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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0094
Wer einen Blick in das Testament Johann Christian WENZINGERs177
wirft, kann sich über die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen des gefeierten
Künstlers nach Merdingen informieren. Eine Frage drängt sich auf: Gehörte
der in Merdingen geborene Bildhauer Seilinger auch zu jenem Kreis tüchtiger
Berufsgenossen, die der große Freiburger Rokokomeister an Verdienst und
Ruhm teilhaben ließ? Nach meinem Dafürhalten ist die Frage zu verneinen.
Es sei denn, daß Forschungen oder Zufall den Beweis künstlerischer Zusammenarbeit
zwischen Wenzinger und Sellinger erbringen könnten. Die stilistischen
Eigentümlichkeiten Sellingers verlockten J. Chr. Wenzinger wohl nicht dazu,
unseren Bildhauer als Hilfskraft zu beschäftigen. Außerdem darf der Wettbewerb
nicht vergessen werden, den beide 1754 um die Aufnahme in das
Bürgerrecht der Freiburger Universität austrugen. Es ist aufschlußreich, wie
verschieden sie auf die Beschlüsse und Forderungen des Senates reagierten.
Sellingers Anbiederung stand in auffallendem Gegensatz zu der krassen Art
Wenzingers, in der die Verbindung zur Universität gelöst wurde. Nach solch
mißtönendem Auftakt (oder war es ein Abbruch?) persönlicher Beziehungen
dürfte zwischen beiden Konkurrenten kein freundschaftliches Verhältnis gepflegt
worden sein. Daß Wenzinger 1757 jenen Fidelis Sporer, der vier Jahre
zuvor unserem Bildhauer bei der Bewerbung um Aufnahme in die Freiburger
Bauzunft unterlegen war, zum Mitarbeiter für die große Arbeit in St. Gallen
erkor, spricht zu allem nicht für eine Einbeziehung J. B. Sellingers in den
Wenzingerkreis.

Johann Adam BRETZ, Kunstschreiner und Altarbauer, beantragte am
12. Juni 1752 beim Freiburger Rat die Aufnahme in die Zunft178. Am 27. November
1724 zu Zaingrub bei Gars am Kamp geboren179, erlangte Bretz nach achtjähriger
Wanderschaft die Bürgerrechte in Freiburg, „weillen d selbe martin
stehlin des zftigen Schreiner mstr180 Tochter zu heirathen intentionieret". Mit
dem tüchtigen Altarbauer arbeitete J. B. Sellinger 1763 imNeuershausen zusammen
. Als im Mai jenes Jahres für die Wallfahrtskirche von Kirchhofen fünf
neue Altäre bestellt wurden, bestimmte eine Klausel des Kontraktes, daß Bretz
„die figuren samt Zierathen, und laubwerkh von Herren faller zu sanct peter
oder einem anderen welchen tit. herr Wentzinger vorzuschlagen belieben wird",
anfertigen lassen müsse181. Wollte Wenzinger die Beteiligung ihm nicht genehmer
Bildhauer (vielleicht Sellingers) verhindern? Dem Einvernehmen
zwischen Bretz und Sellinger schadete dies keineswegs. Zunftmeister J. A. Bretz
unterstützte bei den Erbschaftsverhandlungen des Jahres 1781 die Witwe des
Bildhauers Sellinger, damit die allseitig guten Beziehungen unterstreichend.

Einen persönlichen Zusammenhang belegen die Ratsprotokolle auch zwischen
dem Freiburger Baumeister Gerhard HAUBER182 und J. B. Sellinger. Am
8. Februar 1762188 schwor unser Bildhauer den Eid als Waisenvogt des
Sohnes184, den Hauber aus dritter Ehe hinterließ.

ITT (Ziff. 2) sowie P. P. Albert, Chr. Wentzingers Letzter Wille und Nachlaß, S. 10 — 7.
1TS Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 153, S. 229, 244, 249, 257, 275, 279.

179 Mitteilung von H. H. Prälat Karl B. Thalinger, Gars am Kamp, Niederösterreich (11. Mai 1961) — Pfarrarchiv
Gars am Kamp, Taufbuch Tom XI Fol. 194.

ISO Martin Stehlin — Altäre der Kirche St. Thomas in Betzenhausen (Pfarrarchiv Lehen: Kirchenrechnung
Betzenhausen 1659—1752) sowie Hochaltar Lehen 1737/38 (Mitteilung von Frau Dr. L. Noack-Heuck, Frbg.).

181 Lore Noack-Heuck, „Die Kirche von Kirchhofen" in Freiburger Zeitung vom 1. August 1936, S. 62.

182 Friedrich Hefele, Vorarlberger und Allg. Bauleute, Alemania, IV, 3, S. 112 — Hauber verheiratete sich
entgegen den Angaben Hefeies dreimal: 1. 4. März 1715 Maria Fr. Mayerin, Freiburg; 2. 21. Juli 1758
A. M. Seitzin aus Markdorf, Witwe des Malers Joseph Korb, Pfarrhaushälterin in Hugstetten; 5. 25. Oktober
1740 A. C. Stehlerin, Preiburg.

183 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 160, Fol. 115.

184 Dompfarrarchiv Freiburg, Taufbuch 1733—1754, S. 147: Alexander Lambertus Hauber, geb. 5. Sept. 1741.

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