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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0039
Demnach lag auf der Flur „Im Klausen" nicht bloß die St. - Nikolaus-
Kap e 11 e , sondern auch das zugehörige Dörflein N i d i n g e n. Damit
ist alles abgetan, was bislang über die Nikolauskapelle und Nidingen zusammenphantasiert
wurde. Sie ist nicht die in Wonnental, dem irrtümlich
angenommenen Nidingen, liegende, ursprüngliche Klosterkirche. Denn einmal
wird sie als solche niemals urkundlich erwähnt. Und dann ist es ausgeschlossen
, daß in einer Entfernung von etwa 1,2 bis 1,8 Kilometer Luftlinie zwei
verschiedene Nikolauskirchen gestanden sein sollen.

Diese Erkenntnis aus der Flurnamenforschung wird noch erhärtet durch
folgende Überlegung: Die Grenze zwischen den beiden Siedlungen Alten-
kenzingen und Nidingen muß in der Mitte gelegen haben. Wenn wir nun die
Entfernung der heutigen Riegeler Gemarkungsgrenze, welche ehedem die des
Dorfes Nidingen war, von der Georgen- oder Petersbreite, dem Lageplatz von
Altenkenzingen, auf die andere Seite übertragen, dann kommen wir auf einen
Punkt, wo die Kreisstraße von Kenzingen nach Forchheim in scharfem Knie
abbiegt, aber geradeaus ins Kenzinger Pfad übergeht. An diesem Knie liegt
die Flur „Klausen", hier lag auch Nidingen. Das Kenzinger Pfad verband
Nidingen mit dem Weiler auf dem Wyhlerbühl und diesen wieder mit Endingen.

Nidingen war eines der acht Ingen-Dörfer, die bei der alemannischen Landnahme
wie eine Kette sich um das römische Riegel legten. Urkundlich wird es
erstmals, wie wir festgestellt haben, im Jahre 762 im Testament Heddos unter
dem Namen „Nüdingen" erwähnt. Damals vermachte dieser Bischof von Straßburg
die Güter daselbst, welche zum Bistum gehörten (wohl seine väterlichen
Erbgüter) dem von ihm neugegründeten Kloster Ettenheimmünster. Wenn man
aus dem Beinamen „oppidum" etwas herauslesen darf, dann wäre es die Vermutung
, daß der Weiler damals gegen die stets sich wiederholenden Überschwemmungen
der Elz zur Sicherung einen Schutzwall um sich hatte.

Zu diesem Ort, der seit alter Zeit bis zum Bau des Leopoldskanals vor
120 Jahren immer wieder von furchtbaren Überflutungen heimgesucht wurde,
baute man schließlich eine St.-Nikolaus-Kapelle, die eben auf der nach ihr
genannten Flur „Im Klausen" stand. Das geschah sicher erst nach 1087, nachdem
die Reliquien des heiligen Bischofs von Myra in Kleinasien nach Bari in Unteritalien
gebracht worden waren. St. Nikolaus war ja der Patron der Fischer und
galt als Schützer gegen Wasserschäden.

Dieses Nidingen wird seit Mitte des 12. Jahrhunderts einige Male erwähnt.
Vor 1152 erscheint „Rudolfus de Nidingen" mit andern Männern der Umgebung
als Zeuge eines Kaufvertrags betreffend Äcker zu Malterdingen (Rotulus
Sanpetr.). Um das Jahr 1220 zinst ein „Gerunk von drei Mansen (de tribus
mansis = 3 Huben =120 bis 140 Juchert) in Nidingen 15 Schilling" dem Kloster
Einsiedeln in der Schweiz18. Jener Abtei unterstand auch die St.-Nikolaus-
Kapelle. Der Ort wird genannt 1244, später noch einige Male, aber stets als
Lagebezeichnuug der Nikolauskapelle, wie wir oben gesehen haben. AVenn 1341
der Name „In dem Nidinger" auftritt, ist das ein Zeichen dafür, daß damals der
WTeiler sich schon längst aufgelöst hatte und sein Name zu einer Flurbezeichnung
herabgesunken war.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts vollzog sich im benachbarten
Riegel eine große Veränderung. Herzog Bertold IV. von Zähringen (1152—1186)
baute nämlich als Schirmvogt des Einsiedelnschen Stiftshofes und als Lehens-

18 ZGO 4, S. 252.

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