wieweit dabei mit Einwirkungen
seitens des Stadtherrn gerechnet werden muß, lassen wir dahingestellt
.

Der Durchmesser des Siegels IV beträgt 70 mm. Er deckt sich also mit dem
von Stempel II und ist demnach als großes Stadtsiegel anzusehen, das vor
allem für besonders wichtige und feierlich ausgestaltete Urkunden vorgesehen
war34. Die Umschrift lautet jetzt: „Sigillum civitatis de Vriburg in Bris-

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so Vgl. Hefele, Freiburger UB, Bd. I, S. 67 f., Nr. 82, Text zu den Siegeltafeln S. 11, Siegeltafel 1, 5.
Herr Archivrat Dr. Zwölfer machte mich liebenswürdigerweise darauf aufmerksam, daß Hefele
auf S. 67 fälschlich angibt, die Urkunde Nr. 82 sei mit dem Siegel III besiegelt, wodurch auch im
Text zu den Siegeltafeln S. 11 Ungenauigkeiten entstehen.

Herr Oberarchivrat Dr. Wellmer war so liebenswürdig, das im GLA Karlsruhe aufbewahrte Original
nochmals zu überprüfen. Demnach hängt tatsächlich Siegel IV an der Urkunde, wie übrigens
Fürstenberger UB, Bd. I, S. 188, Nr. 413 und Dambacher ZGO, Bd. 9, 1858, S. 254 ff. ganz
richtig festgestellt haben.

31 F. Geiges, Das älteste Freiburger Rathaus und seine Gerichtslaube, Schauinsland. Bd. 65. Freiburg
1936, S. 29.

82 Hefele, Freiburger UB, Bd. I, S. XXVI.

33 A. Laigiatler, Die Entwicklung des Zürcher Siegels, ZRG. Germ. Abt., Bd. 58, Weimar 1959,
S. 251 ff.

34 Auffällig bleibt es auch, daß an der sicher doch besonders wichtigen Stadtrechtsurkunde von 1248 Mai
( H efele, Freiburger UB, Bd. I, S. 95, Nr. 107, Text zu den Siegeltafeln S. 11, H. Schreiber.
UB d. Stadt Freiburg, I, 1, ebd. 1828, S. 55 ff., Nr. XI; vgl. F. Geiges, Der mittelalterl. Fensterschmuck
d. Freib. Münsters a. a. O., S. 75) nicht das große Stadtsiegel IV, sondern das kleinere
Stadtsiegel III angebracht wurde. Vielleicht ist auch dies ein Beweis dafür, daß Stempel IV erst Mitte
der 50er Jahre hergestellt worden ist.

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