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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0111
an anderen Orten tritt jedoch die Verbindung mit der Gemeinfron und - - im
Zusammenhang mit dem Fronzeichen — der vertragliche Charakter der von der
Stadt gewährten Gegenleistung hervor. Weit mehr als in Wolfach, der fürsten-
bergischen Amtsstadt, wo die herrschaftlichen Beamten auch beim Schurtag
den Ton angeben, bleibt man in Elzach unter sich. Zünftisch-genossenschaftliche
Elemente bestimmen Motive und Riten. Das Fronzeichen wird ja auch für die
der Stadt zu leistende Gemeinfron, nicht für eine Herrschaftsfron gewährt.
Dies hat dem Elzacher Schurtag eine dauerhafte eigene Note gegeben: Fronzeichen
und Schurtag bilden rein innerstädtische Formen aus und führen das
Brauchtum auch über die Zeiten des Herrschaftswechsels unangefochten hinaus.

Eines aber unterscheidet Elzach mit seinem Schurtag von allen anderen
Schwarz waldorten, die ähnliche Schurtagsbräuche kennen: nirgends sonstwo
ist der Schurtag-Schurtig in das Fastnachtsbrauchtum des 19. Jahrhunderts
und der Gegenwart mit seinem alten Namen eingegangen. InElzach jedoch
lebt der Schurtig im Elzacher Schuddig weiter. Diese Behauptung
bedarf noch einer näheren Begründung.

Der Schuddig, die in ihrer Art einmalige und von der Elzacher Narrenzunft
gegen Mißbrauch und Nachahmung streng verteidigte Hauptfigur der
Elzacher Fastnacht, ist sprachlich unmittelbar aus dem Schurtag hervorgegangen
. Ständige Abschleifung hat aus dem schurtag, wie unsere Belege
ergaben, zunächst den schuriig gemacht. Als der alte Schurtag im Laufe der
Jahre, vor allem nach Beseitigung der rechtlich gesicherten bürgerlichen Gemeinfron
und mit dem Verschwinden anderer altertümlicher Rechte und Lasten
in Vergessenheit geriet, als zudem unter der Einwirkung der Geistlichkeit der
Schurtag-Aschermittwoch immer stärker aus dem Fastnachtsbrauchtum herausgenommen
wurde, verflachte das Wort weiter: aus dem sclxurtig wird der
schuddigS5. Die Wortbildung ist dieselbe, wie wir sie in Teilen des niederalemannischen
Sprachgebietes auch bei Wochentagen finden: Schwarzwälder
Mundarten sprechen z. B. den Freitag - - im Gegensatz zu den Leuten „im
Scbwobe dusse"80, die fritig sagen ■ als friddig aus. Das den Sprachfluß
hemmende r in schurtag-schurtig wird, ähnlich wie beim Donnerstag-dimscfrciig
ausgeschieden.

Was Namen und brauchtümliche Umgebung anlangt, ist die Herkunft der
Elzacher Schucldig-Figur danach klargelegt. Nichts dagegen ist vorerst ausgesagt
über die äußere Erscheinung des Schuddig mit seiner bei allem
Formenreichtum typischen Maske, seinem mit Schneckenhäuschen besetzten
Dreispitz und dem scharlachroten Flecklehäs. Darüber nun ist leider in den
Protokollen und in anderen urkundlichen Quellen so gut wie nichts zu finden.
Immerhin dürfen wir schon hier auf die hernach (unter V) in ihrem für uns
wesentlichen Inhalt wiedergegebene Beschwerdeschrift des Schultheißen Heberle
von 1671 verweisen. Dort ist von „Fastnachtspihl und dollen Dänz" und von
Rathauszechen die Rede, bei denen in die Fastnachtsferien kommende Studenten
, Elzacher Bürgersöhne, „verklaidter pflegen zu kommen." Man kann
daraus schließen, daß die Verkleidung nicht eine Gewohnheit der Elzacher
Bürger war, sondern von außen her nach Elzach getragen wurde. Mehr zu

85 Die spraehwisseiischaftl. Korrektheit der Ableitung hat mir Herr Kollege Bruno Boesch, Freiburg i. Br.
(früher Zürich) dankenswerterweise bestätigt. Die anläßlich eines Gesprächs mit Ernst Ochs, Freiburg
i. Br. (f) von diesem vermißten Zwischenstücke (sdiurtig, sdiurdig) konnten inzwischen (vgl. Anm. 78,
81 f.) erbracht werden.

SO So nennen die Schwarzwälder die Bevölkerung der Baar und der schwäbischen Gäulandschaften.

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