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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0091
bisweilen den Text und versuchen auch durch die — an sich mögliche — Manier,
variierende Skizzen des gleichen Vorwurfs zu häufen und nebeneinander bzw.
neben eine durch starke Rahmung als Hauptillustration herausgehobene
Zeichnung zu stellen, den Text zu überspielen. Was ihre Einstellung und Aussagekraft
betrifft, so bestechen manche durch witzige Erfindung, doch werden
die Hebelerzählungen zu oft allzu vordergründig in Richtung auf ihren skurrilen
Gehalt interpretiert und somit als Schnurren aufgefaßt, was sie nicht
rundum sind. Will man allerdings diese Art Hebel-Ausdeutung akzeptieren,
so finden sich unter den Figuren Fischers einige recht köstliche Typen. Als
Beispiel hierfür mögen die auf dem Titelblatt (Abb. 24) hinter der Hebel-
Figur wie auf der Bilderwand eines Moritatensängers aufgereihten Skizzen
dienen119. Dem Hebel-Bild selbst dürfte eine Kreidezeichnung von Feodor
Iwanow120 aus den Jahren 1810—1815 zur Vorlage gedient haben. Fischer hat
das Porträt jedoch im Sinne seines Hebel-Verständnisses verändert. Aus dem
klug und vornehm blickenden, freundlich-ernsten und würdig zurückhaltenden
Prälaten des zeitgenössischen Zeichners - - das von Iwanow gezeichnete
Porträt ist wohl das beste Hebel-Bildnis, das wir besitzen - - ist hier ein behäbiger
Zecher geworden; das Hebel-Gedicht von der „Freude in Ehren" erscheint
so zwar illustriert, aber man sollte
gerade dieses viel zu oft beigezogene Hebel-
Gedicht vielleicht nicht so pointiert mit dem
Hebel-Bildnis und dem Hebel-Bild in eins
setzen.

Zum Abschluß haben wir es noch mit zwei
fruchtbaren und profilierten Hebel-Illustratoren
zu tun. Die Eigentümlichkeit Joachim
K ö 1 b e 1 s 121 tritt schon in der kleinen, über
einer Textseite stehenden Zeichnung zur Weih-

a i tt i ttt Abb. 2o Joachim Kolbel:

nachtserzählung (Abb. 2?) aus Hebeis „Bibii- Die Geburt Jesu,

sehen Geschickten" hervor122. Der Strich seiner

Feder ist flüssig und rasch, skizzenhaft andeutend, mit zufällig scheinenden,
aber klug gesetzten Verdickungen. Den dargestellten Inhalten nach bleibt die
Auffassung meist im Rahmen dessen, was in der Bibelillustration üblich ist.
Dennoch erfreuen die Skizzen Kölbels gelegentlich durch überraschende oder
überraschend neue Sichten, im Materiellen wie in der Komposition. Daß auf
der Weihnachtsdarstellung Maria liegend dargestellt ist, ist an sich ein altes
Motiv; Kölbel bietet es aber neu dar durch realistische Färbung, die das Geschehen
an unseren Alltag heranrückt: die Schwäche der Mutter etwa, die sicli
im steifen Liegen und in der matten Armhaltung zeigt, die Gemütsbewegung
Josephs, der menschlich und bildlich zwischen Mutter und Kind steht und
alles noch nicht recht begreift, die nüchternen Wassergefäße, die harte Krippe:
all das sind solche realistischen Töne. Die Kostüme können als biblisch angesprochen
werden, doch sind sie dies unaufdringlich, dank der nur andeutenden
, vieles offenlassenden, bewußt knappen und schnellen Strichführung, die
übrigens auch den harten Realismus der Auffassung einigermaßen mildert
und verklärt. Nüchternheit und Ehrfurcht vereinigen sich hier, kaum anders

HS J. P. Hebel, Illustriertes Hebel-Brevier, mit über 100 Zeichnungen von Fritz Fischer. Freibure i. 15r.

1960, S. 3. 6
120 Abgedruckt z. B. bei Zentner Bd. 2 vor dem Titelblatt.

Daten waren in den einschlägigen Handbüchern nicht festzustellen.
122 J. p. Hebel, Biblische Geschichten, herausgegeben von H. Krev, Illustrationen von Joachim Kölbel,

Berlin 1952, S. 152.

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