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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0073
Ländischen Dichters J. P. Hebel"61. Neben zwei Gedichten152, einem Hebelporträt03
, einem Bild vom Hebelhaus in Hausen64 und von Hebels Grab'"J
finden sich darin auch fünf Gedichte Hebels auf einer Art Schmuckblätter116.
Die Zeichner waren H. D ob mann und Carl H e i 1 i g UT. Während die
beiden Dobmannschen Blätter weniger interessant sind, lohnt sich ein Blick
auf zwei der von Heilig gezeichneten. Das eine (Abb. 9) stellt den „Wächter-
ruf" dar88. Umgeben von goldenen Kreisen und Vielecken, darin in geschriebener
lateinischer Schrift die einzelnen Strophen zu lesen sind - - die erste
Gedichtzeile ist in großer roter Fraktur als Titel über das Ganze gezeichnet —,
steht die Gestalt des rufenden Nachtwächters. Pelzrock, Handschuhe und
Fellmütze lassen an eine kalte Winternacht denken, desgleichen die kleine
Flasche, die aus einer Tasche des Mantels sieht. Helmbarte und Horn, diese
Attribute des Wächterberufes, fehlen nicht. Der Schnitt der doch wohl städtischen
Kleidung entspricht der Zeit, in der das Blatt entstand (Hebel war
damals gerade 30 jähre tot und das Gedicht 53 Jahre alt). So ist an der
schmissig und salopp hingeworfenen Zeichnung mit den starken, modern
anmutenden Schattenlagen vor allem bemerkenswert, daß sie ein Hebelgedicht
in die Gegenwart des Jahres 1856 und in eine städtische Umgebung hineinstellt
, gerade als sei es für die Karlsruher von 1856 gesprochen.

Die gleiche Tendenz spricht aus dem nächsten Blatt HeiligsGU. Zum „Schwarzwälder
im Breisgau" (Abb. 10). Heilig hat die vierte und die letzte Strophe
illustriert. Die vierte Strophe heißt ja:

Z' Fryberg in der Stadt.
Suufer isch's un glatt.
Riichi Fleere, Geld un Guet,
Jumpfere wie Milch un Bluet
z'Fryberg in der Stadt.

Links steigt, umrahmt von Weinlaub, der Wunderbau des Freiburger
Münsterturms in die Höhe, in schlichtem, aber genauem Riß; zu seinen Füßen,
vor einem dichten Laubhintergrund, ist ein modisch gekleideter Herr mit
hohem Hut, Stöckchen und prunkender Uhrkette, in affektierter Haltung und
stutzerhafter Haartracht zu sehen; ihm gegenüber und zugewandt, mit
Rüschenhaube oder wallendem Federhut und in Krinolinen (deren Erfindung
erst wenige Jahre zurücklag!) die Damen. Die rechte untere Ecke ist für die
letzte Strophe verwendet: Das kleine Haus ist zu sehen, in dessen Tür die
Geliebte steht —, dann der Schwarzwälder, breit und bäurisch einherstapfend,
im altväterlichen, vom Dorf Schneider ohne große Kunst gefertigten Gehrock,
ein Gegenstück zu der modischen Stutzerhaftigkeit der männlichen Figur
links. Trägt der Schwarzwälder nicht die Züge Hebels? In den starken Gegensätzen
, die von Heilig gar nicht zeitkritisch gemeint sind, zeigt sich die Vielfalt
des badischen Oberlandes, — Avie es das Gedicht ja will.

ßi Gesamtumfang: 14 nicatpaginierte Blätter, die in verschiedenen Karlsruher Druckanstalten hergestellt
worden waren: die Lithographien und Radierungen bei W. Creuzbauer, L. Gcisendörfer und C. F.
Müller, der reine Textdruck bei W. Hasper.

62 a. a. O. Bl. 4—7.

63 a. a. O. Bl. 3.

'••-I Von C. Kiefer, a. a. O. Bl. 8.
03 a. a. O. Bl. 14.
tili a. a. 0. Bl. 9—

67 Beide Zeichner sind weder Naglcr noch Thienie-Becker noch den Staatshandbüchern bekannt.

08 a. a. O. Bl. 12.

09 a. a. O. Bl. 13.

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