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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0094
tenberger und Hans Meid.
Jetzt wirkt er als Graphiker
, Maler und Glasmaler
in Aarau. Was an seinen
künstlerisch hochstehenden
Hebel-Illustrationen zuerst
auffällt, ist der meist zarte,
klar geführte Strich; er ist
so virtuos gehandhabt, daß
die Zeichnung nur selten
einer Vertiefung durch schattierende
Kreuzlagenschraf-
fur bedarf. So wirken Hoffmanns
Strichzeichnungen
frisch und ungezwungen,
einleuchtend und selbstverständlich
. Bei aller Bestimmtheit
in der Aussage
bleiben sie skizzenhaft leicht
und andeutend und lassen
der Vorstellungskraft des Leser-Betrachters noch eigenen Bewegungsraum.
Sehen wir zunächst einige Schatzkästlein-Illustrationen an: Ihnen allen ist
eigen, daß sie sich weniger um die Erfassung eines einzelnen Punktes einer
Anekdote bemühen, als eine Darstellung des wichtigen inneren Gehaltes anstreben
. So werden — ein im Mittelalter schon geübtes Verfahren — auf dem
einen Bild zu „Kannitverstan" (Abb. 27) die drei zeitlich hintereinander liegenden
Fragen nach Haus, Schiff und Leichenzug gleichzeitig vorgebracht -
links in der Szenerie nämlich, während im Vordergrund rechts in staunender
Haltung, das ehrlich-tumbe Gesicht voller Rührung, der Handwerksbursche
aus Tuttlingen steht, der glaubt, Haus, Schiff und Leiche seien die des Herrn
Kannitverstan130.

Wie der LIandwerksbursche, so erscheint auch „Der schlaue Pilgrim" in
einer altmodischen Aufmachung131. Langer Rock, Gamaschen, Reisetasche und
breitkrempiger Hut mögen zwar nicht ganz in Hebels Zeit hineinreichen; für
uns genügen sie, die Anekdote als unserer Zeit entrückt, in einer vergangenen
Epoche aber tatsächlich geschehen und damit jederzeit möglich erscheinen zu
lassen. Zu diesem neben der historischen Bestimmtheit deutlich spürbaren
Charakter der Zeitlosigkeit paßt vortrefflich, daß nicht die Unterhaltung des
Pilgrim mit der einfältigen Wirtin dargestellt ist, sondern Wesen und Charakter
des seltsamen Pilgrims unmittelbar zum Sprechen kommen: in dem
hochmütigen Schreiten und in dem allzu pfiffigen, salbungsvollen Gesicht. Als
das Revier des pilgernden Bettlers ist tief unten im Bild eine Schwarzwaldlandschaft
mit Baum, Hof und Höhenzügen zu sehen; bei Hebel freilich spielt
die Geschichte an der Basler Landstraße im Markgräflerland.

Geschwungene Schiffswand, Deckaufbau und fern vorübergleitendes Ufer
geben die Szenerie eines andern Bildes132. Die Fülle der Personen, die sich
darin drängt, ist wie die Szenerie ebenfalls von der Anekdote verlangt. Dem

130 J. p. Hebel, Werke in drei Bänden, herausgegeben von O. Kleiber, mit Zeichnungen von Felix Hoffmann
, Basel 1958—1959, Bd. 2, 1959, S. 157.

131 ebd. S. 127.

132 ebd. S. 219.

Abb. 27 Felix Hoffmann: Kannitverstan.

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