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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0054
Am 14. Oktober 1762 schrieb der Vater einen Brief mit der Adresse:
„A Monsieur A n t o i n e Martin chez Monsieur Rio n de & fils, nego-
ciants ä Mircourt en Lorrain." Er teilte ihm mit, daß bisher Süßholz in Basel
wohlfeiler gewesen sei, und daß die zugesandten Geigenbögen nicht „sonderlich
ausgefallen", aber die Spitzen durchaus von guter Qualität seien. Von
dem Faden solle er zur Probe etwas mitbringen. Wenn Buchsmasern zu Pfeifenköpfen
oder fertige Köpfe und saubere Tabaksdosen und Schwebelpfeifen
zu bekommen seien, so könnte er in seinem Geschäft diese Waren wohl brauchen
. A n t o n i solle sich auch erkundigen, ob Ratin (gekräuselter Wollstoff)
auf- oder abschlage. Er teilte ihm mit, daß er selbst auf der Basler Messe sein
Geld nötig brauche, aber nach der Messe werde er ihm Geld senden zum
Ankauf von recht schönen, drei Zoll breiten Spitzen für „Bodenhauben" im
Wert von etwa 1 und IV2 Louisdor.

Zum letztenmal schrieb er nach Mirecourt am 18. November 1762. Er teilte
dem Sohne mit, daß er dessen Brief vom 7. November vorgestern nacht erhalten
habe und daß man es nach dem Gutachten des Sohnes mit den feinen
breiten Spitzen bis zum Frühjahr bewenden lassen wolle. Wegen der inzwischen
gekauften Spitzen und Geigen habe er an Daniel Merian in Basel
geschrieben, dieser solle vier bis acht Louisdor zahlen. Antoni erhielt den
Auftrag, sich in Epinal und Remiremont zu erkundigen wegen gemeinen (gewöhnlichen
), aber gut geleimten Lothringer Karten. Zugleich meldete er ihm,
daß er seine Tochter Maria Anna in Beifort „heimsuchen" werde, sobald
die LIeringe dort angekommen seien. Zum Schluß des Briefes heißt es, daß die
Familie die Nachhausekunft des Antoni erwarte. Hiermit endigt der Briefwechsel
nach Frankreich.

Die Briefe Martins an seine Söhne erfreuen uns durch ihre Schlichtheit,
Frische und LIerzlichkeit. Sie geben uns ein lebendiges Bild eines angesehenen
Handelshauses in Staufen zur Zeit des Barock. Wir erhalten durch sie einen
Einblick in die Verhältnisse von LIandel und Industrie verschiedener Städte
in Frankreich. Der ältere Sohn Johann Baptist notierte regelmäßig auf
die Briefe seines Vaters die Zeit der Absendung in Staufen und der Ankunft
sowie das Datum seines eigenen Antwortschreibens.

In jener Zeit war es üblich, die mehrfach gefalteten, mit Siegellack verschlossenen
Briefbogen ohne Umschlag auf die Post zu geben oder durch Boten
besorgen zu lassen. Der Vater Johann Martin drückte auf den Briefverschluß
sein Petschaft auf mit dem allgemein üblichen Zeichen der Handelsleute
. Das gleiche Zeichen finden wir auch auf Siegeln einer Anzahl savoyar-
discher Handelsleute und Krämer in Freiburg z. B. C a r r i e r 1728, J a q u i n
1728, Briffon 1738, Michon 1738, Curta 1741. Es gab Siegel, die im
unteren Teil ein Herz und solche, die unten einen Anker zeigen. Das Handelszeichen
mit einem Anker ist auch an dem wunderschönen Balkongeländer des
alten Martinschen Geschäftshauses am Marktplatz, das sich an zwei Seiten
längs des stattlichen Gebäudes entlang zieht, ein Meisterstück der Schmiedekunst19
.

Zur Familiengeschichte des Handelsgeschlechtes Martin sei noch kurz
bemerkt: Johann Baptist, der 1740 geborene Sohn des Brief Schreibers,
trat am 16. Juni 1777 sein angeborenes Bürgerrecht in Staufen an. Er starb

10 Für das überaus reichhaltige Warenlager reichten die Räume in dem Eckhaus am Markt nicht aus.
M artin mußte das Nachbarhaus hinzunehmen und schließlich noch einen Laden im gegenüberliegenden
Rathaus mieten für den jährlichen Mietzins von 5 Gulden.

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