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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0037
„Schöpflin benützte augenscheinlich das Vidimus von 1457, dessen Einleitung
er ja außerdem abdruckt. Bei der Gewissenhaftigkeit Schöpf lins hätte
er ohne Zweifel angegeben, wenn er eine andere Abschrift benützt hätte. Wie
aus dem Eingangs- und Schlußprotokoll des Vidimus hervorgeht, hat dieses die
Urkunde von 1121 zur Vorlage gehabt. Ihrer Annahme, daß H und N so nahe
verwandt sind, daß sie verwechselt werden können, pflichte ich bei, besonders
wenn es sich um einen weniger tüchtigen und exakten Kopisten handelt als es
Schöpflin war. Dieser hat jedenfalls in dem Vidimus Nudingen vorgefunden
und es entsprechend übernommen. Ihre Annahme, daß die im Testament genannten
Dörfer beieinander liegen dürften, ist auch meine Auffassung, so daß
ich durchaus Ihrer Meinung bin, daß wir unter Nudingen wohl das verschwundene
Nidingen zu suchen haben."

Aber man könnte noch einwerfen: Nidingen war sicher nur ein kleines Dorf,
wie kann es in unserer Urkunde opidum = Stadt genannt werden? Darauf ist
zu antworten: „Oppidum" im klassischen Latein heißt allerdings Stadt als
fester Wohn- und Aufenthaltsort. Allein später wies das Wort keinen einheitlichen
Sprachgebrauch auf, es konnte auch ein leicht befestigtes Dorf oder
eine Burg bedeuten.

Was wissen wir von diesem Nidingen? In einer Wonnentaler Urkunde vom
Jahre 1244 wird es genannt. Danach schenkten die Dynasten Burkart und
Rudolf von Üsenberg den Schwestern zu Nidingen bei Kenzingen (sororibus de
Nidingen prope Kencingen) das Beholzungs- und Weidrecht in ihren Wäldern
daselbst. Die gleichlautenden Namen und der Umstand, daß beide Klöster in
späterer Zeit in den Zisterzienserorden eintraten, veraulaßten Archivdirektor
M o n e in Karlsruhe um 1850 zu der Folgerung, daß die ersten Schwestern zu
Wonnental aus dem Mariahof zu Neudingen, früher Nidingen geheißen, kamen
und hier in milderer Gegend eine neue Niederlassung gründeten.

Doch bald erkannte der Freiburger Stadtarchivar A. Poinsignon, daß
dies nicht der Fall sein könne. Denn, wie K o 1 b in seinem Topographischen
Wörterbuch berichtet, sei um diese Zeit in Neudingen an der Donau überhaupt
kein Kloster gewesen. Erst nach 1250 sei die Schwesternsammlung zu Allmendshofen
nach Neudingen unter Fürstenberg übergesiedelt und habe hernach den
Namen Maria auf Hof oder Mariahof angenommen. „Sie bildete eine ordenslose
Genossenschaft, die erst 1287 zum Augustinerorden und noch später zu den
Zisterziensern übertraten. Die Frauen zu Wonnental lebten dagegen 1245 nach
der Augustinerregel (Dominikanerinnen) und wurden, in den Zisterzienserorden
eingetreten, 1253 diesem inkorporiert." Poinsignon meint, Nidingen
bei Kenzingen sei ein kleiner Weiler oder ein einzelner Hof an der Elz gewesen
, und aus ihm sei das Kloster Wonnental herausgewachsen. Darum habe
das Kloster von Anfang an Nidingen geheißen. „Erst beim Eintritt in den
Zisterzienserorden 1253 bekam die Genossenschaft den Statuten des Ordens gemäß
, wie andere Zisterzienserklöster (vgl. Lichtental, Reintal), ihren mystischen
Namen Jucunda vallis oder Wonnental, welcher dann den alten Ortsnamen
Nidingen verdrängte"14.

Diese Vermutung hatte schon im 17. Jahrhundert der berühmte Beichtvater
des Klosters, Pater Konrad Burger, ausgesprochen in seiner Chronik des
Zisterzienserinnenklosters Wonnental, wenn er schreibt: „Daß in diesem Brief
(= obige Urkunde von 1244) anstatt Wonnental Nidingen steht, muß der Ort

u ZGO NF 2, S. 452.

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