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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0057
Nun wäre es gewiß sehr reizvoll, die ganze Reihe der Hebel-Illustratoren
noch einmal vorzuführen, ihre Blätter mit unseren heutigen Augen zu betrachten
und die zeitgebundenen Urteile Dieffenbachers und anderer über sie
mit unseren ebenfalls zeitgebundenen Urteilen zu vergleichen. Indessen geht
es nicht an, zu wiederholen, was Dieffenbacher vor 50 Jahren vorlegte und
erläuterte; man mag das in jenem Heft des „Schauinsland" nachlesen. Vielmehr
soll unser Blättern und Stöbern in Hebel-Illustrationen heute abend
den Objekten nach zeitlich an Dieffenbacher anschließen. Aus dem von ihm
bearbeiteten Zeitraum sollen nur die damals vergessenen bzw. die in dem
genannten Vorwort nur summarisch und ohne Bildmaterial erwähnten Künstler
nachgetragen werden.

Zu dieser zeitlichen Begrenzung sei gestattet eine sachliche zu setzen:
Während Dieffenbacher sich bemüht hatte, neben der Druck- und Buchgraphik
auch Aquarelle und Gemälde mit Hebeischen Themen vorzuführen, möchte
ich mich beschränken auf Illustrationen im engeren und echten Sinn, d. h. auf
solche, die Buchausgaben von Hebels Werken beigegeben sind; dieses Feld
allein ist schon groß genug - - größer als man denkt —, zu groß immer noch,
als daß man selbst bei dieser Begrenzung im Rahmen eines Vortrags Vollständigkeit
hätte anstreben können und wollen. Ein zusätzliches, allerdings
sehr behutsam angewandtes Auswahlprinzip ergab sich aus der verschiedenen
Qualität der anfallenden Illustrationen. Von einigen anderen illustrierten
Ausgaben habe ich trotz meiner Bemühung weder ein Exemplar noch Photos
erhalten können. Bevor wir nun mit dem Durchgehen des Materials beginnen,
sind vielleicht einige kurze grundsätzliche Gedanken angebracht darüber, was
Illustration ist, was sie soll und welche Kriterien zu ihrer Beurteilung und
Bewertung zur Verfügung stehen und beigezogen werden müssen. Diese Fragen
sollen dabei nicht nur vom Grundsätzlichen her erörtert werden; wir sind
in der glücklichen Lage, sehr bald auch den Dichter, um den es geht, Hebel
selbst, mitsprechen lassen zu können.

Zunächst: Was versteht man unter einer Illustration? Kurz gesagt eine
Abbildung, die zu einem Text gehört. „Illustration" heißt ja, wörtlich genommen
, „Erleuchtung, Beleuchtung", ist also vom Wort her etwa gleichbedeutend
mit „Illumination". Doch nur etwa: Dem letzteren Terminus ist eine deutliche
Komponente von „Verherrlichen", „Ausschmücken" u. ä. beigemischt; diese
Sinnkomponente hat ja auch dazu geführt, den Ausdruck zu beschränken auf
die oft prunkvoll gemalten und goldbelegten Miniaturen der mittelalterlichen
Handschriften. Der Ausdruck „Illustration" hingegen hat schon im lateinischen
Grundwort „illustrare" eine leichte Färbung von „Aufklären", „erklären",
„anschaulich machen". Das lateinische Substantiv „illustratio" vollends ist
zunächst ein Terminus technicus der klassischen lateinischen Rhetorik und
mit „Anschaulichkeit" oder „anschauliche Darstellung" zu übersetzen. In
unserem heutigen Sprachgebrauch ist diese Bedeutung voll erhalten, wie
gleich ersichtlich werden wird. Bleiben wir indessen noch bei äußerlichen
Merkmalen der Illustration. Man versteht darunter eine Abbildung, die einem
gedruckten Text zugehört, also einem Buch oder einer buchähnlichen Zeitschrift
. Es gehört zum Begriff der Illustration, daß sie wie Druckerzeugnisse
überhaupt in der Mehrzahl hergestellt ist, mit Hilfe einer der üblichen graphischen
Techniken — sei es nun Holzschnitt oder Holzstich, Kupferstich oder
Radierung, Stahlstich, Lithographie, Linolschnitt oder andere moderne Verfahren
—, jedenfalls in ihrem ersten Stück, das dann wiederum mit Hilfe der

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