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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0100
sten aller Fastnachtsfiguren des Schwarzwalds, auf dem „Schuddig". Über Herkunft
und Bedeutung von Namen und Maske ist schon mancherlei vermutet
und geschrieben worden3. Auf Grund von Mitteilungen des um die Ortsgeschichte
Elzachs verdienten Fabrikanten Fritz Gysier und lebhaft unterstützt
von Bürgermeister Adolf Rapp kam Hermann E r i s Busse gleich beim
ersten Anhieb seiner Nachforschungen auf die, wie wir sehen werden, richtige
Spur. In seiner Studie über „Die Elzacher Fastnacht"4 stieß er in den Ratsprotokollen
des 17. Jahrhunderts auf den „Schurtag", beraubte sich aber alsbald
selbst weiterer Erkenntnisse, indem er schreiben zu müssen glaubte: „Es sind
wenige Hinweise vorhanden und die Eintragungen der Gerichtstage, die sich an
zwei oder drei Stellen mit Vorkommnissen am sogenannten Schurtag beschäftigen
, lassen keine Schlüsse etwa auf das Wort Schuddig zu." Gleichzeitig
gab er aber einige von den Belegen wieder, die wir, mehrfach ergänzt, nachmals
zu erörtern haben. In seiner umfangreichen Darstellung über „Alemannische
Volksfasnacht"5 kam Busse, nun ganz in mythischen Bezirken sich bewegend,
auf die alte Spur überhaupt nicht mehr zurück: die Ableitung einer so urtümlich
anmutenden Figur wie des Schuddig von einem spät geprägten, mit
dem kirchlichen Bereich eng verknüpften Brauchtum war damals eben nicht
zeitgemäß.

In Wirklichkeit ist es eben doch so: der Schuddig ist sprachlich, mindestens
in seiner Umwelt auch sachlich, wenn auch nicht bestimmt nachweisbar in seineräußeren
Form, aus dem Schurtag hervorgegangen. Um dies deutlich genug aufzuzeigen
, sind einige Umwege notwendig, die mit mir zu gehen ich den Leser
bitten muß.

I.

Im Oberrheingebiet diesseits und jenseits des Stromes finden sich häufig
Belege für den schurtag, schaurtag6. Sie stehen mit dem Aschermittwochbrau
c h t u m in absolut sicherer Verbindung. Besonders dicht fallen die
urkundlichen Zeugnisse im Raum zwischen Dreisam und unterer Murg, vor
allein im Einzugsgebiet der Kinzig. Am besten sind wir über den Schurtag in
Wolf ach unterrichtet7, wo die hauptsächlich der Stadtrechnung entnommenen
Belege in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurückreichen. Zunächst wird
der Aschermittwoch nicht ausdrücklich als Schurtag bezeichnet, die Übereinstimmung
ergibt sich aber aus späteren Belegen.

1548: „Uff den escherigen mitmoSx underthan mit den meuchlen [Küchlein]
11 ß U."

1551: „Uberthan wie man die meuchla uff der stuben gessen 81/2-$ Strassb."

1564: „Uff den aschermitwoch überthan, als der amtman sampt dem land-
schreiber und seiner frauen gast gewesen und die meichlin geessen worden
, sampt gigerlon ... 14 ß 5^."

3 Zuerst, soviel ich sehe, von F. P f a f f , Fastnacht im Elztal, Alemannia III/3 (1911). S. 122.

4 Mein Heimatland (Badischc Heimat) 13 (1926), S. 11 ff.

5 Vom Bodensee zum Main 45 (2 1958).

6 F. J. M o n e , Volksfeste, ZG Oberrhein 17 (1864), S. 186 ff; Volkssitten und Gebräuche, 20 (1867), S. 74 ff.
1 M o n e , a. a. O. 20, S. 76 f. K. Disch, Chronik der Stadt Wolfach (1920), S. 114, 437 ff. J. Kraus-

b e c k , Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet, Ortenau 36 (1955), S. 132.

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