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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0118
wald, der aber kein Bauholz liefert. Auch in Thiengen haben sich die Genieindefinanzen
gebessert, 1300 Gulden Schulden sind bezahlt worden, 1200 Gulden
wurden verbaut.

Über die Einwohner ist Saltzer nicht so des Lobes voll wie in Opfingen,
immerhin, sie leben ziemlich vergnügt und glücklich. Ein Krebsübel, dem des
Oberamtmannes besondere Aufmerksamkeit gilt, ist hier beseitigt worden: Die
sogenannten Lumpen wurden „zu paaren getrieben". Saltzer versteht darunter
die Spieler, Felddiebe und Nachtschwärmer, von denen früher eine Anzahl in
Thiengen anzutreffen war. Wenn auch Pfarrer, Schule und Vogt nicht zu
beanstanden sind, so gibt es doch noch in der Gemeinde einige „Gebrechen".
So zahlt das adlige Gut Wangen an die Gemeinde keine Steuer, außerdem sind
die meisten Anwesen mit zuviel Bodenzinsen belastet, die, wenn sie gewissenhaft
bezahlt würden (!), überhaupt nicht zu entrichten wären. Saltzer macht
hier den Vorschlag, diese Gefälle mit Unterstützung der Herrschaft abzulösen.
Schließlich macht der Bericht auf eine wichtige landesherrliche Verordnung
aufmerksam, die in Thiengen zuwenig beachtet werde. Wiegen des Bauholzmangels
sollten bei Türen und Fenstern Schwellen und Rahmen aus Stein
erstellt werden, es sei außerdem überflüssig, daß außer Kirchen Pfarr-, Schul-
und Wirtshäusern noch andere Gebäude mit „doppelten Stöcken" errichtet
würden.

Wenn in der Denkschrift Opfingen als Musterdorf der unteren Vogteien
herausgestellt wurde, so entlädt sich der ganze Zorn Saltzers auf Mengen. Zwar
ist dieses ansehnliche Dorf (122 LIaushaltungen) mit allen Vorzügen ausgestattet
: der Bann ist groß, fruchtbar und bringt herrliche Früchte, die Matten sind
genügend bewässert, ein Gemeindewald ist vorhanden. Um so schlimmer ist
es mit den Inwohnern bestellt. Sie besitzen mehr Witz als alle, aber auch mehr
Bosheit. Sie können sich so verstellen, daß der Nebenmensch ihre Absicht so
geschwind nicht merken kann. Neid, Haß und Mißgunst sind ihre Schoßsünden,
und daher herrscht immer Uneinigkeit unter ihnen. Die Ursache dieses obrigkeitlichen
Zorns zeigt sich deutlich im nächsten Satz: „Sie dünken sich zu klug,
als daß sie den höheren Verordnungen mit willigem Gehorsam folgen sollten,
deshalb müssen sie wie Bauern gezwungen werden." Allerdings muß Saltzer
zugeben, daß die Einwohner von Mengen gute „Haushälter" sind. Sie haben
sich neben dem Körneranbau auf die Viehmast spezialisiert. Ab jedem Frühjahr
werden etwa 100 Ochsen gemästet (zum Teil mit Rüben) und bis nach
Straßburg und Basel verkauft. Bei diesem gesegneten Ort, dessen Gemeindefinanzen
sich ebenfalls erheblich verbessert haben, ist in ökonomischer Weise
nichts zu verbessern, dafür ist im sittlichen Zustand vieles zu „desiderieren".
Und dann wird am Schluß behutsam darauf hingewiesen, wo der Hebel anzusetzen
wäre. Die Einkünfte der Pfarrei müßten verbessert werden. Anscheinend
war die Pfarrstelle in Mengen, deren Pfarrhaus in Bechtoldskirch weit außerhalb
des Dorfes lag, wegen der schlechten Besoldung nicht begehrt, so daß sie
selten von „guten Subjektis" besetzt war.

Den Gang durch die unteren Vogteien beschließen die beiden Gemeinden
Schallstadt und Wolfenweiler. Beide Dörfer sind bis heute durch die gemeinsame
Pfarrei und die gemeinsame Allmende im Mooswald eng miteinander
verbunden. Schallstadt zählt mit Föhrenschallstadt 75 Haushaltungen, Wolfenweiler
mit Leutersberg 88. Neben den herkömmlichen Anbaufrüchten, wie
Getreide, Hanf, Kraut, Bohnen, Rüben und Erdäpfeln steht hier der Weinbau
an erster Stelle. Es wird viel Wein und von guter Sorte angebaut und zum Teil

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