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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0098
von menschlicher AVärme. Zn dieser gehört auch
die Hinwendung des Menschen zur Kreatur. Hebel
münzt diese Hinwendung moralisierend-lehrhaft
aus; bei Hoffmann bleibt diese Möglichkeit noch
offen, sie ist noch nicht realisiert. Seine Figuren
verharren noch auf einer vorpädagogischen Stufe
der gemeinsamen, selbstwirkenden Anschauung.
Diesem feinen Unterschied zum Trotz ist das Hebel
-Gedicht dem heutigen Menschen überzeugend
und unaufdringlich nahe gebracht. Ein nüchterner
Augenblick aus den Wirklichkeiten des Alltags ist
zur Höhe künstlerischer Aussage erhoben.

Für die Illustrationen zu Hebels Werk hat
Felix Hoffmann die schlickte Technik der Federzeichnung
gewählt, — gewiß auch deshalb, um durch
eine solch, anspruchslose Sageweise den Gehalt der Gedichte und Anekdoten
Hebels möglichst ebenso treffsicher zu erreichen und ebenso bescheiden vorzustellen
, wie Hebel es im Worte tat. Es stehen diesem Künstler an sich vielerlei
graphische Techniken zu Gebote. Proben seines vielfältigen Könnens wurden
kürzlich von G. K. Schauer im „Philobiblon" zusammengestellt142. Was Schauer
dort von der Einstellung Hoffmanns zu seinem illustrativen Schaffen sagt, ist
in unserem Zusammenhang sehr interessant. Er schreibt: „Felix Hoffmann . . .
respektiert die Besonderheit jedes Auftrags. . . . Bei aller Souveränität im
Kombinieren der Erscheinungen hält er sich doch immer an die Sache. Er läßt
sich nicht zu hochmütigen Abstraktionen verführen. Er bleibt diesseits und
im Gespräch mit vielen. Er leitet sie zum Wesentlichen, das er erschlossen und
mit Fülle dargestellt hat. Er weiß mit Kindern und Tleranwachsenden ebenso
eindringlich zu sprechen wie mit dem anspruchsvollen Kunstfreund"143.

Abgesehen davon, daß mit diesen Worten die Aufgabe des Illustrierens
sehr genau bezeichnet ist —, erinnern sie nicht auch an das, was Hebel in
jenem eingangs zitierten Gutachten von guter Schriftsteller ei verlangte? An
jene Forderungen, denen er in seinem schriftstellerischen Stil selbst entsprochen
hat? Uns will scheinen, daß die Zeichnungen von Felix Hoff mann diesem
Stilideal Hebels nachkommen. Hoffmann hat eine neue Wertmarke dafür aufgestellt
, wie Illustrationen zu Johann Peter Hebels Gedichten und Erzählungen
beschaffen sein müssen, - - heute, 157 Jahre nach dem Erscheinen der
„Allemannischen Gedichte", 200 Jahre nach tlebels Geburt. Darüber hinaus
zeigen die Illustrationen Floffmanns, Kölbels und vieler anderer Künstler,
die einerseits von unbestritten hohem künstlerischem Niveau sind und andererseits
im Einklang mit Hebel stehen, sehr deutlich, daß Hebels Werk auch
dem modernen Menschen noch vertraut sein kann und ist. Die Fülle guter
moderner Illustrationen, die es zu Hebel überhaupt gibt und aus denen auf
diesen Blättern einige wenige Proben gezeigt werden konnten, beweist überdies
, daß Hebels AVerk heute noch ebenso in die Breite wirksam ist wie
früher, — so wie Hebel selbst sich dies stets gewünscht hat.

142 Vgl. oben Aimi. 129.

143 a. a. O. S. 23.

Dem Landesverband „Badische Heimat" danken wir verbindlichst für freundliche Überlassung der
Druckstöcke zu den Abbildungen Nr. 3 und 12.

Abb. 31 Felix Hoffmann:
Der Sperling am Fenster.

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