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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0063
Erst Mitte Februar 1806 hatte der Stecher Simon nach der Zixschen Zeich -
n u ag die zweite Platte fertig, die Trinkspruchszene vom „Schmelzofen" (Abb. 2),
die offenbar aus höfischen Rücksichten dann dem Titelblatt des Bändchens
gegenübergestellt wurde. Die Szene ist nicht schlecht komponiert. Zwar mag.
da die Figurengruppe fast nur die untere Bildhälfte füllt, die obere allzu kahl
und störend nichtssagend erscheinen; doch muß die Bildunterschrift mitgesehen
werden, — sie wiegt die öde Decke in etwa aus, so daß die Figuren doch
im Schwerpunkt des ganzen Blattes sitzen. Uns mag das emphatische Aufblicken
des Mannes in der Mitte vielleicht stören, Hebel war recht zufrieden
mit dem Blatt und hatte nur geringe Änderungswünsche: einen sachlichen, der
in den politischen Umwälzungen des Jahres 1803 begründet war — im Mai 1803
hatte Markgraf Karl Friedrich von Baden den Titel Kurfürst angenommen —.
und einen kompositioneilen: „An der sehr schön gerathenen 2. Platte", schrieb
er, „wünsche ich in der Unterschrift . . . Marggrav in Curfürst umzuradiren,
so heißts im Text der 3ten Auflage. Leicht wird es sein, der leeren Stuhllehne
am Rand eine kleinere und angemessenere Form zu geben, mit einem Herz,
und dem Kellermeidli ein wenig die Kappe zu schwärzen"33.

Erst Ende März 180634 konnte Hebel über die dritte Platte berichten, auf die
er sich so gefreut hatte: „Die Mutter am Christabend" (Abb. 3). Die Komposition
der Illustration ist auf den Diagonalen und Parallelen dazu aufgebaut.
Im Schnittpunkt der Diagonalen befindet sich das etwas leere Gesicht der
Mutter, einer jungen Frau mit modisch hoher Taille und kurzem Oberkörper,
in leicht affektierter Pose, umgeben von gutbürgerlichen, kaum ländlich zu
nennenden Möbeln in den Schmuckformen der eben vergangenen Epoche, die
samt allerlei unaufgeräumtem Gerät und Spielzeug die hohe Stube füllen.
Der an der Decke hängende Christbaum ist, wiewohl frei in der linken oberen
Bildecke schwebend, doch kompositioneil zu den Figuren in Beziehung gesetzt.
Allein an ihm hat Hebel zu rügen, daß er so wie er ist, nämlich geschmückt,
im Gedicht nicht vorkommt. Hebel tadelt, „. . . daß der Baum schon ausgerüstet
hängt in dem Augenblick, wo ihn die Mutter erst holen und rüsten soll.
Es hätte mir besser gefallen, wenn es bei der ersten und angegebenen Idee
geblieben wäre""'5.

Alle die Einzeleinwendungen, die Hebel gegen die drei Illustrationen des
Benjamin Z. machte, kristallisieren in dem abschließenden Urteil Hebels in
einem Brief an Hitzig, wo es heißt: „Die Kupfer werden, ein paar allgemein
verständliche Fehler abgerechnet, für den Ausländer interessanter seyn als
für uns, die wir überall die Treue vermissen"36.

Man kann das, was Hebel von Illustrationen zu seinen Gedichten verlangte,
wohl kaum auf einen besseren Nenner bringen. Seine Vorwürfe richteten sich
einmal gegen Unkenntnis des Zeichners, der mit den landsmännischen Gegebenheiten
der „Allemannischen Gedichte" nicht vertraut genug war, — zum
andern aber auch gegen den von Zix hier noch gepflegten klassizistischen, die
Wirklichkeit überhöhenden Zeitstil, dem Hebel die Forderung nach Nüchternheit
in der Darstellung entgegensetzte. Hebel verlangte Treue von der Illustration
, Treue in der Darstellung des Erscheinungsbildes der Oberländer
Menschen, Treue in der Wiedergabe ihrer Tracht und ihrer Lebensumstände,

:'3 Zentner Nr. 162, S. 291.

34 Zentner Nr. 169, S. 299. Der Stich findet sich a. a. O. gegenüber S. 89 und ist neuerlich abgedruckt in:

Bad. Heimat 40 (1960) S. 172.
:>3 Zentner Nr. 169, S. 299.
3« Zentner Nr. 170. S. 301.

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