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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0049
auch Muster von Spitzen und Borten ein Viertelstab groß. Da in Lyon ein
Unterschied sei zwischen Land- and Stadtgewicht, sollen sie sich deswegen
befragen.

Sie erhielten ferner die Weisung, alle Waren als Schweizer Gut nach Basel
zu senden, da sonst mehr Zoll bezahlt werden müsse. Baumöl (Olivenöl),
Weinbeeren, Feigen, Indigo, Grünspan, Orleans (halbwollener Stoff), Haselnüsse
, Safran (gelber Farbstoff), Gallus (indische Gerbrinde), Seife, Kaffee
und Cochenille (Scharlachrot) glaubte der Vater in Lyon besser zu erhalten
als in Genf. Zum Vergleichen fügte er Preiszettel von Basel bei; der Gewichtsunterschied
sei aber zu beachten. Er schrieb ihnen auf, wie sich das Basler
Gewicht zu 100 Pfund des Gewichts von Lyon, Toulouse, Languedoc und Marseille
verhält14.

In dem Brief heißt es weiter, daß in Lyon Malerpinsel gemacht werden;
auch Fischpinsel und Fischhäute (Hausenblasen zur Bereitung von feinem
Leim und zum Klären des Weins) würden dort ohne Zweifel zu rechtem Preis
zu bekommen sein. Öl und Mandeln könne man den provencer Bauern selbst
abhandeln.

Martin wünschte, daß seine Söhne die Messe in Tournon an der Rhone
bei Valence besuchen und ja nicht versäumen sollten, mit Lyoner Kaufleuten
auf dem Schiff nach Beaucaire zu fahren, wo die Messe an Mariä Geburt
(8. September) beginne und vier Wochen dauere diesseits und jenseits der
Rhone. Dorthin kämen Schiffe aus der Türkei und „schier von allen Nationen
"15. Bei günstiger Gelegenheit könnten sie von Beaucaire in einem Tage
nach Paris kommen. Er nannte ihnen auch einen Industrieort, wo sie gemeine
Messer großweise (12 Dutzend) mit runden Llolzheften, auch Taschenmesser
und Scheren einkaufen könnten.

Künftig sollen sie ihre Briefe an Madame Mi ran de oder an Herrn
Streckeisen in Basel adressieren, der Sicherheit wegen.

„Ich findte Ewere Verrichtungen in Lyon guth angestelt", lobte der Vater
in einem Briefe vom 28. August 1761, den sie erst am 11. September in Troyes
erhielten. Er hoffe, schrieb er, daß das Seidenzeug eines der nützlichsten
Artikel sein werde. Spezereien seien in Lyon nur „durchgehend", sie könnten
auf näherem Wege bezogen werden. Er glaubte, es sei am besten, wenn
A n t o n i den Winter über sich in Lothringen aufhalten würde zur Erlernung
der Sprache und auch wegen des Spitzenhandels. Wenn derselbe nach Beendigung
der Reise an dem neuen Platz eingerichtet sei, könne sein Bruder
Johann Baptist nach Hause kommen, wo er genug Arbeit fände. Zur
Erhaltung ihrer Gesundheit sollen sie nicht zu sparsam sein, mahnte der
Vater. Er werde wegen Wechselbriefen an Streckeise n schreiben. Er
bestellte ein Faß mit gemeinen und ein Faß mit feinen Flintensteinen18.

Auch in Paris sollten die Söhne nach dem Wunsche des Vaters beobachten,
was dort gemacht werde, z. B. die „Bletzlin" zu Kappen und Pantoffeln, auch
schwarze und geblümte „Bletzlin" für die Markgräfler (Tracht) seien ihm
dienlich. Die Söhne sollten sich aber vorher erkundigen, ob in Paris keine an-

14 Die Briefe zeigen, wie genau der Vater Martin über die Handels- und Industrieverhältnisse in
1'rankreich unterrichtet war, und wie gut er sich in diesem Lande auskannte.

15 Die Messe von Beaucaire war seit Jahrhunderten eine der bedeutendsten von Europa und ist es
auch heute noch.

16 Flinten- oder Feuersteine an den Flinten dienten zum Feuerschlagen. Der große Bedarf an dieser
Ware hängt wohl mit der Kriegszeit zusammen. Es gab auch Jagdflintensteine und Pistolensteine.

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