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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0095
Mann mit dem Zylinder, der rechts auf seinem Holzkoffer sitzt und eben mit
bedauernder Geste eine Erklärung abgibt, sind alle Gesichter zugewandt. Er
ist die Hauptperson, der Jude im „Einträglichen Rätselhandel", der auf der
Rheinfahrt zwischen „Kleinenkems" und „Schalampi" seine Mitpassagiere mit
Rätseln unterhält und dafür manchen Kreuzer einnimmt. Der Jude hat zwar
bei Hoffmann keinen „Zwerchsack an der Achsel" - - so bei Hebel —, und bezüglich
aller Kostüme gilt das zum Pilgrim Gesagte, aber die anekdotische
Situation der bunten, zufällig zusammengekommenen Gesellschaft ist gut
getroffen; selbst daß es „gute und reiche Leute" waren, wie es bei Hebel heißt,
kommt in der Wohlhäbigkeit der Kleidung zum Ausdruck.

Noch eine letzte Illustration Felix Hoffmanns aus dem „Schatzkästlein"133:
Der Zundelfrieder, vom Stadtsoldaten eskortiert, auf dem Weg ins Zuchthaus
(Abb. 28). Die harten Schatten der beiden Männer auf dem baumlosen Weg
machen die Glut der Sonne glaubhaft, unter der dem Stadtsoldaten Montur
und Waffe zu schaffen machen. Der Zundelfrieder geht unbeschwert und heiter
nebenher, pfiffig, schlitzohrig, unbekümmert und überlegen. Er hat sichtlich
Spaß an der Sache, denn er ist überzeugt, von diesem heißen, ihm vorgeschriebenen
Weg bald wieder in die üppige, wenngleich wenig übersichtliche Baumund
Wiesenlandschaft seiner Freiheit zurückzukommen, die im Augenblick
hinter ihm liegt.

Nun aber zu Hoffmanns Illustrationen zu den Gedichten Hebels. Im Technischen
gleich jenen zum „Schatzkästlein", sind sie in der Auffassung entschieden
anders. Hielten jene an der Historizität des Berichteten und - - von
geringen Abweichungen abgesehen — auch an der Schilderung des Textes fest,
so ziehen diese die Menschen, Dinge und Gedanken der Gedichte nah an uns
heran. Moderne Gesichter, moderne Kostüme treten uns jetzt entgegen; das
typisch Markgräflerische der Gedichte ist eingegangen in ein allgemein gehaltenes
Ländliches. So wird das lyrische
wie das lehrhafte Element der „Alemannischen
Gedichte" Hebels dem
heutigen Leser unmittelbar nahegebracht
und kann mehr auf ihn
wirken. Eine Zeichnung gehört zu
dem Gedicht „Die Wiese"134: Ein
schönes, wohlgebautes, kräftiges
Mädchen mit Blumenstrauß und
-kränz, die Hemdärmel trachtartig
gebauscht, doch ohne daß die Wiesental
- oder Markgräflertracht genau
vorgeführt wäre, so präsentiert
uns Hoffmann die Personifikation
des Flüßchens recht neutral, fast
spröd. ja entrückt — und deshalb
auch für uns annehmbar. Was bei
Glattacker störte — jenes pedantisch
aufzählende Zuviel in der Übertragung
nicht übertragbarer dichterischer
Metaphern ins Graphische —,
ist hier nicht zu finden. Freilich ist

133 ebd. Bd. 5, 1959, S. "9

134 ebd. Bd. 1, 1958, S. 25.

Abb. 28 Felix Hoffmann:
Wie sich der Zundelfrieder hat beritten gemacht.

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