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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0080
ben werden kann. In der „Kirchen Rechnung Über die St: Vincenti Ffarr-
Kirchen zu Neuershausen Pro 1763" erscheint unter „Außgaab geld auf Kirchen
gebäu Pro 1763" die Notiz: „Item dem Bildhauer Seelinger Lauth Conto wegen
der Canzel Bezalt 30 fl"134. Welchen Anteil Sellinger an der Kanzel hatte, lassen
zwei Einträge in der „Kirchen-Rechnung Pro 1761 et 1762" erraten: „Item Adam
Bretz schreiner Meister von Freyburg an seinem Schreiner Accord Lauth schein
Pr Abschlag zalt 180 fl" sowie „Item dem Wurth für Zöhrung dem schreiner
lauth Accord wegen Canzel Altar aufgeschlagen für Kost und Zöhrung 13 fl
II b 6 d". In der umständlichen Sprache jener Zeit berichten die Rechnungsvermerke
also, daß Schreinermeister Johann Adam Bretz, für den bisher nur
der Hochaltar von Neuershausen gesichert war, auch die Kanzel errichtete.
J. B. Sellinger steuerte die Dekoration bei: eine Statue Johannes des Täufers
auf dem Schalldeckel, eine über dem Haupt des Predigers schwebende Heiliggeist
-Taube, drei große Putten am Kanzelkorb und Laubwerkdekor. Bevor ich
auf diese Arbeiten näher eingehe, sei mir eine Erinnerung an die Erbsehafts-
verhandlungen im August 1781 gestattet, bei denen Zunftmeister Adam Bretz
der Witwe des Bildhauers als Rechtsbeistand diente und der Neuershansener
Vogt Franz Joseph Brunner als Käufer des Sellingerschen LIauses auftrat. Die
persönlichen Beziehungen J. B. Sellingers zu Vogt Brunner, der als eifriger
Förderer des Neuershansener Kirchenbaues hervorgehoben wird135, dürften
1763 mit dem Auftrag für die Kanzel begonnen haben. - - Ich will zunächst nur
der Statue Johannes d. T. meine Aufmerksamkeit zuwenden; denn die anderen
Sellinger-Arbeiten der Neuershausener Kanzel lassen sich besser in Zusammenhänge
einordnen, die noch darzustellen sind. Das von derbem Lockenhaar und
einer Gloriole umfaßte Haupt zeigt zerfurchte Gesichtszüge, den an der Kinnspitze
in zwei lockige Enden auslaufenden Bart, einen in die Ferne gerichteten
Blick. Ein typisches Antlitz, wie es dem Betrachter immer wieder an den Skulpturen
Sellingers auffällt! Der entblößte Oberkörper, knorpelig-muskulös wie
bei den Kruzifixen, wird von einem schräg über die Brust gezogenen, breiten
Band überdeckt. Wir müssen uns diese Besonderheit merken. Mit dem Band
soll ein aufwendig von Armbeuge zu Armbeuge um den Leib drapiertes Mantel-
tuch gehalten werden, das hinter dem linken Arm zu Boden fällt. Tiefe Falten
gliedern im Wechsel mit platt gehaltenen Stellen das Manteltuch, unter dem
ein Rock aus zottigem Fell den Unterleib verhüllt. In den Händen hält der
Namenspatron unseres Bildhauers ein langes, bandgeschmücktes Tragkreuz
und eine Muschel. Derbe anatomische Einzelheiten mischen sich mit übertrieben
zurechtgemachten Gewändern, auf diese Weise die Erkennungsmerkmale
Sellingers deutlich hervorkehrend.

Auf dem evangelienseitigen Nebenaltar der Pfarrkirche Kappel im Tal
steht ein St. Sebastian, der mit dem Johannes d. T. von Neuershausen in Zusammenhang
gebracht werden kann. Die Derbheit der ungefähr ein Meter hohen
Sebastiansfigur, die auch von Prof. Dr. LI. Ginter hervorgehoben wurde130, fällt
neben der spätgotischen Madonna und dem schwungvoll bewegten, dem Wen-
zingerkreis zugehörigen St. Joseph137 desselben Seitenaltares besonders auf.
Dem rohen, bartlosen Gesicht der Statue glaubt man nicht recht, daß der Hei-

134 Erste Erwähnung bei Alois Siegel, Die Kirche von Neuershausen in Tagespost — Volkszeitung f. Breisgau,
Nr. 103 vom 14. April 1935. — Darin zweimal „Seeligcr" genannt.

135 Pfarrarchiv Neuershausen, Kirchenrechnung 1764.

130 Freiburger Kath. Kirchenblatt, Nr. 41 vom 10. Oktober 1954, S. 699.

137 Augustinermuseuni Freiburg, Katalog der Wenzingcr-Ausstellung 1960, S. 23 — Nr. 59, Abb. 27.

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