Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0089
und jene Maria Anna Litschgi, die sich am 27. November 1759 mit Johann
Michael Berne aus Offnadingen verheiratete165, waren Kinder des Endinger
Gastwirtes Joseph Litschgi gewesen. Somit führt uns diese Feststellung vom
Monogramm der Florian-Statue direkt zu Vogt Anton Berne (mercator) in
Offnadingen, dem Vater des Johann Michael Berne. Zwischen der Immaculata
der Krozinger Brücke und der Unbefleckt-Empfangenen des Endinger Hirtlerhauses
wäre die Verbindung gefunden.

Dem Geheimnis der Staufener Josephsstatue163a kam ich dagegen nicht auf
die Spur. Sie schmückt den kleinen Seitenaltar der Johanneskapelle16513 auf dem
Höllenberg165c über Staufen. Ich zögere nicht, diesen St. Joseph in die Werkliste
J. B. Sellingers einzureihen, obgleich einige Fragen nur mit Vermutungen
zu beantworten sind. Nicht nur die von den Immaculaten übernommenen
Gesten der groben Hände, auch alle Einzelheiten vom derbsträhnigen Lockenhaar
über Gesicht, auffällige Zurechtmachung der zerknitterten Gewänder bis
hin zu den typischen Fußzehen und der charakteristischen Sockelkartusche
sprechen eindeutig für Bildbauer Sellinger. Was beim Anblick der etwa einen
Meter hohen Figur irritiert, ist eine zweite Kartusche auf der Rückseite des
Sockels, die nicht nur von der gewohnten Form etwas abweicht, sondern auch
im umschlossenen Feld über Pickel, Axt, Winkelscheit und Gesteinshämmern
die Buchstaben R: V: und die Jahreszahl 1799 zeigt. Was geschah 1799 mit der
Josephsstatue? Wie kam diese überhaupt in die Kapelle der Johanneseinsiedelei
, mit deren Ausstattung sie nicht harmoniert? Bei genauer Untersuchung
fällt auf, daß der Rückenteil der Skulptur nachträglich eingesetzt
worden ist. Ob anläßlich einer Renovation oder einer Veränderung der Statue,
vermag ich nicht zu entscheiden. Vielleicht ließe sich bei einer Neufassung des
Standbildes, dessen Wirkung durch eine kitschige Ölfarbenbemalung gemindert
wird, mehr darüber feststellen. Sellinger höhlte seine Holzskulpturen
mit festem Standort im Rücken aus. Können folgedessen die Bohrungen im
Sockel so gedeutet werden, daß der Staufener St. Joseph eine neue Bestimmung
als Prozessionsfigur erhielt und dadurch eine Bearbeitung des Rückens
erforderlich wurde? Jedenfalls dürfte die Statue nach dem Befund der rückseitigen
Kartusche im Jahre 1799 farblich neu gefaßt worden sein. Die Suche
in den Kirchenbüchern nach Leuten mit den Initialen R: V: verlief ergebnislos16
-1. Sollte „R:V:1799<: darum einfach mit „Renoviert 1799" zu erklären sein?
Dem widersprechen wohl die in die Kartusche eingemalten Arbeitsgeräte der
Bergleute, die auf einen Zusammenhang mit dem zu Staufen heimischen
Silber- und Erzbergbau hinweisen165e. Wie dem sei, eines darf ich nicht vergessen
zu erwähnen. Der im Jahre 1799 amtierende Stadtvogt Joseph Frick165f
gehörte zum ausgedehnten Verwandtenkreis des Bildhauers Sellinger. Noch

165 Pfarrarchiv Endingen, ältestes Ehebuch von St. Peter, o. S.

165a Die Kenntnis verdanke ich einer brieflichen Mitteilung von Herrn Bürgermeister Dr. Eckart Ulmann.
Staufen (27. April 1965).

165b Stadtarchiv Staufen: Zeitungsaufsatz „Die St.-Johannes-Einsiedelei bei Staufen" von Rudolf Hugard
im Staufener Wochenblatt Nr. 54 vom 22. März 1894. — Außerdem Angaben in der Veröffentlichung
,.Die Sladtkirchc zu Staufen und ihre Kapellen" von H. H. Geistl. Rat Weitzel (Pfarrarchiv Staufen),
die noch 1965 im Libertas-Verlag Stuttgart erscheinen soll.

165c Der Höllenberg hieß 1684 „Dürrer Buck", bei Rudolf Hugard 1895 Stationenberg sowie 1894 St.-Johannes-
Berg, während heute der Volksmund vom Josefsbergle (!) spricht.

165d Herr Oberlehrer Paul Priesner, Freiburg, durchforschte mir seine Photokopien der Staufener Kirchenbücher
.

165e Stadtarchiv Staufen: Zeitungsaufsatz „Ein Eisenhochofen bei Staufen" von Rudolf Plugard im Staufener
Wochenblatt Nr. 5 vom 5. Januar 1907.

165t Stadtarchiv Staufen: Zeitungsaufsatz ..Staufener Bürgerfamilien" von Rudolf Hugard im Staufener
Wochenblatt Nr. 149 vom 20. Dezember 1892.

89


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0089