Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0081
das dumme Gesicht des Parvenüs ausgezeichnet paßt, ebenso das überladene
Zimmer. Interessant dagegen die verschlossene, hochmütig-biedere Miene des
Dieners, hinter der der Spott lauert. — Der Bauersmann und der Visitator
(Abb. 14): Die Hebelzeit oder besser die Zeit vor Hebel ist in Uniform, Tracht
und barockem Dach gut getroffen. Die Enge des Duodez, am Oberrhein ja
historisch, wird fühlbar in der nahen Schachtelung von Brücke, Berg, Ortschaft
und Burg. Ein Oberländer Kirchturm indessen ist das nicht, eher einer
aus dem badischen Mittel- oder Unterland. Die Figuren sind gelungen: Das
eifrige Gehabe und das dümmliche Gesicht des Visitators, der buckelnde, ein
schlechtes Gewissen vortäuschende Bauer, und schließlich der ob der in Sicht
kommenden Arbeit des Säckevisitierens wütende Gehilfe85.

Bisher hatten wir es mit deutschen Illustratoren zu tun. Nun sollen auch
Schweizer Graphiker zu Wort kommen. Gerade aus den 40er Jahren, die wir
mit Ulrich erreicht haben, können zwei Publikationen mit Illustrationen von
Fritz B u c h s e r 80 angeführt werden. Buchser ist 1903 in Zürich geboren.
Er war erst Holzbildhauer, dann wandte er sich dem Holzschnitt zu. In den
Museen von Zürich und Bern ist er mit Graphik vertreten und wurde bekannt
durch viele Blätter zur Schweizergeschichte, durch Illustrationen in Lesebüchern
u. ä. Er bevorzugt „figürliche Darstellungen mit volksmäßigem Einschlag
"87. Ein schönes Blatt aus Buchsers Hand gehört zu einer Einzelausgabe
der Weihnachtserzählung aus Hebels „Biblischen Geschichten"88. Es ist
also dem Vorwurf entsprechend weniger für Hebel typisch als vielmehr für
die Kenntnis Buchsers interessant. Man sieht eine Krippendarstellung in konventioneller
Auffassung, fast brav zu nennen, doch sehr bezeichnend durch
die feine Schraffur, die Buchser gelingt und die fast die Leichtigkeit einer
Federzeichnung erreicht. Wie der Innenraum bei aller Dunkelheit noch deutlich
durchgezeichnet ist, wie jedoch trotzdem das herkömmlich zentrierte
Licht noch alles überstrahlt, ist sehr beachtlich. Die Figuren tragen herbe,
fast unschöne Züge, am einprägsamsten sind die schweizerisch-alemannischen
Hirtengestalten, die eben unter der Tür erscheinen. Obwohl ohne Rahmen,
ist das Bild dennoch so exakt beschnitten, daß trotz der Fülle der dargestellten
Motive der Eindruck eines kleinen Stallraums erzielt wird.

Fritz Buchser hat nun 1947 eine Holzschnittfolge zu Hebels Erzählung
„Unverhofftes Wiedersehen" herausgebracht, die recht bedeutend ist89. Das
erste Blatt (Abb. 15) - - der Holzschnitt füllt die Seite des mäßigen Quartformats
ziemlich aus illustriert den Anfang der Geschichte: „In Fahrn in
Schweden küßte vor guten fünfzig Jahren und mehr ein junger Bergmann
seine junge Braut und sagte zu ihr: ,Auf sanct Luciä wird unsere Liebe von
des Priesters LIand gesegnet. Dann sind wir Mann und Frau und bauen uns
ein eigenes Nestlein.' ,Und Friede und Liebe soll darin wohnen', sagte die
schöne Frau mit holdem Lächeln, ,denn du bist mein Einziges und Alles, und
ohne dich möchte ich lieber im Grab sein als an einem anderen Ort.'" — Diese
Situation ist bei Buchser sehr nah gesehen, filmisch gesprochen in Großaufnahme90
. Von dem Bergmann ist nur der Oberkörper gegeben, von der Braut

85 ebd. S. 117.

86 Fritz Buchser, Holzschneider, Maler, Illustrator, geb. 24. 3. 1903 in Zürich; vgl. Künstler-Lexikon der
Schweiz, 20. Jahrh., bearb. von E. Plüss, Bd. 1, Frauenfeld 1958. S. 142—143.

8T ebd. S. 142.

88 J. P. Hebel, Die wunderbare Geschichte von Christi Geburt, mit drei Holzschnitten von F. Buchser.
Burgdorf 1941, Bild S. 9.

SO J. P. Hebel, Unverhofftes Wiedersehen. Eine Holzschnittfolge von F. Buchser, 13 S. und 23 Tafeln.

Basel 1947.
'■"> a. a. O. Tafel 1.

6 Schau-ins-Land

81


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0081