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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0086
die Statuen von den Sockeln. Am Tage darauf sprengten deutsche Pioniere die
Neumagenbrücke in die Luft. Die Statuensockel stürzten in das Bachbett. Nur
der mutigen Tat der genannten Männer und deren Helfern hat es Bad Krozingen
zu verdanken, daß die imposanten Statuen wieder die neue Straßenbrücke
schmücken können. Bei der Wiederrichtung im Frühjahr 1954 wechselten
die Skulpturen allerdings mit ihrem Standplatz auf die westliche Seite
der Brücke hinüber150. Die Beschädigung der fehlerhaft wiederhergestellten Inschrift
am Sockel der Immaculata war gleichfalls eine Folge der Brückensprengung
des Jahres 1945: „D. T. O. M. NECNON BEATISSIMAE SINE
LABE ORT GIN ALI CONCIPTAE VIRGINI MARIAE CHRISTIANORUM
PATRONAE P. C. ANTONIUS BERNE-FELDI-G. A. R. S. MDCCLIV." Falscher
Deutung unterlag der Name des Stifters in verschiedenen Veröffentlichungen151
. Den „Krozinger Bürger Anton Bernhard Feldig" gab es nicht.
Sowohl der Familienname Berne als auch „-FELDI-G" wurden mißverstanden.
Die Verstreichung der Schriftlücken mit Zement mag die Ursache dafür gewesen
sein. Das Rätsel löste sich verhältnismäßig leicht: Der Mann, der 1754 die
Immaculata nach Krozingen stiftete, war Anton Berne von Offnadingen
(„Antonius Berne [0]FELDI[N]G"). Er starb am 23. März 1770 als Vogt der im
Volksmund „Offeldingen" genannten Krozinger Nachbargemeinde152.

Zwei etwa ein Meter hohe Holzstatuen, die bis in unsere Zeit auf Konsolen
an der Wand des Langhauses der Pfarrkirche zu Lehen standen153, dienten
ursprünglich als Tragfiguren bei Prozessionen. Die Immaculata erhielt auf dem
Seitenaltar der Evangelienseite einen vorteilhafteren Platz. Man ist von deren
Übereinstimmung mit der Krozinger Immaculata überrascht. Kein Zweifel,
J. B. Sellinger wiederholte für Lehen in spiegelverkehrter Ausführung, was er
1754 nach Krozingen geliefert hatte. Die gröbere und einfachere Art reiht die
Lehener Immaculata aber in die Arbeiten der späteren Jahre ein. Die Haltung
der Gestalt, die Gesten der schlecht gearbeiteten Hände, der von einem kräftigen
Strang seitlich hochgeraffte Mantel und der aus der Mondsichel auf die
Schlange tretende Fuß sind von der Krozinger Brückenstatue übernommen.
Was der Lehener Immaculata fehlt, verändert den Gesamteindruck nur unwesentlich
. Über den am Hinterhaupt geknoteten, wie Schlangen über den
Rücken fallenden Llaaren liegt kein Schleier. Den Füßen mit den unschönen
Zehen (siehe St. Sebastian, Kappel) fehlen die Sandalen. Am drachenähnlichen
Schlangenkopf vermißt man den Unterkiefer, eine Feststellung, die genauso
für die Schlange des Merdinger Tumbakruzifixes zutrifft. - - Aus dem Pfarrarchiv
Lehen waren keine Angaben über die barocke Einrichtung der Kirche
zu holen. Meine Zuflucht zur Untersuchung möglicher Beziehungen Sellingers
nach Lehen brachte einige Ergebnisse, die u. U. als Hinweise beachtet werden
können. Beim Pfründvertrag des Jahres 1754 handelte der Rechtsbeistand der
Witwe Anna Maria Grauin, Franz Joseph Zehringer154, die Bedingungen mit
Bildhauer Sellinger aus. Zehringers Vater155 stammte aus Lehen. Eine andere
Möglichkeit: Am 3. März 1737 verehelichte sich eine Maria Anna Rosa Köchin

150 Mitteilungen von Herrn Altratsschreiber Karl Pfefferle (11. Juni 1961), Herrn Architekt Alfred Ruch und
Herrn Ratsschreiber Berthold Rudi, Bad Krozingen (7. November 1961).

151 „Bad Krozingen — Vergangenheit und Gegenwart", 1959, S. 59, sowie Dr. H. Gombert, „An Kunst und
Geschichte reich" in Badische Zeitung, Freiburg, Nr. 154 vom 8. Juli 1961, S. 15.

152 p. Priesner (Ziff. 7).

153 Mitteilung von H. H. Pfarrer Dr. Erdin, Lehen (18. April 1961).

154 Dompfarrarchiv Freiburg: 8. Dezember 1708 — 15. Februar 1780.

155 Dompfarrarchiv Freiburg, Ehebuch 1647—1733, S. 569, Nr. 15: Ehe des Joh. Jak. Zeringer am 2. März 1707.

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