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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0019
bemüht, Entstehung und Sinngehalt dieses beliebten Symbols zu deuten57.
Aber alle bisherigen Versuche kranken daran, daß die einzelnen Forscher
jeweils von einer Theorie ausgegangen sind und nur den Teil des Materials
berücksichtigt haben, der ihren Thesen entsprach. Das gilt auch für den letzten
Aufsatz, der dieses Thema behandelt58. In ihm stellt G. Braun von Stumm die
Behauptung auf, die Lilie sei hier ein Symbol der Verehrung Marias durch
die französischen Könige. Auch die Meinung von Sir Francis Oppenheimer,
der in der Lilie ein Symbol des Heiligen Geistes sehen will, scheint uns an
den Dingen vorüberzugehen50. Leider können auch wir nicht das gesamte
Gebiet der Liliensymbolik behandeln, da dies über die uns gesteckten Ziele
weit hinausführen würde. Auch würde die Vervollständigung der Belege eine
langjährige Sammeltätigkeit voraussetzen. Aber schon die Sichtung der uns
vorliegenden Unterlagen ergibt u.E. die für das Mittelalter durchaus nicht
verwunderliche Tatsache, daß die Bedeutung des mittelalterlichen Liliensymbols
mehrschichtig sein kann. Es fragt sich allerdings, ob die verschiedenen
, hier nur kurz zu streifenden Bedeutungen nicht auf eine Grundbedeutung
zurückgeführt werden können.

Unter drei großen Gruppen läßt sich u. E. die symbolische Verwendung der
Lilie zusammenfassen: Erstens wird diese als dreiblätterige Blume sehr häufig
ornamental verwendet. Zweitens ist sie als religiöses Sinnzeichen in größtem
Umfange gebraucht worden. Endlich spielt das Lilienornament, was nicht
immer genügend beachtet wird, auch in der weltlichen Symbolik eine sehr
wichtige Rolle.

Es ist heute unbestritten, daß die ornamentale Verwendung einer stilisierten
, dreiblätterigen Blume schon sehr alt ist. Offenbar haben hier das antike
Vorbild und auch östliche Vorlagen eine wichtige Rolle gespielt. So nimmt
man allgemein an, daß dieses Schnmckmotiv durch die Vermittlung byzantinischer
Vorbilder Eingang im Westen gefunden habe00. Es darf aber nicht
vergessen werden, daß es auch im Westen schon Vorformen ähnlicher Art
gegeben hat. F. Wielandt hat z. B. auf keltische Münzen mit einer Art von
Doppelanker hingewiesen, der stilisierten Doppellilien späterer Form schon
recht nahe kommt"1. Er hält es nicht für ausgeschlossen, daß mittelalterliche
Münzen aus Oberdeutschland von solchen Vorbildern beeinflußt worden sein
könnten. Das Lilienornament hat dann weite Verbreitung gefunden. Man hat
es in die verschiedensten Blatt- und Blumenformen direkt „hineingesehen".
Es liegt also die Frage nahe, ob nicht auch im Falle Freiburg mit einer rein
ornamentalen Aufgabe der Lilie zu rechnen sein dürfte. Es wird aber angebracht
sein, die Entscheidung dieses Problems aufzuschieben, bis hier die
anderen Möglichkeiten erörtert worden sind.

Als religiöses Sinnzeichen kommt die stilisierte Lilie und auch die natürliche
Form der Blume sowohl auf bildlichen Darstellungen wie auf Siegeln,

57 Es kann hier nicht darauf ankommen, die umfangreiche Literatur zu diesem Gegenstand vollzählig zu
nennen. Wir verweisen auf F. Cabrol, H. Leclerq, Dictionnaire d'Archeologie chretienne et
de Liturgie, Tom. X, Paris 1925, Sp. 1699 ff. insbes. Sp. 1707 f., wo die ältere Literatur zitiert ist.
ferner: K. v. A m ira, Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik. Abh. d. kgl. bayr. Akademie
der Wissenschaften, Phil.-philos. u. bist. Klasse, Bd. XXV, München 1911, S. 1—180. Die weiter heranzuziehenden
Werke von v. Amira. Rörig, Braun von Stumm, O p p e n h e i m e r usw.
«erden jeweils an den einschlägigen Stellen genannt.

58 s. S. 16, Anm. 45. Zustimmend Schramm, Herrschaftszeichen a. a. O.. Bd. III, S. 972.

69 S i r F r a n e i s O p p e n h e i m e r , Frankish Themes and Problems, London 1952, S. 175—235.
00 Sehr a m m . Herrschaftszeichen a. a. O., Bd. II, S. 440, Taf. 50, Abb. 61 c und e.

111 Wielandt, Keltische Motive auf alemannischen Mittelaltermünzen, Studien zur Kunst des
Oberrnems, Festschr. f. W. Noack, Konstanz 1958, S. 10, 12.

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