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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0080
Abb. 15 Gerhard Ulrich:
Der Barbier von Segringen.

Abb. 14 Waller Schellenberger:
Der Bauersmann und der Visitator.

Ein anderes Bild, zu der Anekdote „Gute Geduld"81. Man sieht die zwei
dickköpfigen Reiter auf der Brücke, keiner will ausweichen, der Engländer
liest die Zeitung, der Franzose wartet ab; ihre Pferde zeigen entgegengesetzte
Temperamente: Das des Engländers stampft; man glaubt es vor- und zurücktänzeln
zu sehen, ohne daß der ausruhend sitzende Reiter es irgendwie beeinflußt
. Das Pferd des Franzosen scharrt mit dem Vorderhuf, behält aber den
Hals prachtvoll gespannt und die Ohren gespitzt, als wäre es bloß durch den
Willen seines Herrn noch versammelt, der die Beine wegstreckt und die Zügel
dem Pferd auf den Hals gelegt hat. Beachten wir auch, wie die Zeitanklänge
in Kostüm und Haartracht unverkennbar sind und die Geschichte in die
Epoche Hebels datieren, — wie aber dieser Eindruck ganz unaufdringlich und
mehr nebenbei hervorgerufen ist. Ulrich läßt Hebel seinem Jahrhundert, aber
er tut es gekonnt und routiniert.

Ähnliches ist von den Zeichnungen Walter S c h e 11 e n b e r g e r s 82 zu
sagen. Ein leichter, bisweilen akzentuierter Strich ergibt ein helles Bild, das
kaum Schatten kennt; trotzdem haben Figuren und Dinge Körperlichkeit.
Die Auffassung ist rmbekümmert, fröhlich schmunzelnd, wenn auch manchmal
leicht übersteigert und auf Äußerliches bedacht, das sehr genau umschrieben
wird. So läßt sich das Meisterstück der beiden Diebe88 vom Betrachter
in allen Einzelheiten verfolgen. — Eine Illustration zur „Falschen Schätzung
"84: Der übertriebene Prunk des reichen Mannes in der Kleidung — überlanger
Rock, kettenbehängte Brokatweste, Rüschen und Schleifen - - ist eindringlich
vorgeführt, desgleichen die grundlose Prätension der Haltung und
Geste — breitbeiniges Stehen vor dem Spiegel, eitles Lorgnonheben —, wozu

81 ebd. S. 137.

82 Daten waren in den einschlägigen Handbüchern nicht festzustellen.

83 J. P. Hebels Schatzkästlein, ausgew. von O. Hohenstatt, Einband und Textillustrationen von Walter
Schellenberger, Stuttgart 1950, S. 59.

84 ebd. S. 102.

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