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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0055
Glasmalerei zu überfluten, parallel auch die Hervorhebung des Altars durch
die immer mehr wachsende Wand einer Retabel, die ja auch bei uns um 1400
eine beachtlichere Dimension anzunehmen beginnt. Die anfangende gotische
Zeit hat noch Chortürme gebaut, die Spätgotik aber kaum mehr. Vielleicht geben
gerade die beiden Kirchen von Denzlingen einige Fingerzeige zur Datierungsfrage
: war St. Michael zunächst eine Chorturmkirche, dann ist immerhin beachtlich
, daß man - - vielleicht nach einem Brand - - nicht mehr den Chorturm
reparierte, sondern einen neuen Turm südlich neben dem Kirchenschiff baute,
und zwar in frühgotischer Zeit. Andererseits versicherte man mir im Anschluß
an die Beobachtungen bei der letzen Renovation in St. Georg, daß dieser Chorturm
in der gotischen Periode offenbar einmal neu aufgebaut werden mußte,
wobei romanische Bauteile wieder verwendet wurden51, denn in den unteren
Partien stecken gotische Stücke.

Ein Hinweis auf Kirchen der Barockzeit, die hinter dem Chor einen Turm
haben - - man mag an den etwas dürftig ausgefallenen Turm der Freiburger
Jesuiten, jetzt Universitätskirche, denken, viel besser noch an den entsprechenden
dritten Turm von Ebersmünster, der mit den zwei Frontaltürmen
den so wohltuenden, die Landschaft beherrschenden Dreiklang der Ebers-
münsterer Silhouette bewirkt52: ein Hinweis auf solche Türme dürfte diese
Beobachtung nicht entkräften, weil sich bei ihnen das eigentlich Charakteristische
des Chorturms nicht erfüllt: der Chor ist nicht im Turm, sondern nur
in nächster Nähe. Es handelt sich um Chortangententürme.

Dies könnte man aber doch als den Baugedanken des Chorturms bezeichnen:
der Chor und das im Chor sich vollziehende Geschehen der Versöhnung Gottes
mit dem Menschen erfährt durch diesen Chorturm eine sichtbare Erhöhung
, eine Betonung und einen Hinweis ins Herrliche, ins
Mächtige, wie es mit schlichten Mitteln nicht eindringlicher
zum Ausdruck gebracht werden kan n53. Was in dieser
gleichen Zeit in den großen deutschen Domen durch eine starke Konzentrierung
der zur Höhe strebenden Massen gerade in den Ostpartien: im Viertungsturm
und den sie begleitenden Flankentürmen zum Ausdruck kommt, ist in den
Chortürmen der kleinen Landkirchen zu einer sehr geschlossenen Gestaltung
gelangt und hat eine in sich gültige und ausgeglichene Form gewonnen, die in
gleicher Abrundung von modernen Kirchenbauten, die gelegentlich ähnliche
Grundgedanken verfolgen, kaum erreicht worden ist54.

51 Freundlicher Hinweis des Herrn Karl List, Staatl. Denkmalamt Freiburg.

52 Vgl. X. Ohresser. Eglise et Abbaye d'Ebersmünster. Selestat 1957.

"s Die Deutung Heinrich Lützelers (Der Turm des Freiburger Münsters 1955 S. 53) als ..magisch-symbolischen
Schutz des Allerheiligsten" wird nicht jeder teilen wollen.

54 Herzlichen Dank habe ich zu sagen den Staatl. Hodibauämtern Schopfheim und Freiburg, mit Außenstelle
Emmendingen, dem Erzbischöfliehen Bauamt Freiburg, dem Generallandesarchiv Karlsruhe, dem Landes-
verniessungsamt Außenstelle Karlsruhe und den Denkmalämtern Karlsruhe und Freiburg für zuvorkommende
Einsicht in Pläne und Zeichnungen und fördernde Auskünfte.

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