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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0117
löhnerarbeit. Immerhin hat dieses „unvermöglich Örtlein", dessen Einwohner
„nie zu einer ansehnlichen Nahrung kommen können", in den letzten Jahren
für fast 900 Gulden Schulden bezahlt, bzw. Glocken und eine Uhr angeschafft,
Die Haslacher werden als gehorsame, stille, einfältige, nicht bösartige Leute
bezeichnet. Wenn sie Fehler begehen, dann weniger aus Bosheit als aus einer
gewissen Trägheit und Nachlässigkeit, schädlich war auch die Nachsicht der
vorherigen Dorfvorgesetzten.

Bei den Verbesserungsvorschlägen kommt schon beim ersten die pädagogische
Zielsetzung, aber auch das merkantilistische Denken Saltzers zum
Vorschein. Die Einwohner sollen besonders abgehalten werden, in Freiburg, wo
sie Frucht und andere „Consunrfibilien" kaufen, unnötig Geld zu verzehren. Es
soll also der Müßiggang verhindert und damit kein Geld ins Ausland getragen
werden. Auf einer ähnlichen Ebene liegt auch der Vorschlag, Kinder und
schwache Weibspersonen zum Leinen- und Wollespinnen anzuhalten. Ein Lieblingsgedanke
Saltzers, der immer wiederkehrt, begegnet uns ebenfalls schon
bei Haslach: Junge Leute, die nicht zum „Bauern Wesen nötig sind", sollen als
Handwerker ausgebildet werden. Die übrigen Vorschläge befassen sich mit der
Verbesserung der Wirtshäuser, dem Bau einer Mühle und dem Erwerb der
Felder, die Ausmärkern gehören, außerdem soll die Gemeinde, die ihr Holz
in der Fremde kaufen muß, Laubholz anpflanzen.

Die ganze Sympathie des Oberamtmannes gehört der nächsten Vogtei:
Opfingen. Diese Gemeinde zählt zusammen mit St. Nikolaus 150 Haushaltungen
, die sich fast alle ernähren können. Opfingen war vor 20 Jahren noch
verschuldet, hat jetzt aber ein Gemeindevermögen von 6600 Gulden. In den
sonst so nüchternen Bericht kommt geradezu eine Begeisterung, wenn es dann
weiter heißt: „Es ist wahr, es ist ein gesegnetes Dorf, es hat Frucht und Wein
zur Notdurft, Kraut und Hanf zu Gewinst, Nuß, Rüben und dgl. zum Überfluß
." Dazu kommen Wälder und Weiden, Matten und Wässerung, Eckericht
und Mühlengewerbe. Ebenso vorbildlich werden dann die Einwohner von
Opfingen geschildert: Sie sind still, fromm und einfältig, fleißig und Feinde
der Schwelgerei. Da sie weder zu arm noch zu reich sind, gibt es hier keine Mißgunst
. Jeder lebt vergnügt, und es können Jahre vergehen, ohne daß ein
einziger Mann von dem Oberamt belangt wird. Daß hier die herrschaftliche
Schuldigkeit willig bezahlt wird, wundert uns jetzt nicht mehr. Die eigentliche
Ursache dieser erfreulichen Verhältnisse sieht Saltzer im Vogt (Bürgermeister),
dem die Gemeinde „unendlich viel zu danken hat". Er schreibt zwar schlecht,
handelt aber vortrefflich und ist ein ehrlicher Mann, alles in allem „ein Exem-
pel, wieviel an einem rechtschaffenen Vorgesetzten gelegen". In einer solchen
Mustergemeinde gibt es selbst für den kritischen Oberamtmann nichts zu verbessern
, höchstens könnte man den Holzgenuß - - Opfingen besitzt bis heute
einen großen Gemeindewald, aus dem die Einwohner Bürgernutzen beziehen -
zugunsten von Haslach einschränken, ein allerdings zu menschenfreundlicher
Gedanke!

Nicht ganz so günstig liegen die Verhältnisse im benachbarten Thiengen, das
ebenfalls einen großen und guten Bann besitzt. Die Bewohner ernähren sich
neben dem Getreidebau von etwas Viehzucht und Hanf und anderen „Denreen
(Eßwaren) als Kraut, Rüben und Erdäpfel". Die Qualität des Weines ist nicht
hervorragend. Neben den Wirtshäusern und einer Öltrotte wird noch ein Schönfärber
aus Pforzheim erwähnt, der mit „ziemlichem Succeß" sein Gewerbe
ausübt. Die Gemeinde, die 72 Haushaltungen zählt, besitzt einen Gemeinde-

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